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Branchen | Slowakei | Energiespeicherung, Batterien

Auch die Slowakei bekommt eine große Batteriefabrik

Im Rennen um Investoren für Batteriefabriken hat die Slowakei einen Punktsieg gelandet. Bei Nitra soll eine Gigafactory entstehen, an der eine einheimische Firma beteiligt ist.

Von Gerit Schulze | Bratislava

Monatelang hatte Tschechien auf eine Gigafabrik des Volkswagenkonzerns gehofft. Nun vermeldet das Nachbarland Slowakei einen Ansiedlungserfolg: In Šurany, rund 90 Kilometer östlich von Bratislava, will das chinesisch-slowakische Gemeinschaftsunternehmen Gotion InoBat eine große Batterieproduktion aufziehen. Am 22. November 2023 wurde dafür eine Absichtserklärung mit der slowakischen Regierung unterzeichnet. Darin verpflichten sich die Investoren, 2024 mit dem Bau zu beginnen. Die Regierung sagt zu, Fördermittel bereitzustellen und das Baugrundstück zu erschließen.

Nach Berechnungen der Slovenská sporiteľňa, der größten Geschäftsbank des Landes, könnte die Fabrik die Wirtschaftsleistung der Slowakei um bis zu 4 Prozent erhöhen. Experten der Geschäftsbank rechnen mit Investitionen von mindestens 2 Milliarden Euro in der ersten Bauphase.

Gemeinschaftsprojekt mit China

Der chinesische Batteriehersteller Gotion High-Tech war erst im September 2023 mit 25 Prozent beim slowakischen Start-up InoBat eingestiegen. Ziel war es, die Versorgung von InoBat mit Vorprodukten (vor allem Lithium) zu stärken und beim Hochfahren der Produktion zu helfen. Nun wollen beide gemeinsam eine Gigafabrik bei Nitra errichten. 

InoBat gehört in Europa zu den führenden Entwicklern von Batterietechnologien. Im Rahmen der EU-Förderung für wichtige Projekte von europäischem Interesse (IPCEI) wurde InoBat als eines von 14 Pilotunternehmen ausgewählt. Grund ist das von den Slowaken entwickelte Energiespeichersystem auf Basis von Redox-Flow-Batterien (RFB). Es ermöglicht die Langzeitspeicherung von Energie in großem Maßstab und stellt laut IPCEI-Webseite weltweit den neuesten Stand der Technik dar.

Auch Volkswagen ist indirekt beteiligt

Gotion High-Tech ist spezialisiert auf die Entwicklung und Produktion von Speichertechnologien, besonders Lithium-Ionen-Batterien für Fahrzeuge. Die Chinesen bauen außerhalb ihres Heimatlandes bereits eine Batteriefabrik in den USA und hatten weitere Projekte in Marokko, Spanien und Serbien angekündigt. Das Unternehmen gehört weltweit zu den führenden Anbietern und kooperiert mit mehreren internationalen Autoherstellern. Volkswagen (VW) hält an Gotion eine Minderheitsbeteiligung von 24,77 Prozent und wird von dem Unternehmen mit Batterien beliefert. 

Die VW-Beteiligung an dem Projekt ist insofern interessant, da Volkswagen erst im Oktober 2023 mitteilte, vorerst keine Batteriefabrik in Mittelosteuropa bauen zu wollen. Als Grund wurde der schwache Absatz von Elektroautos genannt. 

Wichtiger Meilenstein für Technologiewandel

Für die Slowakei wäre die Batteriefabrik ein wichtiger Meilenstein, um den Technologiewandel der Automobilindustrie im Land voranzubringen. Schließlich entfällt rund ein Drittel des Autowertes heute auf die Batterie, sagte der Chef des slowakischen Verbands der Elektromobilität (SEVA), Patrik Križanský, der Wirtschaftszeitschrift Trend. Diese Wertschöpfung finde derzeit noch komplett außerhalb des Landes statt.

Die Autobranche ist der wichtigste Wirtschaftszweig der Slowakei, litt in den vergangenen Jahren aber unter der Coronapandemie, Lieferengpässen und zurückhaltender Nachfrage in Europa. Der bisherige Höchststand von 1,1 Millionen Fahrzeugen im Jahr 2019 wurde seitdem nicht wieder erreicht. 

Hochlauf der Elektromobilität steht an

Eine höhere Gesamtproduktion dürfte spätestens 2026 zu erwarten sein, wenn Volvo Cars als fünfter Automobilkonzern eine Fabrik im Land eröffnet. In dem Werk bei Košice sollen bis zu 250.000 Elektroautos pro Jahr hergestellt werden. Auch Jaguar Land Rover in Nitra will bis zum Ende des Jahrzehnts weitgehend auf Elektroautos umstellen und hat dafür Investitionen von mehreren Hundert Millionen Euro angekündigt. 

In den slowakischen Fabriken von Volkswagen, Stellantis und Kia Motors läuft die Umstellung auf alternative Antriebe ebenfalls. Citroën wird ab 2024 den vollelektrischen ë-C3 in Trnava produzieren. Das erhöht den Bedarf an Batterien in den kommenden Jahren. SEVA-Direktor Križanský rechnet damit, dass die Slowakei mindestens zwei Batteriefabriken bräuchte, um den Bedarf der einheimischen Fahrzeugbranche zu decken. 

Die neue Gigafactory von Gotion InoBat ist daher nicht das einzige Projekt zur Batterieproduktion in der Slowakei. Auch Porsche plant über seine Werkzeugbau-Tochter eine Produktionsstätte an seinem Standort Horná Streda, nordwestlich von Bratislava.

Eckdaten zur geplanten Batteriefabrik von Gotion InoBat
  • Baustart: 2024
  • Produktionsstart: 2. Quartal 2026
  • volle Produktion ab 2027
  • Anfangskapazität pro Jahr: 20 Gigawattstunden (GWh)
    (das würde für rund 330.000 Fahrzeuge reichen)
  • geplante Ausbaukapazität von 40 GWh
  • mehrere Tausend Arbeitsplätze
  • Flächenbedarf: 65 Hektar
  • Nötige Investitionen: 2 Milliarden Euro für ersten Bauabschnitt
  • Mögliche Erhöhung des Bruttoinlandsprodukts um 1,5 bis 4 Prozent

Quellen: InoBat, Slovenská sporiteľňa 2023

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