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Special | Rumänien | EU-Förderung

Förderung im Rahmen der Kohäsionspolitik

Die meisten Fördermittel fließen in den Ausbau der Autobahnen und der Eisenbahn, in Projekte der Digitalisierung sowie in den Strukturwandel im Rahmen der Energiewende. 

Von Dominik Vorhölter | Bukarest

Rumänien hat im Zeitraum 2021 bis 2027 Zugriff auf 31,1 Milliarden Euro. Diese Summe steht dem südosteuropäischen Land für Projekte im Rahmen der Kohäsionspolitik der EU zur Verfügung. Die neuen Förderprogramme starten überwiegend 2024, denn mit Ablauf des Jahres 2023 endeten erst die Programme der vorherigen Förderperiode.

EU-Förderprogramme laufen auf regionaler Ebene

Der größte Anteil der kohäsionspolitischen Mittel bekommt mit 18 Milliarden Euro der Europäische Fonds für regionale Entwicklung zugewiesen. Damit finanziert die EU Regionen mit Strukturproblemen und stößt dort wirtschaftliche Entwicklung an. Im Fokus stehen dabei die Dekarbonisierung und die Digitalisierung. 

Die Programme setzen jeweils die Entwicklungsagenturen der EU-Planungsregionen, die Agentia de Dezvoltare Regionala (ADR), die Programme um. Insgesamt gibt es in Rumänien acht ADRs. Die Planungsregionen sind im Zuge des EU-Betritts entstanden. Dabei handelt es sich nicht um territoriale oder administrative Einheiten des rumänischen Staates. Sondern die ADRs fassen in ihrer Organisation mehrere Städte und Landkreise zusammen. 

Neu ist, dass in der aktuellen Förderperiode die ADRs mehr Macht über die Budgets der Förderprogramme erhalten werden. Diese Gelder weist ihnen das Ministerium für Investitionen und europäische Fonds zu. Denn in der aktuellen Förderperiode darf jede ADR eigene Förderrichtlinien aufstellen. Dies war bisher nicht der Fall. Für Unternehmen, die sich um Fördermittel bewerben, bedeutet dies jedoch ein höherer administrativer Aufwand. Denn es kann sein, dass es für die Programme jeweils acht unterschiedliche Regelwerke gibt. 

Rumänien benötigt modernes Abfall- und Wassermanagement 

Ein weiterer Schwerpunkt der Kohäsionspolitik in Rumänien liegt auf der nachhaltigen Entwicklung. Mit rund 6,7 Milliarden Euro unterstützt die EU den Ausbau des Abfallmanagements und des Wasser- und Abwassermanagements in den Städten und Gemeinden. Ein Ziel ist dabei auch, mehr Biogas zu produzieren. Beim Abfallmanagement hat die EU Rumänien bereits angemahnt, Deponien zu schließen und mehr Anstrengungen für Recycling zu unternehmen. 

EU-Fördermittel machen Firmen fit für den digitalen Wandel

Deutsche Anbieter von Dienstleistungen und Hardware haben gute Chancen, sich an Projekten zur Digitalisierung der rumänischen Wirtschaft zu beteiligen. Dafür stehen aus dem Programm Digitalisierung und Finanzinstrumente 4,3 Milliarden Euro bereit. Ziel des Programms ist es, die Geschäftswelt fit zu machen für den digitalen Wandel. Viele mittelständische rumänische Unternehmen stellt die Nutzung neuer Technologien wie künstliche Intelligenz und Automatisierung sowie Cyberangriffe vor große Herausforderungen.

Im Zentrum der Förderung stehen dabei die Europäischen digitalen Innovationszentren, die EDIHs. Das sind Organisationen, die Unternehmen und Behörden auf dem Weg in die digitale Umwelt begleiten. Dabei bieten die EDIHs den Unternehmen individuelle Beratung zur Finanzierung und Nutzung von digitalen Technologien an. In Rumänien gibt es neun solcher Einrichtungen. 

Zusätzlich gibt es das Programm Bildung und Beschäftigung. Hier stehen für Umschulungen von Fachkräften sowie für digitale Bildung und für eine bessere IT-Ausstattung in den rumänischen Schulen und Universitäten 2,3 Milliarden Euro bereit.

EU fördert den Ausbau von Verkehrsmanagement 

Von den kohäsionspolitischen EU-Fördermitteln erhalten die Städte und Gemeinde 2,8 Milliarden Euro, um intelligente Verkehrsmanagementsysteme anzuschaffen. Städte und Gemeinden benötigen etwa moderne Ampelsysteme. Dies ist notwendig, um Unfallschwerpunkte zu beseitigen. Rumänien hat im EU-weiten Vergleich die höchste Anzahl an Verkehrstoten. Hierbei haben deutsche Firmen gute Chancen sich als Ausrüster zu bewerben. 

Fonds für den gerechten Übergang stärkt Projekte der Energiewende

Einen weiteren Schwerpunkt legt die Kohäsionspolitik der EU auf den Strukturwandel mit einem extra Fonds für den gerechten Übergang, auch Just Transition genannt. Er enthält 2,1 Milliarden Euro und ist für die Landkreise Gorj, Hunedoara, Dolj, Galati, Prahova und Mures bestimmt. Diese Regionen stehen durch die Energiewende vor großen Herausforderungen. Denn dort sind besonders kohlenstoffintensive Industrien angesiedelt.

Vom Strukturwandel sehr stark betroffen ist die Bergbauindustrie in Gorj und Hunedoara. Dort sind im Schiltal noch Steinkohleminen in Betrieb. Sie werden spätestens 2032 geschlossen. Das Geld für den gerechten Übergang soll den Menschen dort helfen, neue Arbeitsplätze zu schaffen und die stillgelegten Industriebetriebe neu zu nutzen, etwa als Kulturstätten, Gewerbegebiete oder Grünanlagen. 

In den Landkreisen Dolj, Galati, Prahova und Mures befinden sich Industriebetriebe, die Stahl, Zement oder Düngemittel produzieren. Sie müssen in erneuerbare Energien und neue Technologien für die Erzeugung von Wasserstoff investieren und können dafür Fördermittel aus dem Fonds für den gerechten Übergang erhalten.

Lokale Vertreter und ein gutes Netzwerk zahlen sich aus

Unternehmen, die sich an den EU-Projekten beteiligen möchten, sollten ein gutes Angebot vorlegen. Genauso wichtig ist in Rumänien aber auch ein gutes Netzwerk zu lokalen Geschäftspartnern und Stakeholdern. Fördermittelberater empfehlen jedem Unternehmen, einen lokalen Vertreter vor Ort zu engagieren und in Networking zu investieren. 

Aber Vorsicht, Korruption ist immer noch gängige Praxis: "Manchmal hilft es auch, einen Umschlag zu überreichen, um die Ausschreibung zu gewinnen", sagt ein Vertreter eines deutschen Beratungsunternehmens. Generell ist davon jedoch abzuraten und die Compliance-Regeln sind unbedingt einzuhalten.

Immer hilfreich ist der persönlicher Kontakt. Oft fassen rumänische Geschäftspartner am besten nach mehreren Treffen Vertrauen, zum Beispiel auf Veranstaltungen der Auslandshandelskammer Rumänien (AHK). Aber auch ein anschließendes Treffen im privaten oder familiären Umfeld ist in Rumänien üblich.

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