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Wirtschaftsausblick | Slowenien

Sloweniens Wirtschaft legt zu und sucht neue Märkte

Öffentliche Investitionen und privater Konsum treiben Sloweniens Konjunktur. Bauwirtschaft und Industrie hingegen schwächeln. Das globale Konjunkturumfeld bleibt ein Risiko.

Von Kirsten Grieß | Ljubljana

Top-Thema: Sloweniens Autobranche flirtet mit China

An der Krise der deutschen Automobilindustrie gibt es für Slowenien gerade kein Vorbeikommen: Mehr als 100 Zulieferer und 600 Unterlieferanten stellen Kfz-Teile im Land her und liefern diese vor allem an deutsche Autobauer. Deren Absatzschwäche führt bei slowenischen Firmen zu Auftragsrückgängen. Hiobsbotschaften über Kündigungen, Produktionsverlagerungen und Werksschließungen in der slowenischen Kfz-Industrie sind Top-Themen in den lokalen Medien.

Unterstützung kommt von der slowenischen Regierung: Bei einem Spitzentreffen mit Branchenvertretern im Oktober wurden Fördermaßnahmen in Höhe von 400 Millionen Euro vereinbart. Details sollen bis Ende 2024 vorliegen, während Gelder über teils umgewidmete EU-Mittel freigemacht werden. Eine neue Regelung zur Kurzarbeit ist ebenfalls in Arbeit.

Auch bei der Wahl neuer Partner erweisen sich die Slowenen als wendig: Anfang November reiste Wirtschaftsminister Matjaž Han nach China, um slowenische Automobilzulieferer in Stellung zu bringen. Im Blick sind auch Indien und Saudi-Arabien – vielversprechende Schwellenmärkte für Elektromobilität.

Wirtschaftsentwicklung: Wachstumsraten unter den Erwartungen

Nach einem enttäuschenden 1. Halbjahr erreichte die Wirtschaft im 3. Quartal 2024 ein reales Wachstum von 1,4 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Der Wert liegt deutlich unter der Frühjahrsprognose der Europäischen Kommission von 2,3 Prozent. Für das Gesamtjahr 2024 erwartet das nationale Wirtschaftsforschungsinstitut IMAD eine Wachstumsrate von 1,5 Prozent, 2025 wird mit 2,4 Prozent gerechnet.

Für die Beseitigung von Flutschäden fehlen Kapazitäten

Die wichtigsten Konjunkturimpulse setzten im Jahresverlauf Ausgaben der öffentlichen Hand. Der Abruf der Gelder aus dem Wiederaufbaufonds der EU ist 2024 auf 1,1 Milliarden Euro gestiegen. Das sind 41 Prozent aller zur Verfügung stehenden Mittel. Ein Teil fließt in die Beseitigung der Flutschäden vom Sommer 2023. Doch einige Projekte kommen nur langsam voran, da nötige Ausrüstung und Arbeitskräfte fehlen. Speziell für den Hochwasserschutzbau gibt es im Land nicht genügend Projektierungskapazitäten. Deutschen Ingenieurbüros bieten sich hier Auftragschancen. 

Insgesamt ist die Bauleistung seit Jahresbeginn rückläufig und schrumpfte im September 2024 im Jahresvergleich um 17,6 Prozent. Das war der zweitschlechteste Wert innerhalb der EU. Der slowenische Bauverband sieht die Ursache vor allem im Rückgang öffentlicher Infrastrukturprojekte. Deutlich höhere Investitionsausgaben sind vom Infrastrukturministerium für 2025 und 2026 bereits angekündigt. Der Fachkräftemangel und massiv steigende Lohnkosten machen der Branche aber weiter zu schaffen. 

Privathaushalte haben mehr Geld und geben es aus

Stabile Wachstumstreiber sind die privaten Haushalte. Die Reallöhne wuchsen in den ersten neun Monaten 2024 um 4,2 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gaben die Slowenen im 3. Quartal preisbereinigt 1,9 Prozent mehr für Konsum aus. Das Geld floss in die Anschaffung von Kfz, Haushalts- und Unterhaltungsgeräten. 

Der Arbeitsmarkt bleibt bei einer Arbeitslosenquote von 4,4 Prozent (September 2024) angespannt. Der Mangel an Arbeitskräften wird die Lohndynamik und damit den privaten Verbrauch auch 2025 antreiben.

Gleichzeitig ist die Inflation rückläufig. Im Oktober 2024 lag die durchschnittliche Teuerungsrate in Slowenien mit 2,4 Prozent unter dem EU-Durchschnitt von 2,7 Prozent. Im Jahr 2025 will die Regierung das Haushaltsdefizit auf 2,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts reduzieren. Dabei sorgen die nach der Flutkatastrophe bis 2028 befristet eingeführten Steuererhöhungen und die geplante Rücknahme von Energiepreisdeckeln für mehr Handlungsspielraum. Der Preisauftrieb könnte 2025 dadurch wieder leicht anziehen.

Sloweniens Autoindustrie ist in Bedrängnis

Trotz Krisenstimmung erwirtschaftete das verarbeitende Gewerbe im September 2024 ein solides Plus von 2,2 Prozent im Jahresvergleich. Allerdings lag der durchschnittliche Auslastungsgrad der slowenischen Kfz-Branche im Oktober bei lediglich 80 Prozent, so die Ergebnisse einer von der EU beauftragten Erhebung. Angesichts trüber Aussichten für die deutsche Automobilindustrie ist frühestens ab Mitte 2025 mit einer Erholung der slowenischen Kfz-Industrie zu rechnen.

Zu Jahresbeginn 2024 kämpfte Slowenien mit sinkenden Exportraten. Auch die Bruttoanlageinvestitionen blieben unter den Erwartungen und schrumpften zwischen Juli und September 2024 um weitere 8,2 Prozent. Die Exporte stiegen im 3. Quartal hingegen um 8,4 Prozent. Analysten führen das auf den geringen Basiswert zu Jahresbeginn zurück. Stark gewachsen sind zuletzt die Arzneimittelausfuhren. Seit Novartis 2019 ein Distributionszentrum in Slowenien eröffnete, ist der Außenhandel insgesamt nach oben geschnellt.

Deutsche Perspektive: Investoren sind zurückhaltender

Die deutschen Warenexporte nach Slowenien konnten in den ersten acht Monaten 2024 um 3,8 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum zulegen. Slowenische Exporte nach Deutschland schrumpften im gleichen Zeitraum dagegen um 4,7 Prozent.

Der Bestand deutscher Direktinvestitionen lag laut slowenischer Zentralbank Ende 2023 bei 1,9 Milliarden Euro. Mit rund 80 Millionen Euro fielen die deutschen Zuflüsse 2023 deutlich bescheidener aus als in früheren Jahren. Vorrangig handelte es sich nicht um Neuinvestitionen, sondern um reinvestierte Gewinne bestehender Unternehmen.

 

Bei deutschen Unternehmen in Slowenien ist die Stimmung durchwachsen. Im AHK World Business Outlook vom Herbst 2024 wurde die fehlende Nachfrage als größtes Geschäftsrisiko genannt. Große Unsicherheiten bestehen für das nächste Jahr vor allem bei Geschäftsaussichten und Investitionen. 

Es gibt aber auch gute Nachrichten: Der Automobilzulieferer Mahle, zuletzt mit Stellenkürzungen in den Schlagzeilen, will in Slowenien Forschung und Entwicklung ausbauen. Auf innovative Forschung setzen auch BASF und das slowenische Unternehmen Acies Bio, die im November eine Partnerschaft im Bereich Biotechnologie verkündeten - eine wichtige Zukunftsbranche des Landes.

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