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Westbalkan: Attraktiver Beschaffungsmarkt für Metallverarbeitung
Auf dem Westbalkan bilden Serbien und Bosnien und Herzegowina den Schwerpunkt der Metallverarbeitung. Gerade kleine und mittlere Unternehmen liefern vor allem nach Deutschland.
15.05.2024
Von Martin Gaber | Belgrad
"Man muss nicht bis nach Asien gehen. Bosnien und Herzegowina ist unser China – nur logistisch viel besser gelegen", sagt Ralph Kloth, Leiter strategischer Vertrieb und Marketing bei EMKA Beschlagteile. Und er erklärt auch warum. "Die Leute sind gut ausgebildet, viele sprechen Deutsch. Gleichzeitig sind die Lohnkosten sehr wettbewerbsfähig." So hat sich der Westbalkan zu einem attraktiven Beschaffungsmarkt für deutsche Unternehmen entwickelt. Vor allem in der metallverarbeitenden Industrie ergeben sich Beschaffungsoptionen für die Betriebe. Dabei ragen zwei Länder besonders hervor: Serbien und Bosnien und Herzegowina. Das Unternehmen EMKA zum Beispiel, nach eigenen Angaben Weltmarktführer für Verschlüsse, Scharniere und Dichtungen, hat sogar Standorte in beiden Ländern eröffnet.
Einstieg in die Beschaffung häufig mit Lohnfertigung
Häufig beginnen deutsche Unternehmen die Zusammenarbeit mit Partnern vor Ort mit Lohnfertigungsaufträgen. Dabei stellt der Kunde das Material zur Verfügung und lagert nur einzelne Arbeitsschritte aus. Dafür spricht vor allem die größere Unabhängigkeit für den Auftraggeber. Später intensivieren die ausländischen Kunden in der Regel die Zusammenarbeit. Das zeigt sich zum Beispiel in der Weiterqualifizierung von Beschäftigten oder auch in der gemeinsamen Anschaffung von Maschinen und Anlagen. Oder sogar in Investitionen vor Ort, wie beim Beispiel EMKA.
Früher haben die Unternehmen nur einfache Produkte im Westbalkan gefertigt oder bearbeiten lassen. Durch die Zusammenarbeit mit ausländischen Partnern haben sich die Betriebe weiterentwickelt. Heute können die Unternehmen aus der Region ein breites Spektrum an Kapazitäten anbieten, das von der Aluminiumextrusion bis zum Zerspanen reicht.
Vorhandene technische Kapazitäten in der Metallverarbeitung in Serbien und Bosnien und Herzegowina sind vor allem:
- Schweißen
- Pressen
- (Plasma-)Schneiden
- Biegen
- Stanzen
- Formen
- Drehen
- Fräsen
- Bohren
- Sandstrahlen
- Zerspanen
- Aluminiumextrusion
- Guss- und Schmiedeteile
Metallverarbeitung ist Schlüsselbranche in Serbien und Bosnien und Herzegowina
Das breite Spektrum an technischen Kapazitäten schafft internationale Nachfrage. Serbiens metallverarbeitende Industrie legt einen Exportrekord nach dem anderen hin. Die Ausfuhren haben zwischen 2022 und 2023 nominal um 14 Prozent zugelegt und sind auf über 1,2 Milliarden US-Dollar (US$) geklettert, so Zahlen der Außenhandelsstatistik der Vereinten Nationen UN Comtrade. Damit sind sie im 7. Jahr infolge gewachsen– lediglich das Pandemiejahr 2020 blieb eine Ausnahme.
Zusammen mit den Exporten der Metallindustrie bildet die Metallverarbeitung das Rückgrat der serbischen Exportwirtschaft: Die Branche steht alleine für fast 12 Prozent aller serbischen Exporte. Im Land gibt es laut Statistikbehörde über 2.000 metallverarbeitende Betriebe, die rund 46.000 Angestellte beschäftigen. Die Branche prägen in der Mehrheit kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die sich häufig in Familienbesitz befinden. Ergänzt werden die originär serbischen KMUs durch mittelständische Unternehmen aus dem Ausland, immer häufiger auch aus Deutschland. Dazu zählen beispielsweise Firmen wie König Metall in Ivanjica oder hansgrohe in Valjevo.
Sourcing Westbalkan - Checkliste für Unternehmen:
Sie sind interessiert Lieferanten auf dem Westbalkan zu finden? So gelingt die Suche:
- Germany Trade & Invest bietet Informationen zu den Ländern, den wirtschaftlichen Entwicklungen und Rahmenbedingungen und weiterführende Informationen wie zum Beispiel die Sourcingstudie Westbalkan.
- Die Deutschen Auslandshandelskammern (AHK) haben Büros in Sarajevo, Belgrad und Skopje. Sie bieten passende Dienstleistungen bei der Suche nach geeigneten Lieferanten und begleiten auch vor Ort.
- Die Bundesregierung fördert die Beschaffung aus der Region mit einer eigenen Initiative. Dabei treffen einmal jährlich bei der Einkaufsinitiative Westbalkan deutsche Einkäufer in B2B-Meetings auf Lieferanten aus der Region.
- Mehr Länder nimmt das Procurement and Supply Forum für Mittel- und Osteuropa in den Fokus. Auch dabei treffen Einkäufer in B2B-Meetings auf Lieferanten.
- Online bietet die Plattform AHK Europe Suppliers eine Lieferantensuche an.
- Die IHK Ulm und IHK Bodensee-Oberschwaben bietet eine Geschäftsanbahnungsreise für Unternehmen aus Baden-Württemberg im Oktober 2024 an.
Metallverarbeitung in Bosnien und Herzegowina auf Konsolidierungskurs
Ein ähnliches Bild ergibt sich beim westlichen Nachbarn in Bosnien und Herzegowina. Über 950 Millionen US$ erreichten die Ausfuhren im Jahr 2023, meldet UN Comtrade. Damit steht allein die Metallverarbeitung für rund 10 Prozent der Exporte des Landes. Investitionen aus dem Ausland, eine hohe Nachfrage, aber auch Geberprojekte haben für ein starkes Wachstum der Branche in den vergangenen Jahren gesorgt. Gerade nach der Pandemie hatten die Ausfuhren Zuwachsraten jenseits von 20 Prozent verzeichnet. Nun konsolidiert sich die Branche etwas. Dennoch ist sie die wichtigste Säule im verarbeitenden Gewerbe Bosnien und Herzegowinas: Mit über 940 Unternehmen liegt sie auf Platz 1, knapp gefolgt von der Möbel- und Holzverarbeitungsindustrie, so Zahlen der Statistikbehörde des Landes für das Jahr 2021.
Enge Verbindungen mit Deutschland – und China
der Exporte in der Metallverarbeitung aus Serbien und Bosnien und Herzegowina gehen nach Deutschland.
Schon heute haben deutsche Betriebe den Westbalkan als Beschaffungsmarkt für die Metallverarbeitung entdeckt. So ging ein Fünftel der serbischen Exporte der Metallverarbeitung 2023 nach Deutschland. Im Nachbarland Bosnien und Herzegowina waren es sogar über 20 Prozent der Ausfuhren. Vor allem als Lieferanten für die Autozuliefer- und Elektroindustrie sowie den Maschinen- und Anlagenbau ist der Westbalkan als Liefermarkt interessant.
Die Betriebe haben sich über die vergangenen Jahre deutlich weiterentwickelt. Selbst Kleinstbetriebe investieren in moderne Ausrüstung, zudem sind Zertifizierungen und Standards häufig vorhanden. Finanzielle Hilfe kam dabei von der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ). Sie hat mit dem EU4Business Programm rund 300 exportorientierte Betriebe bei Investitionen unterstützt. In Serbien wiederum hatte die nationale Regierung ein Programm zur Kofinanzierung bei der Anschaffung von Maschinen und Anlagen auf den Weg gebracht.
Made in Germany konkurriert mit made in China
Dabei setzen die lokalen Betriebe gerne auf Maschinen und Anlagen made in Germany. In beiden Ländern gehört Deutschland zu den Top 3 Lieferanten von Metallbearbeitungsmaschinen. Italien gilt traditionell als starker Wettbewerber. Seit Kurzem holt auch China auf und verdrängt Deutschland. Beispiel Serbien: Die Importe von Metallbearbeitungsmaschinen aus Fernost haben zwischen 2018 und 2023 um über 660 Prozent zugelegt und liegen mittlerweile auf Platz 1, wie Zahlen von UN Comtrade belegen. Das liegt einerseits an den Preisvorteilen für made in China, andererseits an den Direktinvestitionen aus China. So war China 2023 mit 800 Millionen Euro Serbiens wichtigster Investor – und die chinesischen Geldgeber setzen auf made in China.
Kontaktadressen
Bezeichnung | Anmerkungen |
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Germany Trade & Invest | Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft |
Anlaufstelle für deutsche Unternehmen (auch für Montenegro zuständig) | |
Delegation der Deutschen Wirtschaft in Bosnien und Herzegowina (AHK) | Anlaufstelle für deutsche Unternehmen |
Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME) | Zuständiger Verband für die Beschaffung |
Serbische Wirtschaftskammer | Metallverband mit Brancheninformationen |
Außenhandelskammer Bosnien und Herzegowinas | Brancheninformationen |
West Metal Group | Metallcluster für Westserbien |
Vojvodina Metal Cluster | Metallcluster für die Region Vojvodina |
Beogradski Sajam | Messestandort Belgrad |
Sarajevo Industry Fair | Industriemesse Sarajevo |
Mostarski Sajam | Wirtschaftsmesse Mostar |