Branchen | Polen | Elektromobilität
Elektroautos verlieren in Polen Marktanteile
Zwar steigen in Polen entgegen dem europäischen Trend die Verkaufszahlen von Elektroautos, andere Fahrzeugsegmente wachsen aber schneller. Gleichzeitig steigt der Druck aus China.
13.12.2024
Von Christopher Fuß | Warschau
Bislang spielen batterieelektrische Fahrzeuge (BEV) auf Polens Straßen keine große Rolle. Zwischen Januar und September 2024 hatten laut Automobilverband PZPM (Polski Związek Przemysłu Motoryzacyjnego) nur 3,1 Prozent aller neu zugelassenen Fahrzeuge einen reinen Elektroantrieb. Der EU-Durchschnitt liegt laut europäischem Automobilverband ACEA (Association des Constructeurs Européens d'Automobiles) bei 13 Prozent.
Miniwachstum und mehr Konkurrenz
Damit bleibt Elektromobilität in Polen ein Nischenthema, obwohl der Absatz zulegt. Die Verkaufszahlen von BEV stiegen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 2,8 Prozent. Allerdings sanken die Marktanteile von Elektromodellen, weil sich der Rest des Fahrzeugmarktes mit einem Plus von 13,8 Prozent deutlich besser entwickelte.
Immerhin können einige deutsche Autobauer von dem Absatzplus bei BEV profitieren. Mercedes-Benz und BMW beispielsweise verkauften zwischen dem 1. und 3. Quartal 2024 zusammen rund ein Viertel mehr Elektro-Pkw in Polen als im Vorjahreszeitraum. Die Marke Volkswagen hingegen muss ein Minus von 45,5 Prozent verkraften.
Konkurrenzprodukte aus China drängen in den Markt. Der Autobauer Volvo, der zur chinesischen Geely Holding gehört, ist zwischen Januar und September 2024 laut Verkaufszahlen die zweitbeliebteste Elektro-Pkw-Marke Polens. Auf Platz 1 steht Tesla. Hauptverantwortlich für Volvos rasanten Aufstieg ist der Kompakt-SUV EX30, der auf der Geely-Fahrzeugplattform SEA basiert. Eine weitere Automarke mit chinesischem Eigentümer in den Top-10 der beliebtesten Elektro-Pkw Polens ist MG.
Automarke | Erstanmeldungen | Veränderung zum Vorjahreszeitraum |
---|---|---|
Tesla | 3.656 | 7,7 |
Volvo | 1.131 | 312,8 |
Mercedes-Benz | 1.099 | 28,7 |
BMW | 876 | 20 |
Audi | 814 | -11,9 |
Deutsche Hersteller verdoppeln ihren Absatz
Besonders dynamisch entwickelt sich aber das Segment Hybridfahrzeuge. Während Plug-In-Hybride (PHEV) ihren Absatz zwischen Januar und September 2024 um 6,5 Prozent steigern konnten, wuchsen die Verkaufszahlen von gewöhnlichen Hybriden (HEV) sogar um 35,3 Prozent. Fast die Hälfte aller neu zugelassenen Pkw in Polen haben mittlerweile eine Variante des Hybridantriebes.
Es gibt Automarken aus Deutschland, die schneller wachsen als der Markt. Mercedes-Benz verkaufte in den ersten drei Quartalen 2024 beispielsweise mehr als doppelt so viele HEV-Fahrzeuge als im Vorjahr. Die Luxusmarke Porsche verzeichnet bei den PHEV ein Plus von 116,5 Prozent.
Die wachsende Beliebtheit der Hybridfahrzeuge ist auch deshalb bemerkenswert, weil es abseits von Nachlässen auf die einmalig erhobene Verbrauchssteuer (Akzise) für diese Fahrzeuge keine nennenswerten Förderungen oder Prämien gibt.
Die Kaufprämien für batterieelektrische Pkw hingegen sollen Ankündigungen zufolge zum Jahresanfang 2025 neu aufgelegt werden.