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Wirtschaftsumfeld | Saudi-Arabien | Investitionsklima

Investitionsklima lockt ausländische Unternehmen an

Saudi-Arabien liegt bei ausländischen Direktinvestitionen auf Platz 2 der MENA-Länder. Kapital fließt vor allem in den Chemiesektor. Künftig sollen weitere Branchen profitieren.

Von Robert Espey | Dubai

Saudi-Arabien hat bei ausländischen Direktinvestitionen in der MENA-Region (Middle East and North Africa) 2023 seine bisherige Spitzenposition verloren. Dem UNCTAD Investment Report zufolge lag der Direktinvestitionsbestand 2023 bei 216 Milliarden US-Dollar (US$). Auf Rang 1 rückten die Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) mit 225 Milliarden US$ vor.

Nach Angaben der saudi-arabischen Zentralbank erhöhte sich der Direktinvestitionsbestand von 2014 bis 2023 um 49 Prozent auf 215,5 Milliarden US$. Die jährlichen Nettozuflüsse bewegten sich zwischen 1,5 und 28,1 Milliarden US$. Der Höchstwert wurde 2022 erreicht. Im Jahr 2023 waren es nur noch 12,3 Milliarden US$.

Zu den größten ausländischen Direktinvestitionen der letzten Jahre gehört eine 12,4 Milliarden-US$-Beteiligung eines ausländischen Konsortiums an der Aramco Oil Pipeline Company. Aramco hält 51 Prozent der Anteile. Das Unternehmen EIG Global Energy Partners aus Washington DC führt das Konsortium.

Investitionsstrategie erscheint überambitioniert

Die übergreifende Entwicklungsplanung Vision 2030 sieht eine erhebliche Steigerung der Direktinvestitionen vor. Der Anteil der Bruttoanlageinvestitionen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) soll zwischen 2020 und 2030 von 22 auf 30 Prozent wachsen, der BIP-Anteil der Direktinvestitionen von weniger als 1 auf 5,7 Prozent.

Beobachter bezeichnen die geplante Expansion der in- und ausländischen Investitionen als überambitioniert. Die gesamten Bruttoanlageinvestitionen müssten im genannten Zehnjahreszeitraum pro Jahr durchschnittlich um etwa 13 Prozent zulegen. Für die ausländischen Direktinvestitionen wird ein durchschnittlicher jährlicher Zuwachs von 35 Prozent anvisiert. 

Downstream-Industrien sind Investitionsschwerpunkt

Die der Öl- und Gasförderung nachgelagerten Industrien dürften auch mittel- und langfristig den Schwerpunkt der Direktinvestitionen bilden. Hauptinvestoren sind die großen internationalen Energiekonzerne. Ein aktuelles Beispiel ist das mit 11 Milliarden US$ veranschlagte Amiral-Projekt der Saudi Aramco Total Refining and Petrochemical Company (SATORP).

Der Amiral-Komplex wird an die bestehende SATORP-Raffinerie angeschlossen. Die 2008 gegründete SATORP ist ein Joint Venture aus Saudi Aramco mit einem Anteil von 62,5 Prozent) und TotalEnergies mit 37,5 Prozent. Die Raffinerie produziert seit 2014 in Jubail und hat eine Kapazität von 460.000 Barrel pro Tag.

Mitte 2023 wurden Aufträge zum Bau des Amiral-Komplexes im Wert von rund 9 Milliarden US$ vergeben. Das Projekt umfasst unter anderem einen Ethylen-Cracker mit einer Jahreskapazität von 1,65 Millionen Tonnen sowie Olefin- und Polyethylen-Anlagen.

Saudi-Arabien: Joint Ventures mit deutscher BeteiligungAusgewählte Unternehmen

Unternehmen

Partner

Tätigkeitsfelder (Auswahl)

Capton Energy

Siemens / Desert Technology (Saudi-Arabien) / Capton (Dubai)

Solarenergie

Fresenius Medical Care Saudi Arabia

Fresenius / Saudi Arabian Trading Company

Gesundheitswesen

BASF Saudi Arabia

BASF / Sabic

Petrochemie, Kunststoffe, Agrarchemikalien

Linde Saudi Industrial Gases Compay

Linde / Saudi Industrial Gases Compay (SIGAS)

Technische Gase

Linde Sipchem

Linde / Sahara International Petrochemical Company

Industriegase

Investitionsförderung: Diversifizierung der Direktinvestitionen

Obwohl der Großteil der Direktinvestitionen auch weiterhin in den Downstream-Sektor fließen wird, sollen ausländische Investitionen zur Diversifizierung der Wirtschaft künftig ein möglichst großes Spektrum abdecken. Die von der Investitionsförderungsgesellschaft Invest Saudi präsentierten fast 1.800 Projektideen sind breit gefächert.

Projektvorschläge von Invest Saudi nach Branchen

  • Chemie: 508 
  • andere verarbeitende Industrien: 253
  • Tourismus, Freizeit und Unterhaltung: 231 
  • Umweltdienstleistungen: 219
  • Bergbau und Metalle: 85
  • Immobilien:  85
  • Energie: 81 
  • Bildung: 73 
  • Gesundheitswesen: 62 
  • Agrarwirtschaft und Nahrungsmittel: 54 
  • Information & Kommunikation: 49 
  • Verkehr und Logistik: 38
  • Luftfahrt und Verteidigung: 10
  • Finanzdienstleistungen: 8
  • Pharmaindustrie und Biotechnologie: 7

Lokale Wertschöpfung und "Regional Headquarter"-Programm

Ausländische Hersteller und Lieferanten sind mit immer schärferen Local Content-Anforderungen konfrontiert. Diese sollen Investitionen im Land forcieren. 

Saudi Aramco hat 2015 das IKTVA-Programm (In Kingdom Total Value Add) ins Leben gerufen. Es zielt darauf ab, die Aramco-Lieferketten zu lokalisieren. Langfristig wird angestrebt, dass 70 Prozent der Beschaffungen von Aramco lokal erfolgen. Das große Chemieunternehmen Sabic unterhält mit "Nusened" ein ähnliches Programm.

Ausländische Unternehmen müssen seit Anfang 2024 ihr Regional Headquarter (RHQ) in Saudi-Arabien ansiedeln, um sich an staatlichen Ausschreibungen beteiligen zu können. Allerdings gibt es einige Ausnahmeregelungen. 

Das RHQ muss für die gesamte MENA-Region zuständig sein und innerhalb eines Jahres mindestens 15 Mitarbeiter beschäftigen, davon mindestens drei "Top Corporate Executives" (Regional Managing Director, Vice President etc.). Nach Angaben des Ministry of Investment (MISA) hatten bis März 2024 mehr als 350 internationale Unternehmen eine RHQ-Lizenz beantragt.

Unternehmensperspektive: Vertriebsmodelle unter Druck
Auch deutsche Firmen werden in Saudi-Arabien immer häufiger von lokalen Unternehmen zu einem vertieften Engagement gedrängt. Lokale Vertriebspartner weisen darauf hin, dass angesichts des wachsenden Drucks zur verstärkten lokalen Wertschöpfung ein reines Liefergeschäft zukünftig nur noch beschränkt funktionieren dürfte. Zur Produktion von Waren und Erstellung von Dienstleistungen wird daher die Gründung von Joint Ventures vorgeschlagen.

Sonderwirtschaftszonen sollen Investoren anlocken

Insbesondere zur Förderung ausländischer Investoren hat Saudi-Arabien im April 2023 vier bestehende Wirtschaftscluster in Sonderwirtschaftszonen umgewandelt. Es handelt sich um die King Abdullah Economic City Special Economic Zone und die Jazan Special Economic Zone an der Westküste, die Ras Al-Khair Special Economic Zone an der Ostküste sowie die zur King Abdulaziz City for Science and Technology in Riad gehörende Cloud-Computing Special Economic Zone. Zuständig ist die Economic Cities and Special Zones Authority. Vor allem Steuervorteile sollen Investitionsanreize bieten.

Bereits im Oktober 2022 eröffnete die General Authority for Civil Aviation am internationalen Flughafen in Riad die "Special Integrated Logistics Zone". Um weitere Sonderzonen in der Hauptstadtregion zu errichten, wurde Ende 2022 das Center für Special Economic Zones in Riad gegründet.

Weitere Informationen zu Saudi-Arabien

Germany Trade & Invest stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

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