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Sportstättenbau boomt in Saudi-Arabien
Die Veranstaltung großer internationaler Sportevents erfordert Milliardeninvestitionen. In den nächsten zehn Jahren liegt ein Schwerpunkt auf dem Neu- und Umbau von Fußballstadien.
02.09.2024
Von Robert Espey | Dubai
In Saudi-Arabien liegt bei der Entwicklung der Unterhaltungs- und Freizeitindustrie der Schwerpunkt im Bereich Sport, insbesondere Fußball. Die Datenbank MEED Projects listet geplante und im Bau befindliche Sportstätten im Wert von über 20 Milliarden US-Dollar (US$). Diese gewaltigen Investitionen spiegeln vor allem die aktuell hohe Priorität des Fußballs wider.
Zum Vergleich: Im Zehnjahreszeitraum 2014 bis 2023 wurden gemäß MEED Projects Aufträge für Sportstätten in Höhe von lediglich 2,7 Milliarden US$ vergeben.
Saudi-Arabien als Investitionsstandort
In unserem Wirtschaftsausblick und Wirtschaftsstandort zu Saudi-Arabien finden Sie weitere Informationen zu aktuellen Trends, Stärken und Schwächen sowie zu Chancen und Risiken im Markt vor Ort.
Umfangreiche Investitionen für internationale Fußballevents
Insbesondere zwei internationale Fußballgroßveranstaltungen treiben die Investitionen in Sportstätten voran: Saudi-Arabien ist 2027 Organisator des im vierjährigen Rhythmus veranstalteten "Asian Cup" der Asian Football Confederation (AFC). Die Veranstaltung für 2023 wurde in Katar verspätet im Januar und Februar 2024 durchgeführt.
Der AFC Asian Cup 2027 wird in den Städten Riad, Jeddah und Dammam ausgetragen. In Riad sind fünf Austragungsorte geplant, in Jeddah zwei sowie in Dammam ein Stadion. Es werden 24 Mannschaften teilnehmen.
Darüber hinaus ist das Königreich 2034 Veranstalter der FIFA Fußballweltmeisterschaft der Männer. Zwar wird die FIFA erst im Dezember 2024 formal über die Vergabe entscheiden, jedoch ist Saudi-Arabien nach dem Rückzug Australiens der einzige Bewerber. Am 29. Juli 2024 legte das Königreich sein "Bid Book" mit den Details der Bewerbung vor.
Der FIFA World Cup 2034 mit 48 Nationalteams soll in den Städten Riad, Jeddah, Khobar und Abha sowie in der neuen Entwicklungszone NEOM stattfinden. Zehn Stadien werden neu gebaut. Für fünf bestehende Stadien ist eine Modernisierung und Erweiterung vorgesehen. MEED Projects gibt die Kosten für die 15 Stadien mit 6,4 Milliarden US$ an. Zusätzlich sollen 73 neue Sportanlagen für Trainingszwecke errichtet werden.
Neue Stadien mit ikonischem Design angekündigt
Das Eröffnungsspiel und das Finale der Fußballweltmeisterschaft 2034 werden im geplanten King Salam International Stadion mit einer Kapazität von 93.000 Zuschauern stattfinden. Für das Design des 700-Millionen-US$-Projekts wurde das Architekturbüro Populous (USA) ausgewählt. Sechs internationale Firmen hatten Entwürfe vorgelegt. Bereits im Juli 2023 haben interessierte Baufirmen ihre Präqualifizierungsunterlagen eingereicht. Ein Ergebnis ist noch nicht bekannt.
Stadion (mit Anzahl der Zuschauerplätze) 1) | Investitionen (Mio. US$) | Projektstand | Projektbetreiber |
---|---|---|---|
King Salman International Stadium (92.000) | 700 | geplant | |
King Fahd Sports City Stadium (70.000) 2) | 150 | Umbau geplant | |
Prince Mohammed bin Salman Stadium (47.000) | 315 | geplant | |
Prince Faisal bin Fahad Sports City Stadium (47.000) 2) | 350 | Umbau geplant | |
South Riyadh Stadium (47.000) | 300 | geplant | |
New Murabba Stadium (46.000) | 400 | geplant | |
ROSHN Stadium (46.000) | 315 | geplant | |
King Saud University Stadium (46.000) 2) | 100 | Umbau geplant |
Bereits Anfang 2024 begann der Bau des als Teil des Jeddah Central Development Program geplanten Jeddah Central Stadions mit 46.000 Zuschauerplätzen. Nach Fertigstellung erster Fundamente durch das chinesische Unternehmen Geoharbour scheint das Projekt aber ins Stocken gekommen zu sein.
Der Hauptbauauftrag für das Jeddah Central Stadion in Höhe von 1,7 Milliarden US$ ging im Januar 2024 an ein Konsortium der China Railway Construction Corporation und der lokalen Sama Construction for Trading & Contracting Company. Der Auftragswert umfasst neben dem Stadion noch eine "Sports City". Das Design erstellten die Architekten von Gerkan, Marg und Partner aus Hamburg.
Stadion (mit Anzahl der Zuschauerplätze) 1) | Stadt | Investitionen (Mio. US$) | Projektstand | Projektbetreiber |
---|---|---|---|---|
King Abdullah Sports City Stadium (58.000) 2) | Jeddah | 50 | Umbau geplant | |
Qiddiya Coast Stadium (46.000) | Jeddah | 300 | geplant | |
Jeddah Central Development Stadium (46.000) | Jeddah | 1.700 | im Bau | |
King Abdullah Economic City Stadium (46.000) | Jeddah | 300 | geplant | |
Aramco Stadium (46.000) 2) | Al Khobar | 1.000 | im Bau | |
King Khalid University Stadium (45.000) | Abha | 100 | Umbau geplant | |
NEOM Stadium (46.000) | NEOM (The Line) | 300 | Geplant |
Erste Bauaktivitäten gibt es auch beim 1 Milliarde US$ teuren Aramco-Stadion für 46.000 Zuschauer in Al Khobar. Den Hauptbauauftrag gewann das belgische Unternehmen Besix gemeinsam mit der saudi-arabischen Al Bawani Company. Als Architekten sind Populous, Dar Al Handasah (Libanon) und Foster + Partners beteiligt.
Besonders spektakulär soll das in der neuen Entwicklungszone NEOM geplante Stadion mit 46.000 Sitzplätzen werden. Als Teil der in NEOM entstehenden futuristischen Stadt "The Line" ist vorgesehen, ein Stadion auf 350 Meter hohen Stützen zu errichten. Saudi-Arabien spricht im FIFA "Bid Book" von dem "most unique stadium in the world".
"The Line" soll aus einem 170 Kilometer langen, 500 Meter hohen und 200 Meter breiten, nach außen verspiegelten Baukörper bestehen. Das mit 300 Millionen US$ kalkulierte Stadion wird in die erste, 2,4 Kilometer lange Bauphase von "The Line" integriert. Als Berater ist die US-Firma Aecom engagiert.
Ein Stadion ist für "New Murabba", ein städtebauliches Großprojekt im Nordwesten der Hauptstadt, geplant. Hier soll ein neues Stadtviertel mit 420.000 Einwohnern entstehen. Das mit 400 Millionen US$ kalkulierte New Murabba Stadion befindet sich noch in der Designphase. Mit den Entwurfsarbeiten ist die britische Arup Gruppe beauftragt.
Modernisierung und Erweiterung bestehender Stadien
Vier der fünf existierenden Stadien, die für die Fußballweltmeisterschaft 2034 modernisiert und ausgebaut werden sollen, sind auch schon für den AFC Asian Cup 2027 eingeplant. Das derzeit geschlossene King Fahd Sports City Stadion in Riad soll für 150 Millionen US$ erweitert werden. Das Stadion wurde 1987 mit einer Zuschauerkapazität von 58.000 eröffnet. Damals waren als Architekten Ian Fraser, John Roberts, Michael K.C. Cheah und Partner beteiligt
Nach dem Umbau, der von den Architektenbüros Populous und Schiattarella Associati aus Italien geplant wurde, soll das Stadion etwa 70.000 Besucher aufnehmen können und in "King Fahd International Stadium" umbenannt werden. Für die Vergabe des Hauptbauauftrags qualifizierten sich die China Railway Construction Corporation, El Seif Engineering Contracting (Saudi-Arabien), Al Bawani (Saudi-Arabien), Orascom Construction (Ägypten) und Limak (Türkei). Die Ausschreibungsfrist läuft bis Ende August. Eine Vergabeentscheidung wird bis Ende 2024 erwartet. Die Fertigstellung ist für 2026 geplant.
Der Ausbau des Prince Faisal bin Fahd Sports City Stadions in Riad wird mit 350 Millionen US$ veranschlagt. Die Zuschauerkapazität steigt auf 47.000. Das Stadion ging 1971 mit 22.500 Sitzplätzen in Betrieb. Die Ausschreibungsfrist für den Hauptauftrag läuft bis Mitte September 2024. Neben vier lokalen Firmen sind zwei Bauunternehmen aus den Vereinigten Arabischen Emiraten und die griechische Consolidated Contractors Company präqualifiziert. Auch hier haben die Architekten von Populous den Entwurf erarbeitet.