Wirtschaftsumfeld | Rumänien | Investitionsklima
Rumänien bietet ein gewinnendes Investitionsklima
Unternehmen schätzen Rumänien als Wachstumsmarkt. Das Land hat eine strategisch bedeutende Position für internationale Lieferketten und verfügt über reiche Erdgasvorkommen.
17.03.2025
Von Dominik Vorhölter | Bukarest
Der Standort Rumänien gehört innerhalb der EU zu den Volkswirtschaften mit einem stabilen Wachstum. Mit dem Schwarzmeerhafen in Constanta und der Donau ist das Land ein Bindeglied der Lieferketten von Europa in die Türkei in Richtung Südkaukasus. Diese Route des mittleren Transportkorridors gewinnt durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine an Bedeutung.
EU fördert Infrastrukturausbau
Gleichzeitig schreitet der Infrastrukturausbau in Rumänien voran. Derzeit sind zahlreiche Autobahnprojekte in der Umsetzung. Auch den intermodalen Verkehr will die Regierung weiter ausbauen. Dies fördert eine bessere Integration der rumänischen Wirtschaft in europäische Wertschöpfungsketten. Für die Projekte stehen reichlich EU-Fördermittel innerhalb des Förderzeitraums 2021 bis 2027 zur Verfügung.
Strukturelle Probleme verlangsamen Umsetzung von Großprojekten
Die größten Risiken, die Unternehmen beklagen, sind struktureller Natur. So ist etwa der Ausbau der Strom- und Straßennetze im Land nicht überall auf gleichem Niveau. Bei der Standortauswahl sollten Unternehmer berücksichtigen, dass es neben den sich gut entwickelten Wirtschaftszentren Bukarest, Cluj, Brasov, Sibiu, Timisoara und Iasi auch Regionen gibt, die vergleichsweise schlechter an Hauptverkehrsadern angebunden sind und weniger Stromtrassen besitzen. Dass der Ausbau der Infrastruktur langwierig ist, liegt auch an administrativen Prozessen und fehlenden Katastereinträgen von privatem Landbesitz.
Erdgas sichert mittelfristig die Energieversorgung
Rumänien verfügt über reiche Erdgasvorkommen im Schwarzen Meer. Dies macht das Land interessant, denn während der Transformation hin zur klimaneutralen Strom- und Wärmeerzeugung drohen keine Engpässe mit der Versorgung. Im Schwarzen Meer liegt das Erdgasfeld "Neptun Deep", eines der größten Erdgasvorkommen in Europa. Der österreichische Öl- und Gaskonzern OMV investiert gemeinsam mit dem rumänischen Gasproduzenten Romgaz in dessen Erschließung.
Rumänien hat eine Chance, zu einem bedeutenden Energieversorger der EU aufzusteigen. Das Land besitzt eigene Erdgasvorkommen, die OMV-Petrom ab 2027 verkaufen will. Davon hat sich Deutschland bereits einen Anteil gesichert. Der deutsche Staatskonzern Uniper hat im Januar 2025 einen fünfjährigen Abnahmevertrag über 15 Terawattstunden Erdgas aus dem Schwarzen Meer mit OMV-Petrom geschlossen. Das entspricht ca. 1,3 Milliarden Kubikmeter. Schätzungen zufolge lagern in dem Gasfeld 200 Milliarden Kubikmeter Erdgas. Rumänien könnte so künftig zu einem europäischen Erdgaslieferanten aufsteigen.
Die Energiebranche gehört darüber hinaus zu den Branchen, in die zunehmend Investitionen fließen. Rumänien will, wie alle anderen EU-Mitgliedstaaten auch, bis 2050 klimaneutral werden. Die größte Herausforderung dabei ist der Ausbau der erneuerbaren Energien und der Ausstieg aus der Energieversorgung aus fossilen Quellen.
Trend geht zu mehr Wertschöpfung
Rumänien hat als Standort für Hochtechnologie an Bedeutung gewonnen. Stärker als seine Nachbarn Serbien und Bulgarien entwickelt sich das Land zum Anbieter von hochwertigen IT- und Software-Dienstleistungen jenseits von Outsourcing. In der Automobilindustrie erweitern deutsche Zulieferer wie Bosch oder Continental ihre Produktion und investieren in Forschungs- und Entwicklungszentren und entwickeln zusammen mit rumänischen Universitäten ein Cluster für Halbleiterproduktion.
Die Unternehmen profitieren von großzügigen steuerlichen Anreizen. Auch in anderen Branchen zeichnet sich eine neue Entwicklungsstufe zu mehr Wertschöpfung ab. Das zeigt sich unter anderem in einer steigenden Nachfrage des verarbeitenden Gewerbes an Maschinen und Ausrüstung, die Unternehmen größtenteils aus Deutschland, Italien und Frankreich importieren, wie aus Daten von UN Comtrade hervorgeht.
Unternehmen | Branche | Umsatz (in Mrd. Euro) 2022 |
---|---|---|
Lidl | Einzelhandel | 3,7 |
Kaufland | Einzelhandel | 3,2 |
E.ON | Energie | 2,6 |
Metro | Gastronomie | 1,9 |
Star Assembly | Automotive | 1,8 |
Die meisten ausländischen Direktinvestitionen, die Rumänien anzieht, fließen in die verarbeitende Industrie, das Baugewerbe, in Immobilientransaktionen, in den Handel sowie in die Finanz- und Versicherungswirtschaft. Dabei zieht Bukarest mit Abstand das meiste Kapital an. Die Hauptstadt konzentriert 68 Prozent des landesweiten Bestands der ausländischen Direktinvestitionen. Danach binden Zentralrumänien 8,3 Prozent und Westrumänien 7,4 Prozent des FDI-Bestands.
Deutsche Firmen sind zwar in Rumänien die größten Investoren, jedoch haben sie es zunehmend schwer, gut ausgebildete Fachkräfte in Rumänien zu finden, heißt es im aktuellen Konjunkturbericht der AHK. Angesichts stark steigender Arbeitskosten konkurriert der Standort Rumänien zunehmend mit anderen europäischen Ländern.
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