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Special | Philippinen | Global Gateway

Erdbeobachtungsprogramm Copernicus startet auf den Philippinen

Das europäische Erdbeobachtungsprogramm Copernicus hat seit Oktober 2024 seinen ersten Standort in Südostasien. Dort stehen die Geodaten für verschiedene Anwendungen zur Verfügung.

Von Boris Alex | Kuala Lumpur

Die Europäische Kommission fördert im Rahmen ihrer Global-Gateway-Initiative auch Projekte in den Philippinen. Im Mittelpunkt stehen Vorhaben zur nachhaltigen Wirtschaftsentwicklung, für die insgesamt 466 Millionen Euro bereitstehen. Im Bereich digitale Transformation und Konnektivität wurde 2023 das "National Copernicus Capacity Support Action Programme for the Philippines" (CopPhil) gestartet. Es ist eines von 14 Global-Gateway-Leuchtturmprojekten in Südostasien und das einzige in den Philippinen.

Satellitendaten werden lokal gespiegelt und gespeichert

Ziel von CopPhil ist der Aufbau des ersten Erdbeobachtungssystems in Südostasien. Dabei werden die mit Hilfe der europäischen Sentinel-Satelliten gewonnenen, hochauflösenden Geoinformationen in Echtzeit in einem Datenzentrum mit einer Kapazität von 720 Terabyte in den Philippinen gespiegelt und lokal gespeichert (Mirror Site). Diese Daten können dann beispielsweise von Behörden, Forschungseinrichtungen aber auch von privaten Unternehmen in den südostasiatischen Ländern kostenlos für ihre jeweiligen Zwecke und Anwendungen genutzt werden.

Für das CopPhil-Programm hat sich im Rahmen der Team-Europe-Initiative die Europäische Kommission mit den EU-Mitgliedstaaten Frankreich und Finnland sowie der Europäischen Weltraumorganisation ESA zusammengeschlossen. Das Leuchtturmvorhaben wird von der EU mit 10 Millionen Euro aus den Mitteln für die bilaterale Zusammenarbeit unterstützt. Projektpartner auf philippinischer Seite sind die Philippine Space Agency (PhilSA) und das Department of Science and Technology (DOST). Die philippinische Raumfahrtbehörde ist auch für den Aufbau der physischen Infrastruktur und den Betrieb des Datenzentrums zuständig.

Was ist eine Team-Europe-Initiative (TEI)?

In einer Team-Europe-Initiative tritt die EU nicht als einzelner Akteur auf, sondern schließt sich mit Gruppen interessierter Mitgliedstaaten zusammen. Zu Team Europe gehören zudem die Europäische Investitionsbank (EIB), die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) sowie die Entwicklungsbanken der Mitgliedstaaten, beispielsweise die deutsche KfW. Jede Team-Europe-Initiative hat einen bestimmten regionalen und/oder thematischen Schwerpunkt. So können sich die EU-Länder entsprechend ihrer Interessen, Expertise und Kapazitäten flexibel einbringen.

Anwendung im Katastrophenschutz und in der Landwirtschaft

Im Oktober 2024 ging die Mirror Site offiziell online und die Copernicus-Geodaten sind seitdem öffentlich zugänglich. In der nächsten Projektphase geht es darum, Anwendungen für die Daten sowie konkrete Geschäftsmodelle zu entwickeln. Das Einsatzgebiet ist dabei sehr breit. So können mit den Daten zur Bodenbewegung auf einer Fläche von 150.000 Quadratkilometern regionale Frühwarnsysteme für Naturkatastrophen wie Erdbeben, Überschwemmungen oder Erdrutsche aufgebaut werden. Auch Umweltkatastrophen wie Waldbrände oder Ölteppiche werden anhand der Echtzeitdaten frühzeitig erkannt, so dass die Behörden schneller reagieren können.

Das zweite Anwendungsgebiet ist die Kartierung von natürlichen und menschengemachten Veränderungen der Bodenbedeckung. Die Behörden können anhand der Satellitendaten beispielsweise die Baumdichte überwachen und auf diesem Weg illegale Abholzungen erkennen. Die Geodaten kartieren zudem die Anbauflächen unter anderem von Mais, Bananen und Zuckerrohr mit einer Auflösung von zehn Metern. Das ermöglicht den Landbesitzern, den Gesundheitszustand der Pflanzen einzuschätzen, sowie den Düngemitteleinsatz und die Bewässerung zu optimieren. 

CopPhil bietet darüber hinaus Potenzial in den Bereichen Raumplanung, Smart-Farming und nachhaltigem Tourismus. Ein weiteres Einsatzgebiet ist der Seeverkehr. Da Copernicus Informationen über Wind- und Wellenbedingungen liefert, kann anhand dieser Daten der Treibstoffverbrauch von Schiffen optimiert werden.

Ausweitung auf andere südostasiatische Staaten geplant

Im Rahmen des CopPhil-Programms will die EU privatwirtschaftliche Initiativen und die Entwicklung von Geschäftsmodellen, die auf einer Nutzung der Copernicus-Daten beruhen, finanziell unterstützen. Hierfür sind weitere 10 Millionen Euro vorgesehen. 

Zudem soll das Programm auf andere Länder der Association of Southeast Asian Nations (ASEAN)-Staatengemeinschaft ausgeweitet werden, wobei die Philippinen als Hub fungieren. Länder wie Thailand und Indonesien haben bereits ihr Interesse an einer Nutzung der Geoinformationen bekundet. Mittelfristig will die EU ein Netz von "Copernicus-Partnern" in Südostasien aufbauen.

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