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Wirtschaftsausblick | Serbien

Serbiens Wirtschaftswachstum verlangsamt sich 2025 leicht

Serbiens Firmen sind eng mit Deutschland verwoben. Dessen Krise gefährdet 2025 Serbiens Wachstum. Impulse geben Investitionen in die Expo 2027 und der Konsum.

Von Hans-Jürgen Wittmann | Belgrad

Top-Thema: Krise in Deutschland droht, Wirtschaft zu bremsen

Serbien profitierte lange von der engen Einbindung in die Lieferketten der europäischen Wirtschaft. Seit 2024 bekommt die lokale Zulieferindustrie die Nachfrageflaute deutscher Autobauer zu spüren. Sollte die Krise länger andauern, drohen Spillover-Effekte, die das Wachstum der serbischen Wirtschaft bremsen würden.

Innenpolitisch steht die Regierung von Ministerpräsident Miloš Vučević unter Druck. Stein des Anstoßes war ein Unglück am Bahnhof von Novi Sad im November, als eine einstürzende Decke 15 Menschen unter sich begrub. Zudem macht sich in Teilen der Bevölkerung Unzufriedenheit wegen des geplanten Abbaus von Lithium im Jadartal Luft.

Die neue EU-Kommission will der wirtschaftlichen Entwicklung der Westbalkanstaaten neuen Schwung verleihen. Im Rahmen der Wachstumsfazilität stellt Brüssel Serbien von 2024 bis 2027 rund 1,3 Milliarden Euro zu Verfügung. Mit dem Geld soll die Wirtschaft angekurbelt, die regionale Zusammenarbeit gestärkt und das Land über Reformen näher an die EU herangeführt werden.

Wirtschaftsentwicklung: Investitionen und Konsum tragen das Wachstum

Serbiens Wirtschaftsleistung bleibt 2025 mit einem Wachstum um 3,7 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) leicht unter dem Vorjahresniveau, prognostiziert das Wiener Instituts für internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw). Die Basis für den anhaltenden Aufschwung bildet eine stabile Haushaltslage und der Konsum. Das Staatsdefizit wird 2025 durch Kredite für die Expo 2027 nur um 1 Prozent steigen. Durch die Anhebung der Kreditwürdigkeit Serbiens auf BBB- (stabil) der Ratingagentur Standard & Poor`s werden die Refinanzierungskosten leicht sinken.

Die Zentralbank fährt eine vorsichtige Geldpolitik und belässt den Leitzins aus Sorge vor geopolitischen Spannungen und in Erwartung protektionistischer Maßnahmen nach der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten bei 5,75 Prozent.

Wachstumstreiber Nummer 1 sind 2025 staatliche Ausgaben. Der Löwenanteil von 18 Milliarden Euro fließt in einen neuen Investitionszyklus zum Bau von Infrastrukturprojekten für die Expo 2027. Finanziert wird über Eurobonds sowie Kredite aus China. Da bereits Ende 2026 die Abnahme erfolgen soll, werden vor allem chinesische Baufirmen, die für eine schnelle Umsetzung von Großprojekten bekannt sind, Aufträge erhalten.

Serbien verzeichnete laut Zentralbank in den ersten drei Quartalen 2024 einen Nettozufluss an ausländischen Direktinvestitionen (FDI) von 3,2 Milliarden Euro - ein Plus von 7,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Mehr als 40 Prozent der FDI kommen aus der EU, darunter aus Deutschland. Rund ein Drittel steuert China bei. Doch im 1. Halbjahr 2024 flossen Gewinne nach Deutschland ab. Das ist ein Warnsignal, dass die Krise hierzulande auf den Westbalkan überschwappen könnte.

Auch der Konsum kurbelt das Wachstum an. Zwischen Januar und August 2024 stiegen die Durchschnittslöhne real um 9,2 Prozent auf umgerechnet 826 Euro. Die Arbeitslosenrate liegt mit erwarteten 8,8 Prozent für 2024 auf einem historischen Tief. Die Inflation nimmt seit Oktober wieder Fahrt auf und klettert laut wiiw dank hoher Preise auf Lebensmittel und wegen einer Dürre auf 4,5 Prozent. Für 2025 werden nur noch 3,5 Prozent prognostiziert. Den Konsum hemmt zudem die – auch wegen der anhaltenden Emigration – schrumpfende Bevölkerung.

Außenhandel: Exportwachstum verliert an Schwung

Serbiens Ausfuhren bleiben bisher robust und stiegen in den ersten neun Monaten 2024 wertmäßig um 4,3 Prozent. Die Einfuhren wuchsen, getrieben von den Investitionen, um 5,3 Prozent. Für 2025 rechnet das wiiw mit einem Plus der Exporte um 5 Prozent. Die Importe sollen um 5,5 Prozent zulegen.

Deutschland bleibt der größte Handelspartner. Zwischen Januar und September 2024 betrug dessen Anteil an den serbischen Exporten 14,8 Prozent und bei Importen 13,3 Prozent. Die Aussichten trüben sich ein, je länger die Krise in der deutschen Industrie anhält.

Der Westbalkan wird als Beschaffungsmarkt immer attraktiver. Damit serbische Firmen nach dem 1. Januar 2026, dem Tag des Inkrafttretens des Carbon Border Adjustment Mechanism (CBAM), in den Lieferketten deutscher Firmen bleiben können, investieren sie verstärkt in die grüne Transformation.

Deutsche Perspektive: China nutzt Serbien als Sprungbrett in die EU

Deutsche Firmen investierten in den vergangenen Jahren massiv in Serbien. Beschlossene Projekte werden zwar umgesetzt, aktuell aber nur wenige neue Vorhaben verkündet. Mühlbauer, ein Produzent von kartenbezogenen Sicherheitsdokumenten, erweitert für 30 Millionen Euro sein Werk in Stara Pazova. Die Deutsche Bank finanziert den Bau der U-Bahn in Belgrad.

Die EU ist der mit Abstand wichtigste Investor und Handelspartner Serbiens. Die EU-Mitgliedschaft ist erklärtes Ziel von Staatspräsident Aleksandar Vučić. Doch von 34 Beitrittskapiteln sind 2024 zwar 22 eröffnet, aber erst 2 abgeschlossen. Hauptgründe sind regionale Spannungen, vor allem mit Kosovo.

Zudem setzt Serbien seine Multi-Vektor-Politik zwischen der EU, China und Russland fort. Von Gazprom sichert sich Serbien zusätzliches Gas und steigert damit seine Abhängigkeit bei russischen Energieimporten. Der Anteil an den Gesamtenergieeinfuhren liegt mittlerweile bei 80 Prozent. Auch trägt das Land die EU-Sanktionen nicht mit.

China investiert in die Kfz-Zuliefer- und Metallindustrie und hat ein Freihandelsabkommen mit Serbien. Dieses müsste vor einem EU-Beitritt wieder aufgehoben werden, aber bis dahin können lokale chinesische Fabriken wie das größte Reifenwerk Europas von Linglong Tyre in Zrenjanin praktisch zollfrei in die EU liefern - dank Handelsabkommen mit der EU. Im Gespräch ist eine chinesische Produktion von E-Autos. Nach China exportiert Serbien vor allem Rohstoffe.

Auf der Länderseite Serbien finden Sie weitere Informationen, zum Beispiel über wichtige Branchen, rechtliche Rahmenbedingungen und Zollbestimmungen.

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