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Laser, schneiden aus Metall Metallverarbeitung: Laser, schneiden aus Metall | © GettyImages/prescott09

Special | Thailand | Beschaffung

Metallverarbeitung in Thailand braucht neue Absatzmärkte

Thailands Metallverarbeiter konzentrieren sich auf Kunden aus dem Kfz-Sektor. Da dieser schwächelt, brauchen sie neue Abnehmer. Bei einigen Produkten ist Deutschland ein Partner.

Von Frank Malerius | Bangkok

Thailand ist das am stärksten industrialisierte Land Südostasiens. Die verarbeitende Industrie kommt auf einen Anteil von 25 Prozent an der Bruttowertschöpfung, so die Weltbank. Stark ist auch die Metallverarbeitung aufgestellt. Die metallverarbeitenden Betriebe Thailands schneiden, biegen, formen und fräsen Metalle auf höchstem Niveau. 

Die Metallverarbeiter produzieren vor allem für den heimischen Markt. Die Automobilindustrie fragt die meisten Erzeugnisse nach und treibt auch die technologische Entwicklung der Metallbranche an. 

Thailand war 2023 nach Angaben des Weltautomobilverbandes OICA der zehntgrößte Fahrzeughersteller weltweit. In guten Jahren produziert das Königreich mehr als 2 Millionen Pkw und Nutzfahrzeuge. Hinzu kommt die Fertigung von 2 Millionen Motorrädern. Japanische Marken stehen an der Spitze und machen rund 80 Prozent der Kfz-Produktion aus. 

Weitere große Abnehmer von Präzisionsteilen sind die Elektronikindustrie und die breit aufgestellte Nahrungsmittelverarbeitung. Die Baubranche nimmt ebenfalls zahlreiche Produkte aus Metall ab.

Deutsche Produktionstechnik ist gefragt

Die Technologie zur Metallverarbeitung kommt aus dem Ausland. Werkzeugmaschinen sind einer der wenigen Sektoren, in denen China nicht führendes Lieferland ist insbesondere nicht im Qualitätssegment. Mit Abstand wichtigster Lieferant von Werkzeugmaschinen ist Japan. Ein nennenswerter Anteil an Präzisionstechnologie zur Metallverarbeitung kommt auch aus Deutschland. Anbieter wie Grob, Hermle oder Gühring sind im Land aktiv. 

Offizielle Statistiken weisen knapp 37.000 Betriebe mit 250.000 Mitarbeitern aus, die Metalle verarbeiten. Wichtigste Zentren der Metallbranche sind der Großraum um Bangkok sowie der südöstlich der Hauptstadt gelegene Eastern Economic Corridor (EEC), der die Provinzen Chonburi, Rayong und Chachoengsao umfasst. Auch in der drittgrößten Stadt Nakhon Ratchasima im Nordosten des Landes entstanden in den vergangenen Jahren große Metallverarbeitungsbetriebe. 

Die Exporte von Spezialteilen wie Wälzlagern, Antriebselementen und Armaturen liegen bei etwa 2 Milliarden US-Dollar (US$) pro Jahr. Zum Vergleich: China exportiert entsprechende Waren für 40 Milliarden US$. Setzt man diese Exportwerte ins Verhältnis zur Größe der beiden Volkswirtschaften, ist Thailand sogar der stärkere Lieferant.

China, USA, Japan und Deutschland sourcen in Thailand

Deutschland gehört zu Thailands wichtigsten Abnehmern von Spezialteilen. Vor allem deutsche Automobilkonzerne und deren Zulieferer beschaffen in Thailand Maschinenelemente aus Metall im Wert von jährlich 150 Millionen bis 200 Millionen US$. 

Weitere wichtige Abnehmer sind große Automobilstandorte wie China, Japan und die USA. Laut Brancheninsidern kauft auch die französische Luftfahrtbranche mittlerweile Komponenten in Thailand ein. Bei großen Stückzahlen sei aber China der wichtigste Kunde. 

Betrachtet man die Metallverarbeitung in ihrer gesamten Breite, so exportiert Thailand jährlich Metallwaren (Warenabschnitt 69 des SITC-Code) im Wert von weiteren 6 Milliarden bis 7 Milliarden US$. Sie verteilen sich auf zahlreiche Branchen, mit der Baubranche als einem Schwerpunkt. Hier sind die USA und Japan die mit Abstand wichtigsten Abnehmer. Deutschland ist in diesem Bereich kein nennenswerter Zielmarkt und bezieht aus Thailand nur wenige Behälter aus Metall, Werkzeuge, Nägel, Schrauben oder Bolzen.

Die Repräsentanz eines deutschen Handelshauses brach den Versuch ab, Metallteile in Thailand zu sourcen. Kontaktierte thailändische Unternehmen zeigten wenig Interesse. Sie hatten, so die Vermutung, mit Aufträgen aus der Automobilindustrie ein auskömmliches Geschäft.

Hinweise zur Geschäftspraxis

  • Der persönliche Kontakt ist für die Verbindlichkeit auch von vertraglich vereinbarten Geschäften unverzichtbar.
  • Höflichkeit ist oberstes Gebot. Auch bei schwierigen Verhandlungen muss die thailändische Seite ihr Gesicht wahren können.

Mehr Informationen bietet die Publikation Thailand: Verhandlungspraxis kompakt.

Zulieferer wegen Einbruch der Automobilindustrie unter Druck

Doch genau das ändert sich gerade, denn die thailändische Automobilbranche befindet sich in einer Krise. Im Jahr 2024 sind die Verkäufe gegenüber dem Vorjahr um mehr als ein Viertel eingebrochen. Es droht das schwächste Verkaufsjahr seit mehr als 20 Jahren. Bei der Produktion stand in den ersten zehn Monaten 2024 ein Rückgang von knapp 20 Prozent zu Buche. Es könnte das schwächste Produktionsjahr seit 2009 geworden sein. 

Ein Grund für die Misere ist die hohe Verschuldung der privaten Haushalte und die daraus resultierende Zurückhaltung der Banken bei der Kreditvergabe. Es ist keine schnelle Besserung in Sicht, Insider rechnen mit mindestens ein bis zwei weiteren schwachen Jahren. Darüber hinaus gewinnen E-Autos weitere Marktanteile. Sie benötigen weniger Metallteile. In diesem Umfeld müssen thailändische Metallverarbeiter ihren Blick stärker auf den Export richten, um Verluste aus ihren inländischen Kerngeschäften zu kompensieren.

Trend zu mehr Automatisierung

Die Vielfalt der Metallverarbeitung über zahlreiche Industriebranchen hinweg lässt nur grobe Prognosen über die künftige Entwicklung zu. Die Branche ist wie kaum eine andere an die allgemeine Konjunktur gebunden. Thailand erwartet in den kommenden Jahren Wirtschaftswachstumsraten zwischen 2,5 und 3 Prozent. Es sind die mit Abstand niedrigsten unter den fünf großen Schwellenländern der ASEAN.

Die Bangkoker Leitmesse Metalex (2024: 743 Aussteller, davon 96 aus Deutschland) erwartet, dass der Absatz trotz der schwachen Automobilbranche weiter wächst. Zukunftstrends seien Digitalisierung der Produktion und ein stärkerer Einsatz von Robotern. 

Die Automatisierung könne die Präzision in der Branche erhöhen und die Notwendigkeit nachfolgender Reparaturen verringern. Auch der Mangel an Fachkräften dürfte die Automatisierung vorantreiben. Denn Fachleute sind in der schrumpfenden thailändischen Gesellschaft rar. In der Metallverarbeitung müssen Beschäftigte angelernt werden. Wer danach neben einer guten Ausbildung auch Berufserfahrung mitbringt und zudem Englisch spricht, kann überdurchschnittlich hohe Gehälter verlangen.

Hinweise zu Transport und Logistik

Wichtigste internationale Logistikdrehscheibe ist der Großhafen Laem Chabang als Teil des Industrieclusters Eastern Economic Corridor (EEC). Über das gut ausgebaute Schnellstraßennetz können auch alle anderen Städte des Landes innerhalb eines Tages erreicht werden.

  • Mehr Informationen zum Warentransport innerhalb Thailands bietet die Publikation Transport & Logistik.
  • Weitere Informationen zu zollrechtlichen Regeln finden Sie in unserem Überblick zur Wareneinfuhr in die EU.

Kontaktadressen
BezeichnungAnmerkung
Deutsch-Thailändische Handelskammer in Bangkok (AHK)Unterstützt Unternehmen beim Markteinstieg
Thai Tool and Die Industry Association (TDIA)Werkzeugmaschinenfachverband
Thai Cutting Tools Manufacturers (TCTM)Fachverband der Metallschneideunternehmen
METALEXJährliche Leitmesse für Werkzeugmaschinen und Metallverarbeitung in Bangkok
InterMold ThailandJährliche Messe für Mold & Die-Produktionstechnologie in Bangkok

 

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