Wirtschaftsumfeld | Polen | Investitionsklima
Sonderwirtschaftszonen locken Investoren an
Polens Sonderwirtschaftszonen melden für 2022 ein insgesamt schwächeres Ergebnis als 2021. Einige Projekte stechen aber hervor. Neue Vorteile gelten 2023 für kleinere Unternehmen.
19.01.2023
Von Beatrice Repetzki | Berlin
Investoren in den 14 polnischen Sonderwirtschaftszonen (SWZ) sagten 2022 Investitionen in Höhe von insgesamt 5,3 Milliarden Euro zu. Auf Złoty-Basis waren dies 33 Prozent weniger als 2021. Insgesamt genehmigten die SWZ 446 Vorhaben (-37 Prozent im Vergleich zum Vorjahr), bei denen 9.253 Arbeitsplätze (-46 Prozent) geschaffen werden sollen. Im Vergleich zum Coronajahr 2020 bedeutet das eine Verbesserung. Die Ergebnisse veröffentlichte das Ministerium für Entwicklung und Technologie (Ministerstwo Rozwoju i Technologii; MRiT).
Polen ist in 14 sogenannte Sonderwirtschaftszonen unterteilt. Seit 2018 decken diese Zonen das ganze Land ab. Für jede Zone gibt es eine zuständige staatliche Fördergesellschaft. Diese vergeben Steuernachlässe an Investoren und sind in groben Zügen vergleichbar mit den Wirtschaftsfördergesellschaften der Bundesländer in Deutschland. |
Mehr Kapital konnten gegenüber 2021 laut MRiT mittelgroße Städte anlocken. Dort sind die Kriterien zur Erlangung von Steuerbefreiungen großzügiger ausgestaltet als anderswo. Polen profitiert vom Trend zum Nearshoring mit kurzen Lieferketten innerhalb Europas und als alternativer Standort zur Ukraine oder der Russischen Föderation. Allerdings beeinträchtigen der Krieg in der Ukraine, die instabile geopolitische Gesamtlage und die konjunkturelle Abschwächung die Investitionstätigkeit.
Kriterium | 2020 | 2021 | 2022 |
---|---|---|---|
Zugesagte Investitionen (in Mrd. Euro)* | 3,8 | 8,2 | 5,3 |
Erteilte positive Entscheidungen | 371 | 726 | 446 |
Zugesagte Arbeitsplätze | 5.900 | 17.100 | 9.300 |
SWZ Waldenburg liegt auf Platz eins
Das Jahresende 2022 erwies sich als besonders erfolgreich. Allein im Dezember entschieden die SWZ über 110 Investitionsprojekte in Höhe von insgesamt 2,2 Milliarden Euro, durch die 3.900 Arbeitsplätze entstehen sollen. Besonders stach dabei das Engagement von Mercedes-Benz Vans in Jawor (Jauer) innerhalb der SWZ von Wałbrzych (Waldenburg) hervor. Der deutsche Konzern will im dortigen Invest-Park rund 1,3 Milliarden Euro in die Produktion von leichten elektrischen Lieferfahrzeugen investieren und über 2.500 Arbeitsplätze schaffen.
So belegt die SWZ von Wałbrzych 2022 auch den vordersten Rang bezogen auf die Höhe der zugesagten Investitionssummen und die Anzahl der neuen Arbeitsplätze. Bezüglich der Anzahl der positiven Bescheide liegt sie aber nur auf Platz sechs. Die Pommersche SWZ traf fast drei Mal so viele Entscheidungen.
Sonderwirtschaftszone | Zugesagte Investitionen | Entscheidungen | Arbeitsplätze |
---|---|---|---|
Wałbrzyska (Waldenburg) | 1.528,1 | 27 | 3.249 |
Łódźka (Lodsch) | 1.125,6 | 70 | 1.537 |
Pomorska (Pommern) | 567,4 | 78 | 307 |
Katowicka (Kattowitz) | 477,6 | 74 | 1.098 |
Kostrzyńsko-Słubicka (Küstrin-Frankfurt/O.) | 464,8 | 24 | 643 |
Krakowska (Krakau) | 356,3 | 47 | 376 |
Mielecka (Mielec) | 283,8 | 21 | 1.011 |
Starachowicka (Starachowice) | 214,5 | 30 | 298 |
Warmińsko-Mazurska (Ermland-Masuren) | 93,9 | 16 | 192 |
Suwalska (Suwalken) | 89,6 | 13 | 94 |
Tarnobrzeska (Tarnobrzeg) | 65,0 | 16 | 212 |
Słupska (Stolp) | 30,2 | 12 | 33 |
Legnicka (Liegnitz) | 24,7 | 8 | 101 |
Kamiennogórska (Landeshut) | 21,9 | 10 | 102 |
Insgesamt | 5.343,3 | 446 | 9.253 |
Ein Rekordergebnis erzielte 2022 auch die SWZ Łódź, die über 1 Milliarde Euro generieren konnte. Optional könnten dort sogar 3.727 Arbeitsplätze entstehen. Die Zone liegt verkehrsgünstig in der Landesmitte nahe dem Autobahnkreuz Strychów. Mitte 2023 will die SWZ laut Angaben der Tageszeitung Dziennik Łódzki einen Hub für Digitale Transformation (Hub Transformacji Cyfrowej) als modernes Innovationszentrum eröffnen. Die Einrichtung soll kleinen und mittelständischen Unternehmen digitale Dienstleistungen anbieten.
Projekte für Wärmepumpen angekündigt
Das größte Projekt in der SWZ Łódź kündigte die japanische Firma Daikin an. Sie will im Ort Ksawerów die größte Fabrik für Wärmepumpen in Europa errichten. Das Vorhaben hat ein Volumen von 300 Millionen Euro. Die Belegschaft soll mindestens 810 Beschäftigte umfassen. In ihrem Business-Plan spricht Daikin von bis zu 3.000 zu schaffenden Arbeitsplätzen.
Wärmepumpen will auch die deutsche Gesellschaft Viessmann produzieren, die in der SWZ Legnica investiert. Ein weiteres bedeutendes Vorhaben aus dem Jahr 2022 ist das der Firma Vestas in Szczecin innerhalb der SWZ Kostrzyn-Słubice. Das Unternehmen will dort 98,2 Millionen Euro in eine Fabrik für Komponenten von Windkraftturbinen investieren und 300 Arbeitsplätze schaffen.
Anreize für Kleinbetriebe
Ein Hindernis für große Investoren ist, dass sie in den Woiwodschaften (Verwaltungsbezirken) Dolnośląskie (Niederschlesien), Mazowieckie (Masowien) und Wielkopolskie (Großpolen) keine Förderung auf Reinvestitionen erhalten. Für 2023 erwarten die entsprechenden SWZ daher Engagements insbesondere von kleinen und mittleren Unternehmen sowie Mikrofirmen. Am 1. Januar 2023 traten Änderungen bei der Förderung von Reinvestitionen in Kraft. Die erforderlichen Mindestaufwendungen wurden dabei für kleine und Mikrofirmen um 50 Prozent gesenkt.