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Branchen | Polen | Elektromobilität

Kaufprämie für Elektroautos geht in die zweite Runde

Polen kündigt höhere Zuschüsse für den Kauf von Elektroautos an. Eine neue Prämie stößt bei Verbänden aber auf wenig Gegenliebe.

Von Christopher Fuß | Warschau

Polens staatlicher Umweltfonds NFOŚiGW (Narodowy Fundusz Ochrony Środowiska i Gospodarki Wodnej) will den Absatz von Elektro-Pkw mit einer neuen Kaufprämie fördern. Das Programm richtet sich an Privatpersonen und Gewerbetreibende (Jednoosobowa działalność gospodarcza). Käufer erhalten bis zu 9.400 Euro Zuschuss für ein neues Elektroauto. 

Die Förderung greift allerdings nur dann, wenn das Fahrzeug nicht mehr kostet als 52.600 Euro. Das Gesamtbudget des Programms liegt bei 375 Millionen Euro. Die Gelder stammen aus dem Wiederaufbaufonds der EU. Unterstützung gibt es sowohl bei Kaufverträgen wie auch bei Leasingverträgen.

Abwrackbonus für Benziner und Dieselfahrzeuge

Interessenten müssen eine Reihe von Bedingungen erfüllen, um die volle Prämie zu erhalten. Pluspunkte gibt es beispielsweise, wenn Antragsteller ihr altes Verbrennerauto verschrotten lassen. Privatpersonen bekommen außerdem nur dann den Höchstbetrag, wenn das Jahreseinkommen nicht über 28.000 Euro liegt.

Die Prämie ist der Nachfolger des Programms "Mein Elektrischer" (Mój Elektryk). Hier gab es bis zu 6.300 Euro an Zuschüssen für einen Elektro-Pkw. Das Budget der Maßnahme geht zu Ende, weshalb NFOŚiGW seit September 2024 beispielsweise keine Anträge für die besonders beliebten Leasingverträge mehr annimmt.

Unternehmen haben das Nachsehen

Der Verband für alternative Antriebe PSNM (Polskie Stowarzyszenie Nowej Mobilności) kritisiert die Anforderungen der Neuauflage von "Mein Elektrischer" scharf. Gegenüber der früheren Auflage richtet sich die Prämie diesmal nur noch an natürliche Personen. Laut PSNM erfolgten aber bis zu 60 Prozent aller bislang eingereichten Anträge durch Unternehmen beziehungsweise juristischen Personen. Das bedeutet: Diejenigen, die am meisten an der Förderung interessiert sein könnten, dürfen das neue Programm nicht nutzen.

Außerdem bemängelt der Verband, dass es sich bei dem Höchstpreis von 52.600 Euro um den Bruttopreis handelt, also inklusive Mehrwertsteuer. Der Nettopreis darf demnach nicht über 42.800 Euro liegen. Aus Sicht des PSNM verschlechtern sich damit die Bedingungen für Gewerbetreibende. In der ersten Auflage von "Mein Elektrischer" gab es zwar auch einen Höchstpreis von 52.600 Euro, allerdings galt dieser in einigen Fällen ohne Mehrwertsteuer.

Verband bezeichnet Prämie als realitätsfern

Ferner kritisiert der PSNM die Einkommensschwelle von 28.000 Euro als zu niedrig. Der Abwrackbonus sei außerdem weniger als der typischerweise erzielbare Preis eines Verbrenners am Gebrauchtwagenmarkt. Für Interessenten ergebe es daher mehr Sinn, eine niedrigere Prämie in Kauf zu nehmen, dafür aber den alten Benziner oder Diesel zu verkaufen. 

Insgesamt fällt der Verband ein vernichtendes Urteil: "Wir müssen mit Bedauern festhalten, dass es ein schlecht konzipiertes Programm ist", beklagt PSNM-Vorstandsmitglied Aleksander Rajch in einer Presseerklärung.

Das neue Prämienprogramm "Mein Elektrischer 2.0" startet laut Medienberichten im 1. Quartal 2025. PSNM hofft, dass der Umweltfonds noch vor dem Startschuss nachbessert.

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