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Zuschüsse für emissionsfreie Lkw wohl erst 2025

Eine Prämie für emissionsfreie Lkw startet voraussichtlich später als geplant, dafür aber mit größerem Etat. Es ist nicht die einzige Beihilfe, die Polens Umweltfonds vorbereitet.

Von Christopher Fuß | Warschau

Polen erhöht das Budget eines geplanten Zuschussprogramms für emissionsfreie Lastwagen. Der staatliche Umweltfonds NFOŚiGW (Narodowy Fundusz Ochrony Środowiska i Gospodarki Wodnej) will die Maßnahme mit insgesamt 460 Millionen Euro ausstatten. Das ist doppelt so viel, wie im Entwurf aus dem Frühjahr 2024 angedacht war. Branchenverbände hatten bei Beratungen dafür plädiert, die Mittel aufzustocken.

Unter das Programm fallen beispielsweise Lkw mit einem Elektro- oder Wasserstoffantrieb. Kauft eine Firma ein emissionsfreies Fahrzeug mit einem Gewicht zwischen 3,5 Tonnen und 12 Tonnen (Fahrzeugklasse N2), zahlt der Umweltfonds eine Prämie von bis zu 90.000 Euro. Liegt das Gewicht des Transportfahrzeugs bei über 12 Tonnen (Fahrzeugklasse N3), dann steigt der Zuschuss auf mehr als 170.000 Euro. Bei großen Unternehmen darf die Prämie maximal 30 Prozent der Kosten des Fahrzeuges abdecken. Kleine Unternehmen können sich bis zu 60 Prozent des Lkw-Preises erstatten lassen. Unterstützung gibt es auch für Leasingverträge. 

Fördergelder sollen Branche zukunftssicher machen

Branchenvertreter wie der Polnische Verband für neue Mobilität PSNM (Polskie Stowarzyszenie Nowej Mobilności) begrüßen die Zuschüsse. "Dank des Programms können die Unternehmen des Transportsektors ihre Flotte modernisieren. Das wird zur Steigerung ihrer Wettbewerbsfähigkeit auf dem europäischen Markt beitragen", kommentiert der Verband auf seiner Internetseite. 

Hintergrund: Polnische Transportfirmen legen im europäischen Vergleich die meisten Tonnenkilometer zurück. Emissionsfreie Lkw machten zwischen Januar und September 2024 aber nur 0,4 Prozent aller neu zugelassenen Lkw in Polen aus. IKEA und Volkswagen gehören zu den wenigen Unternehmen, die bereits Elektrolaster auf polnischen Straßen einsetzen. Wenn internationale Unternehmen ihre Lieferkette dekarbonisieren, dann könnten Spediteure aus Polen mit einer Verbrenner-Flotte ihre Marktanteile verlieren.

Die Tageszeitung Rzeczpospolita berichtet unter Berufung auf den Umweltfonds, dass interessierte Firmen ab 2025 entsprechende Anträge für Lkw-Zuschüsse einreichen können. Im Februar 2024 hoffte NFOŚiGW noch auf einen Startschuss im laufenden Jahr.

Neue Zuschüsse für Ladesäulen

Polen finanziert das Lkw-Prämienprogramm mit Geldern des Europäischen Modernisierungsfonds. In diesen Topf fließen Einnahmen aus dem Verkauf von Emissionszertifikaten. Die zuständige Europäische Investitionsbank (EIB) muss jedes Förderprogramm des Modernisierungsfonds freigeben. Anfang Oktober 2024 erhielt der NFOŚiGW grünes Licht für die geplanten Zuschüsse im Transportsektor. Jetzt muss der Vorstand des Umweltfonds das Lkw-Programm noch bestätigen.

Die EIB genehmigte im gleichen Atemzug einige weitere Programme. Betreiber von Stromverteilernetzen werden Zugriff auf 460 Millionen Euro erhalten, um das Stromnetz für den Anschluss von Ladesäulen mit einer hohen Leistung vorzubereiten. Elektrolastwagen sind auf solche Stationen angewiesen. Gelder gibt es für Investitionen in das Stromnetz entlang der Fahrstrecken, die Teil des Transeuropäischen Verkehrsnetzes (TEN-V) sind. Die Tageszeitung Rzeczpospolita berichtet, die Maßnahme könne im 1. Quartal 2025 beginnen. 

Bereits im März 2024 erhielt der Umweltfonds eine positive Rückmeldung für ein Zuschussprogramm, das sich direkt an Betreiber von Ladesäulen richtet. Sie erhalten ebenfalls 460 Millionen Euro, um Stationen für Elektrolastwagen entlang der TEN-V-Routen zu bauen. Laut NFOŚiGW startet die Ausschreibung in diesem Fall noch im 4. Quartal 2024.

Die Gelder sollen auch dabei helfen, Vorgaben aus der europäischen AFIR-Verordnung (Alternative Fuels Infrastructure Regulation) zu erfüllen. Bis 2030 müssen entlang des TEN-V-Kernnetzes im Abstand von 60 Kilometern Ladesäulen mit einer Leistung von 3.600 Kilowatt stehen. Der PSNM schreibt: "Derzeit hat Polen noch nicht damit begonnen, seine Verpflichtungen bei der Infrastruktur für emissionsfreie schwere Nutzfahrzeuge zu erfüllen. Der Grad der Zielerfüllung liegt bei 0 Prozent."

Modernisierungsfonds unterstützt nicht nur Elektromobilität

Das letzte Programm, das die EIB bei ihrer jüngsten Bewertungsrunde für Polen freigegeben hat, betrifft stationäre Stromspeicher. Ein Topf mit rund 920 Millionen Euro soll Unternehmen beim Bau von stationären Stromspeichern unterstützen. Die Leistung des jeweiligen Speichers muss mindestens 2 Megawatt betragen. Gleichzeitig darf die Kapazität der Batterie 4 Megawattstunden nicht unterschreiten. Je nach Größe des Unternehmens kann der Zuschuss bis zu 65 Prozent der förderfähigen Kosten decken.

Stromspeicher helfen dabei, Spannungsspitzen im Stromnetz auszugleichen. Diese können auftreten, wenn Fotovoltaikanlagen und Windparks bei gutem Wetter zu viel Energie erzeugen. Der gespeicherte Strom kann dann zum Beispiel abends, bei Dämmerlicht oder Windstille ins Netz zurückfließen.

Der Umweltfonds gibt den Start von Förderprogrammen auf seiner Internetseite bekannt.

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