Wirtschaftsumfeld | Ruanda | Investitionsklima
Gutes Investitionsklima lockt Unternehmensansiedlungen
Ruanda bringt sich als Einstiegsmarkt in Afrika bei Investoren ins Gespräch. Für deutsche Unternehmen gibt es mehrere Gründe für eine Ansiedlung.
20.11.2024
Die Nachteile sind signifikant: Der Markt ist sehr klein mit niedriger Kaufkraft und abgelegen, ohne eigenen Hafen. Warenlieferungen über die Häfen Mombasa (Kenia) und Daressalam (Tansania) sind extrem teuer und erschweren so manche Investition. Auch die Nachbarländer Burundi, DR Kongo, Uganda und Tansania strotzen nicht gerade vor Kaufkraft, um Ruandas Drehscheibenfunktion Impulse zu verleihen.
Korruption spielt so gut wie keine Rolle
Dennoch versucht das zentralafrikanische Land, das Beste aus seiner Situation zu machen und wirbt sehr aktiv um Auslandsinvestoren, insbesondere als Einstiegsmarkt für Afrika. Dazu trägt das geordnete Umfeld bei, fast ohne Korruption und mit einer in Afrika fast einzigartig sicheren und sauberen Hauptstadt Kigali. Der zunehmende Konferenztourismus in Kombination mit der bestens verbundenen Fluglinie Rwandair bringt Kigali internationales Flair, sodass sich auch Ausländer dort wohl fühlen können. Arbeitsvisa werden vergleichsweise großzügig vergeben. Dass Ruanda auch in wirtschaftlicher Hinsicht zu den erfolgreichsten Ländern auf dem Kontinent zählt, bringt dem Land weitere Pluspunkte.
Positiv wird von in Ruanda aktiven Unternehmen berichtet, dass Behörden wie das Rwanda Development Board (RDB), die Finanzbehörde Rwanda Revenue Authority (RRA) oder die Rwanda Food and Drugs Authority (FDA) schnell und transparent arbeiten, jedoch auch strenge Regeln für Unternehmen implementieren und deren Einhaltung auch kontrollieren. Ruanda ist also kein typisch afrikanischer Markt mehr, durch den man sich als Unternehmer "durchwurschteln" kann, sondern der Markt ist strenger reguliert und daraus resultieren teilweise hohe Kosten für Unternehmen.
Politische Stabilität wird teuer erkauft
Als Standortvorteil wird die politische Stabilität gesehen, was in diesem Fall heißt: Spannungen können unter Kontrolle gehalten werden und ein politischer Wechsel, der mit Unruhen einhergehen könnte, steht vorerst nicht an. Präsident Paul Kagame hat die Wahlen im Juni 2024 mit mehr als 99 Prozent der Stimmen gewonnen.
Die politische Stabilität wird jedoch durch eine repressive Politik teuer erkauft. Kritik an Demokratie- und Rechtsstaatsdefiziten wurde unter anderem laut, als im Jahr 2023 der Fußballclub Bayern München eine Partnerschaft mit der staatlichen Tourismuskampagne "Visit Rwanda" einging.
Ursache für das staatliche Streben nach Kontrolle sind vor allem die traumatischen Erfahrungen des Genozids im Jahr 1994, in dessen Folge soziale und ethnische Spannungen latent weiterbestehen. Für Investoren spielt das eine Rolle bei der Frage, was mit der politischen Stabilität passiert, wenn Kagame eines Tages abtritt. Darüber hinaus ist zu prüfen, inwieweit die demokratischen Defizite einen Investor in Konflikt mit dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) bringen können.
Investitionsförderung durch Steueranreize und Geberkredite
Erste Anlaufstelle für ausländische Investoren ist das Rwanda Development Board (RDB). Investitionen werden vor allem über Steueranreize gefördert. So kommen Geldgeber mit einem Investitionsvolumen von mindestens 50 Millionen US-Dollar in den Genuss von bis zu sieben Jahren Einkommenssteuererlass (Corporate income tax) und einer anschließend niedrigeren Rate in Höhe von 15 Prozent. Die Export-Processing-Zone (EPZ) ermöglicht Unternehmen weitere finanzielle Anreize, sofern sie mindestens 80 Prozent ihrer Güter außerhalb der East African Community (EAC) exportieren. Zur EAC gehören neben Ruanda noch Kenia, Tansania, Uganda, Burundi, DR Kongo, Südsudan und seit kurzem auch Somalia.
Interessant sind mitunter auch Unterstützungsmaßnahmen seitens ausländischer Geberbanken, zu denen Ruanda ausgezeichnete Beziehungen pflegt. Dazu gehört auch die Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG). Diese fördern private Investitionen, die auch der Entwicklung des Landes dienen (Infrastruktur, Umweltschutz, Schaffung vieler Arbeitsplätze). Für Investoren kann es sich lohnen, Kontakt zu den Banken aufzunehmen, um auszuloten, ob eine Förderung infrage kommt. Neben der DEG sind im benachbarten Kenia auch die Europäische Investitionsbank (EIB) und die zur Weltbank gehörende International Finance Corporation (IFC) präsent. Alle drei Banken sind von dort auch für Ruanda zuständig.