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Polen wird zur Batteriehochburg

Dank zahlreicher internationaler Investoren gehört Polen heute zur Spitzengruppe der Batteriehersteller in Europa. Neue Anlagen entstehen auch mit deutschem Know-how.

Von Christopher Fuß | Warschau

Anfang Oktober 2023 konnte der Batteriestandort Polen einen weiteren Erfolg verbuchen. Das Unternehmen Ionway, ein Joint Venture des Volkswagen-Konzerns und des belgischen Unternehmens Umicore, baut bis 2025 ein Werk für aktives Kathodenmaterial (Cathode Active Materials, CAM). Es handelt sich um einen wesentlichen Bestandteil von Batterien für Elektrofahrzeuge. Die Kosten des Großprojekts im südpolnischen Nysa liegen bei fast 1,7 Milliarden Euro. Polens Staatskasse übernimmt davon rund 350 Millionen Euro.

Schwerpunkt liegt auf dem Export

Das geplante Werk befindet sich in guter Nachbarschaft. Im gleichen Ort steht bereits eine Kathodenfabrik von Umicore im Wert von 660 Millionen Euro. Die beiden Fabriken werden Materialien für die Batterieproduktion im niedersächsischen Salzgitter liefern. Zusätzliche Kapazitäten sind auch deshalb nötig, weil Volkswagen als Hersteller elf neue Elektromodelle bis 2027 auf den Markt bringen will. Dadurch steigt der Bedarf nach Batterien und deren Komponenten.

Es könnte darum nicht die letzte Investition des Konzerns in Polen gewesen sein. Ionway sucht laut einer Pressemitteilung nach einem weiteren Standort für die Produktion von sogenanntem Vorläufermaterial (Precursor cathode active material, pCAM) ebenfalls ein wichtiger Batteriebaustein. Ob die Fabrik in Polen entsteht, bleibt offen. Marcin Graczyk, Pressesprecher der polnischen Investitionsagentur PAIH (Polska Agencja Inwestycji i Handlu), gibt sich im Wirtschaftsmagazin Puls Biznesu zuversichtlich: "Wir sind sicher, dass die bisherigen Erfahrungen, die Ionway in Polen gemacht hat, das Unternehmen davon überzeugen werden, weitere Investitionen in unserem Land zu tätigen."

Viele Batteriezulieferer in Polen arbeiten für Abnehmer im westlichen Europa. Der aus China stammende Elektrolyt-Hersteller Guotai-Huaron Poland hat im April 2023 mit der Produktion in Niederschlesien begonnen. Das hergestellte Material geht unter anderem an die Batteriefabrik des Unternehmens CATL in Thüringen.

Neue Wertschöpfungsketten entstehen

Doch auch Autowerke in Polen beziehen Vorprodukte aus Deutschland. Mercedes-Benz produziert in Jawor Elektrobatterien, rund eine Autostunde von der Grenze mit Sachsen entfernt. Das für die Produktion nötige batteriefähige Lithiumhydroxid wird ab 2026 aus dem deutschen Ort Guben kommen, wo das kanadisch-deutsche Unternehmen Rock Tech Lithium einen entsprechenden Lithiumhydroxid-Konverter baut. Es ist die erste Anlage dieser Art in Europa. Auch Mercedes-Benz investiert. Eine 1,3 Milliarden Euro teure Produktionsstätte für Elektro-Kastenwagen entsteht am Batteriestandort Jawor.

Nicht nur Mercedes-Benz greift für Elektromobilitätsprojekte tief in die Tasche. Bereits seit einigen Jahren arbeitet bei Wrocław eines der weltweit größten Batteriewerke für Elektrofahrzeuge. Der Eigentümer - der südkoreanische LG-Konzern - gibt am Standort bis 2025 weitere 370 Millionen Euro aus. Dadurch soll die Produktion von derzeit 70 Gigawattstunden auf 115 Gigawattstunden steigen, meldet der polnische Mobilitätsverband PIRE (Polska Izba Rozwoju Elektromobilności).

Zulieferer aus Südkorea folgen dem Beispiel von LG und investieren in Polen. Eine Tochter der SK Gruppe begann bereits 2021 mit dem Bau einer 1,3 Milliarden Euro teuren Fabrik bei Katowice. Ab 2024 sollen hier Separatoren für Lithium-Ionen-Akkus entstehen. Ein weiteres Unternehmen der SK Gruppe will im ostpolnischen Stalowa Wola Kupferfolie produzieren. Die Abnehmer stehen bereits fest. Der schwedische Batteriehersteller Northvolt, der aktuell in Gdańsk ein Werk fertigstellt, hat mit SK einen Liefervertrag im Wert von über 1 Milliarde Euro unterschrieben. Das berichtet das Branchenportal elektromobilni.pl.

Maschinenbau beobachtet die Entwicklungen

Die neuen Standorte in Polen eröffnen auch deutschen Unternehmen weitere Absatzchancen, denn für den Bau von Batterien und Komponenten müssen Fertigungsanlagen her. In einem Strategiedokument vom März 2023 schreibt der deutsche Branchenverband VDMA: "Eine Befragung von Expert:innen aus dem europäischen Maschinen- und Anlagenbau lässt davon ausgehen, dass der steigende Bedarf an Fertigungsanlagen weltweit auch das Branchenwachstum für den deutschen beziehungsweise europäischen Maschinen- und Anlagenbau positiv beeinflusst. Laut Angaben der Teilnehmenden ist der hier [in Deutschland und Europa] ansässige Maschinen- und Anlagenbau führend im Thema der Prozessautomatisierung."

Doch nicht nur internationale Investoren schaffen neue Kapazitäten. Der polnische Batteriehersteller Impact erweitert seine Anlagen. Der Produktionsausstoß wird von derzeit 0,6 Gigawattstunden pro Jahr auf 1,2 Gigawattstunden ab 2024 steigen. Eine langfristige Zielmarke lautet 4 Gigawattstunden. Die dafür nötige Montagelinie stammt aus dem Hause der Teamtechnik Production Technology. Das Unternehmen ist ein polnisch-deutsches Joint Venture, an dem die polnische Investmentgesellschaft TDJ und die deutsche Dürr-Gruppe beteiligt sind. Laut einer Pressemitteilung ist es das größte Batterielinien-Projekt der Teamtechnik in Polen. Impact liefert Akkusysteme für schwere Fahrzeuge. Laut Firmenangaben fahren 90 Prozent aller Elektrobusse in Polen mit einer Batterie von Impact. Einer der wichtigsten Kunden ist der Bushersteller Solaris.

Unklar ist, wie es nach den Parlamentswahlen im Oktober 2023 und dem bevorstehenden Machtwechsel in Polen mit einem Flaggschiffprojekt der scheidenden Regierung weitergeht: dem Bau des Elektroautos Izera. Die staatliche Gesellschaft ElectroMobility Poland erwarb im September 2023 kurz vor der Parlamentswahl das Grundstück für die geplante Fabrik in Jaworzno. Der chinesische Geely-Konzern steht als Technologiepartner der Fahrzeugplattform fest. Allerdings ist es ElectroMobility Poland bislang nicht gelungen, einen strategischen Investor zu finden. Die Finanzierung ist nicht gesichert. Die bei der Parlamentswahl siegreichen Oppositionsparteien stehen dem Izera-Projekt sehr kritisch gegenüber.

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