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Interview | Polen | Robotik

"Die Unsicherheit auf europäischen Märkten drückt die Stimmung"

In Polen stagniert die Industrieproduktion. Unternehmen geben daher weniger für Automatisierung aus. Doch es gibt Lichtblicke, berichten Branchenvertreter.

Von Christopher Fuß | Warschau

Jakub Stanczak, CEO, Taskoprojekt, Automatisierung in Polen Jakub Stanczak, CEO, Taskoprojekt, Automatisierung in Polen | © Taskoprojekt

Taskoprojekt gehört zu den führenden Anbietern von Automatisierungslösungen in Polen. Als der landesweit größte Integrator von KUKA-Robotern entwirft und baut das Unternehmen Produktionslinien für unterschiedliche Branchen. Die Situation in vielen Industriezweigen ist angespannt, sagt Jakub Stanczak, CEO von Taskoprojekt.

Welche Fortschritte machen die produzierenden Unternehmen Polens bei der Automatisierung?

In letzter Zeit sind die Investitionen in die Automatisierung leider ins Stocken geraten. Unsere Kunden in Polen zögern und verschieben wichtige Entscheidungen in die Zukunft. Die Unternehmen fragen sich, ob jetzt der richtige Zeitpunkt ist, um neue Projekte zu starten.

Warum die Zurückhaltung?

Die Nachfrage nach verschiedenen Industriegütern geht zurück, und zwar europaweit. Unsere Kunden aus dem verarbeitenden Gewerbe wissen nicht, auf welche Bestellgrößen sie sich vorbereiten müssen. Wenn unsere Kunden investieren, beispielsweise in neue Roboter, dann benötigen sie Gewissheit, dass die Maschinen auch ausgelastet sein werden. Die Unsicherheit auf den europäischen Märkten drückt die Stimmung. Es gibt kein klares Signal, dass die Wirtschaft in Europa wieder anspringt.

Was ist Ihre Strategie in diesem schwierigen Marktumfeld?

Unsere Auftragsbücher sind gegenwärtig noch gut gefüllt. Allerdings bemerken wir, dass weniger neue Bestellungen bei uns eintreffen. Viele unserer Kunden befinden sich in einer ähnlichen Lage. Unsere Lösung ist die Internationalisierung. Wir haben Projekte in Deutschland, Österreich und Ungarn sowie neuerdings auch in den USA.

Welche Industrien sind in einer besseren Position?

Ganz klar die Bahnindustrie! Sie investiert in neue Technologien. Wir verhandeln aktuell mit mehreren Zulieferern aus der Bahnindustrie und Herstellern von Schienenfahrzeugen, die ihre Anlagen modernisieren wollen. Auch aus der Automobilindustrie gibt es positive Signale, trotz der allgemein schwierigen Situation in dieser Branche. Premiumhersteller führen neue Modelle ein, die vollständig automatisiert produziert werden sollen.

Warum investieren Ihre Kunden in Automatisierung?

Ich möchte drei Gründe hervorheben. Erstens fehlen uns qualifizierte Mitarbeiter. Zweitens steigen die Kosten für gut ausgebildete Fachkräfte. Drittens können wir mit der Automatisierung eine reproduzierbare Qualität bei der Produktion von Teilen garantieren. Kleine Fehler in der Produktion führen zu Reklamationen oder zum Stopp der Produktabnahme beim Kunden. Deshalb bauen wir zunehmend Produktionslinien, die mit Bildverarbeitungssystemen ausgestattet sind, um die Qualität der produzierten Teile zu überprüfen.

Welche Bedeutung haben die neuen europäischen Fördergelder? Einige Programme sollen Unternehmen dabei helfen, ihre Anlagen zu modernisieren.

Nach unserer Wahrnehmung reichen diese Subventionen in der Regel nicht aus. Sie sind damit für viele unserer Kunden von geringem Interesse. Ein Problem, das wir beobachten, ist, dass ein Unternehmen zunächst in Vorleistung gehen muss. Es besteht daher ein Restrisiko, dass der vereinbarte Betrag am Ende nicht wie geplant erstattet wird.

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