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Regierung bekennt sich zum Bau des Flughafens CPK

Nach dem Regierungswechsel im Oktober 2023 stand der geplante Großflughafen in Zentralpolen auf der Kippe. Nun gibt es Klarheit - und einige wichtige Änderungen.

Von Christopher Fuß | Warschau

Kleiner und später, im Gegenzug aber günstiger als ursprünglich geplant: Das sind die wichtigsten Änderungen am Flughafenprojekt CPK (Centralny Port Komunikacyjny). Premierminister Donald Tusk erklärte auf einer Pressekonferenz, sein Kabinett werde das Investitionsvorhaben der Vorgängerregierung fortsetzen - allerdings in abgewandelter Form. Statt der ursprünglich prognostizierten 40 Millionen Fluggäste im ersten Jahr soll das geplante Luftfahrtzentrum zwischen Warschau und Łódź nach der Eröffnung nur 34 Millionen Passagiere abfertigen können.

Die ersten Flugzeuge werden 2032 vom CPK abheben. Die Vorgängerregierung hielt bis zuletzt am Jahr 2028 als Eröffnungsdatum fest - obwohl die staatliche CPK-Projektgesellschaft weder die nötigen Grundstücke gekauft noch mit den Bauarbeiten begonnen hatte. Die verkleinerten Dimensionen des Flughafens tragen dazu bei, dass die Baukosten von den ursprünglich veranschlagten 36,5 Milliarden Euro auf 30,5 Milliarden Euro sinken, erklärte der Regierungsbeauftragte für den CPK, Maciej Lasek. Die Summe beinhaltet auch Ausgaben für neue Straßen und Schienen rund um den Flughafen.

Geht es nach den Vorstellungen der polnischen Regierung, wird die staatliche Fluggesellschaft LOT bis zu 60 Prozent aller Slots am neuen Flughafen belegen. Das geht nicht ohne neue Flugzeuge. Die Flotte der LOT verdoppelt sich bis zum Jahr 2032 von heute 76 Maschinen auf 135 Maschinen, kalkuliert Maciej Lasek. Im Fokus stehen Großraumflugzeuge. Sie kommen typischerweise auf langen Strecken, beispielsweise nach Asien, zum Einsatz. Der Bestand dieser Maschinen wird sich den Plänen zufolge ebenfalls verdoppeln. LOT setzt bei Großraumflugzeugen bislang auf Boeing-Maschinen des Typs 787 Dreamliner.

Chancen für kleinere Flughäfen

Polen verfügt schon heute über ein dichtes Netz an Flughäfen, vor allem im Umkreis der Ballungsräume. Einige Regionen befürchteten, der CPK bedeute das Aus für bereits existierende Luftverkehrszentren. Doch soweit soll es nicht kommen. Der CPK werde andere Flughäfen nicht verdrängen, versprach Donald Tusk. "Die modernen Regionalflughäfen sind für uns ein echter Schatz. Wir werden ihre Entwicklung weiterhin unterstützen", sagte der Premierminister Polens.

Das gelte zum Beispiel für den Flughafen Modlin rund 50 Kilometer nördlich von Warschau. Hier starten vor allem Billigfluggesellschaften wie Ryanair und Wizzair. Zu den geplanten Investitionen gehört eine Eisenbahnlinie, die über den Hauptbahnhof Modlin zum Flughafen führt.

Die Änderungen am CPK-Konzept betreffen auch den Chopin-Flughafen in Warschau. Noch ist er mit knapp 20 Millionen Fluggästen pro Jahr Polens größtes Luftfahrtzentrum. Die Vorgängerregierung wollte den Passagierverkehr am Flughafen Warschau mit der Eröffnung des CPK schließen. Donald Tusk distanziert sich von diesem Plan.

Der Premierminister bleibt aber vage, wie die langfristige Perspektive des Flughafens in Warschau aussehen könnte: "Die Zukunft des Chopin-Flughafens wird sich entscheiden, wenn von Baranów (Standort des CPK, Anm. der Redaktion) ab 2032 die ersten Flugzeuge abheben. Wenn wir von 34 Millionen Passagieren in Baranów ausgehen, wird sich die Funktion des Warschauer Flughafens sicherlich ändern", sagte Tusk.

Für die kommenden Jahre stehen die Zeichen am Chopin-Flughafen auf Wachstum. Der Regierungsbeauftragte Maciej Lasek versprach Investitionen, um das steigende Passagieraufkommen bis zur Eröffnung des CPK bedienen zu können.

Neues Schienenkonzept

Aktuell verbindet die zweispurige Autobahn A2 die Städte Warschau und Łódź. Um Staus im Umkreis des neuen Flughafens zu vermeiden, werden jeweils zwei weitere Spuren in beide Fahrtrichtungen entstehen. Außerdem sollen zusätzliche Eisenbahnverbindungen die Fluggäste zum CPK bringen. Die Vorgängerregierung wollte das Luftfahrtzentrum mit neuen Hochgeschwindigkeitsstrecken aus allen Landesteilen verbinden. 

Das Team um Donald Tusk kündigte an, einige der geplanten Bahnstrecken fortzuführen, allerdings nicht mit dem CPK als zentralem Drehkreuz. Stattdessen verspricht die Regierung, die Ballungsräume Polens besser miteinander zu vernetzen. Fahrten ab Warschau in die Städte Katowice, Gdańsk, Wrocław oder Poznań würden dann nicht länger als rund 100 Minuten dauern. Für die Strecke Warschau - Wrocław benötigen Reisende heute mehr als doppelt so viel Zeit. Die Spitzengeschwindigkeit der Züge soll bei bis zu 320 Kilometern pro Stunde liegen, statt den bislang anvisierten 250 bis 300 Kilometern pro Stunde.

Das Herzstück der Eisenbahnpläne bildet die sogenannte Y-Verbindung. Sie führt von Warschau über den CPK nach Łódź und gabelt sich dann nach Poznań im Nordwesten und Wrocław im Südwesten. Mit 18 Milliarden Euro verschlingt die geplante Verbindung rund 60 Prozent der Projektkosten des CPK. Läuft alles reibungslos, geht die Strecke im Jahr 2035 in Betrieb. Weitere geplante Hochgeschwindigkeitsstrecken führen von Katowice nach Ostrava in Tschechien.

Anders als von der Vorgängerregierung angedacht werden auch bestehende Gleise modernisiert und für Hochgeschwindigkeitszüge ausgebaut. Der Staatssekretär im Infrastrukturministerium Piotr Malepszak erklärte, man werde außerdem den regionalen Zugverkehr weiterentwickeln. Einen Zeitplan für Verbindungen abseits der Y-Strecke gibt es nicht.

Die nächsten Schritte

Die staatliche Projektgesellschaft des CPK kündigt auf ihrer Webseite eine Reihe von Ausschreibungen an. Schon bald will das Unternehmen Angebote für den Bau des Tunnels für Hochgeschwindigkeitszüge unter der Stadt Łódź entgegennehmen. Außerdem werde man "ein Dutzend weiterer Verträge für Planungs- und Vorbereitungsarbeiten unterzeichnen und weitere Ausschreibungen für die Durchführung von Planungsarbeiten bekannt geben", heißt es auf der Webseite.

Parallel dazu führt die CPK-Projektgesellschaft seit Januar 2024 Beratungsgespräche mit Lieferanten von Schienenfahrzeugen. Die Ergebnisse dieses Dialogs werden in die Ausschreibung für neue Eisenbahnen einfließen.

Alle Ausschreibungen rund um Planung und Bau des Großflughafens CPK und der ergänzenden Bahnstrecken veröffentlicht die Betreibergesellschaft auf einer Onlineplattform.

Weitere Informationen über Ausschreibungen und Projektfortschritte stellt das Unternehmen auf Englisch auf seiner Internetseite zur Verfügung.

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