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Anzahl stationärer Geschäfte steigt wieder an
Der stationäre Einzelhandel in Polen gewann 2021 nach der Coronaflaute wieder an Gewicht. Da weite Teile der Bevölkerung sparen müssen, sehen Discountmärkte 2022 ihre Chance.
28.11.2022
Von Beatrice Repetzki | Berlin
Nach der Coronakrise und den erzwungenen Geschäftsschließungen vor allem im Jahr 2020 wagten sich 2021 wieder mehr Einzelhändler auf den polnischen Markt. Am Jahresende gab es laut der Analyse des Binnenhandels "Rynek Wewnętrzny 2021" (Binnenmarkt 2021) des Statistischen Hauptamtes GUS rund 331.000 stationäre Geschäfte. Das waren circa 11.100 mehr als Ende 2020 (+3,5 Prozent), jedoch noch nicht so viele wie Ende 2019 (333.000 Geschäfte).
Größere Verkaufsfläche
Die Verkaufsfläche vergrößerte sich 2021 auf 38,1 Millionen Quadratmeter (+2,5 Prozent gegenüber 2020). Die Bedeutung größerer Flächen erhöhte sich etwas zu Lasten kleinerer Flächen. Kompakte Supermärkte verzeichneten anzahlmäßig den stärksten Zuwachs. Auf ein Geschäft entfielen Ende 2021 durchschnittlich 115 Einwohner (Ende 2020: 119).
Flächengröße in Quadratmetern | Anteil 2019*) | Anteil 2020*) | Anteil 2021*) |
---|---|---|---|
bis 99 | 40,9 | 40,6 | 39,4 |
100 bis 399 | 13,0 | 12,4 | 12,2 |
400 bis 999 | 18,4 | 19,3 | 20,5 |
ab 1.000 | 27,7 | 27,7 | 27,9 |
Die Anzahl der Super- und Hypermärkte stieg 2021 um 8,3 Prozent, sodass auf jedes Geschäft durchschnittlich 4.016 Einwohner entfielen (Ende 2020: 4.370). Den Anteil dieser Großmärkte an den gesamten Einzelhandelsumsätzen einschließlich Tankstellen schätzt GUS auf 27,6 Prozent (2020: 28,3 Prozent).
Vielfach gehören diese Großmärkte ausländischen Betreibern. Die durchschnittliche Fläche der Großmärkte mit ausländischem Kapitalanteil betrug Ende 2021 rund 684,4 Quadratmeter, wogegen jene in polnischem Privatbesitz durchschnittlich lediglich 210,9 Quadratmeter boten (jeweils Unternehmen mit mindestens zehn Beschäftigten). Die Flächen der ausländischen Betreiber wurden 2021 insgesamt etwas größer. Während ihre Anzahl um 4,3 Prozent stieg, wuchs ihre Gesamtfläche um 4,8 Prozent.
Ende 2020 | Ende 2021 | |
---|---|---|
Anzahl der Großmärkte | 17.395 | 18.140 |
Anteil an der Gesamtzahl der Geschäfte (in %) | 5,4 | 5,5 |
Fläche der Großmärkte (in 1.000 qm) | 11.847,4 | 12.415,2 |
Anteil an der Gesamtfläche (in %) | 31,9 | 32,6 |
Discounter im Kommen
Der Trend zu Discountmärkten setzt sich auch 2022 fort. Die Konsumenten müssen nun wegen der hohen Inflationsrate und der steigenden Energiekosten ihre Ausgaben begrenzen und noch stärker auf die Preise achten. Laut einer Analyse von GfK Polonia sanken die Verkäufe von Artikeln des täglichen Bedarfs (fast moving consumer goods; FMCG) in den ersten acht Monaten 2022 real um 1,6 Prozent und stiegen nominal um 9,5 Prozent gegenüber Januar bis August 2021.
Der Anteil von Eigenmarken an den Verkäufen beträgt laut dem Direktor von GfK Polonia, Michał Maksymiec, inzwischen 21 Prozent. Discountmärkte hätten bei schnelldrehenden Konsumgütern bereits einen Marktanteil von 40 Prozent. So will auch die Groß- und Einzelhandelsgruppe Eurocash laut ihrem Vorsitzenden Paweł Surówka ihre Preise möglichst auf das Niveau der Discounter senken. Eurocash, zu der unter anderem die Kette ABC gehört, will jährlich rund 500 neue Geschäfte in Polen eröffnen.
Die umsatzstärkste Discounterkette Biedronka mit ihren rund 3.300 Märkten steigerte in den ersten drei Quartalen 2022 ihre Verkäufe auf Złoty-Basis nominal um 23 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 12,7 Milliarden Euro. Auf diesem Erfolgspfad will Aldi mit derzeit etwa 221 Geschäften in Polen folgen. Aldi plant, die Anzahl seiner Märkte in Polen bis Ende 2023 um 50 Prozent zu erhöhen.
Neu auf den polnischen Markt tritt laut dem Branchenportal retailnet.pl Woolworth mit einem ersten Geschäft im Krakauer Handelspark Atut im Mai 2023. Im April 2024 will die mit Pepco konkurrierende deutsche Kette im Nachbarland bereits 15 bis 25 Märkte betreiben, längerfristig soll die Zahl der Filialen auf 400 steigen.
Die Supermarktkette Żabka könnte mit ihren 8.718 Filialen Ende September 2022 die ABC-Kette zahlenmäßig überrundet haben und damit auf Platz 1 geklettert sein. Laut Pressemeldungen erwägt der Eigner von Żabka, der US-Fonds CVC, die Supermarktkette an der Warschauer Börse zu notieren. Auch zeigt sich der polnische Staat daran interessiert, die Kette aufzukaufen. Die Aktiva der russischen Sportartikelkette Go Sport mit ihren 36 polnischen Filialen stehen sanktionsbedingt zum Verkauf.
Handelskette | Umsatz |
---|---|
Jeronimo Martins (Biedronka) | 15,0 |
Lidl | 5,3 |
Eurocash | 3,7 |
Żabka Polska | 3,3 |
Dino Polska | 3,0 |
Auchan | 2,5 |
Euro Net | 2,5 |
Terg (Media Expert) | 2,4 |
Kaufland | 2,4 |
Carrefour | 2,1 |
Rossmann | 2,1 |
Zahlreiche Kfz-Händler
Während 2021 weitere Lebensmittelfachgeschäfte hinzu kamen, sank die Anzahl derer mit einem breiten, nicht spezialisierten Sortiment gegenüber 2020 leicht. Rückläufig war auch die Anzahl der Geschäfte für Innenausstattungen einschließlich Geräte. Dagegen eröffneten neue Läden für Bekleidung. Besonders stark aber erhöhte sich die Anzahl der Kfz-Händler.
Tankstellen spielen mit ihrem Zusatzsortiment sowie den mit ihnen verbundenen Läden und Cafés als Alternative zum sonstigen Einzelhandel eine wichtige Rolle. Sie haben den Vorteil, dass sie auch sonntags öffnen dürfen. Tankstellen fungieren zudem als Abholstellen für den Onlinehandel. Ihre Anzahl stieg 2021 laut GUS leicht auf 8.128 (2020: 8.120).
Ende 2020 | Ende 2021 | Veränderung | |
---|---|---|---|
Insgesamt | 319,9 | 331,0 | 3,5 |
Lebensmittel, allgemein | 65,6 | 65,1 | -0,8 |
Körperpflegemittel/ Kosmetika | 7,4 | 7,4 | 0,0 |
Textilien | 5,3 | 4,4 | -17,0 |
Bekleidung | 32,8 | 34,7 | 5,8 |
Schuhe/ Lederartikel | 6,0 | 5,8 | -3,3 |
Möbel/Beleuchtungsgeräte | 7,7 | 7,6 | -1,3 |
Audio-/ Video-/ Hausgeräte | 4,6 | 4,2 | -8,7 |
Kfz | 18,6 | 22,1 | 18,8 |
GUS registrierte außerdem 2021 landesweit 2.116 ständige Straßenmärkte (2020: 2.122). Dort wurden bei insgesamt rund 86.900 (86.600) Ständen Kleinhandelsverkäufe erfasst, von denen mit 45.200 (45.700) über die Hälfte täglich geöffnet hatten. Hinzu kamen 6.635 (6.246) saisonale Straßenmärkte.