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Wirtschaftsausblick | Simbabwe

Wachstum trotz Mangel

Dürre und Missernten machen Simbabwe aktuell zu schaffen. Eine gute Bergbaukonjunktur und Investitionen in die Infrastruktur halten die Wirtschaft dennoch am Laufen.

Von Marcus Knupp | Berlin

Top-Thema: Nächster Versuch einer Währungsreform

Zimbabwe Gold, kurz ZiG, heißt die neue Währung Simbabwes, die im April 2024 eingeführt wurde. Die aus dem Ruder gelaufene Geldentwertung in den ersten drei Monaten des Jahres 2024 veranlasste die Regierung zu diesem Schritt. Der Simbabwe-Dollar hatte im 1. Quartal gegenüber dem US-Dollar (US$) um rund 260 Prozent an Wert verloren. Nicht zum ersten Mal in den vergangenen zwei Jahrzehnten versucht das Land im südlichen Afrika, sein Währungssystem stabiler aufzustellen. Immer wieder wirft die Zentralbank die Notenpresse an, um die Staatsausgaben zu decken. Hintergrund der anhaltenden Devisenprobleme ist unter anderem der erschwerte Zugang zu internationalen Finanzierungsquellen aufgrund ausstehender Altschulden.

Nun also ZiG. Die neue Währung ist in ihrer Konzeption vollständig durch die Reserven Simbabwes an Gold und Devisen gedeckt. Der Umfang dieser Reserven ist jedoch nicht besonders groß. Es gibt daher Zweifel, ob die so geschaffene Geldmenge für alle Transaktionen ausreicht. Als alternative und zusätzliche Währung ist in Simbabwe weiterhin der US-Dollar gebräuchlich. Immerhin ist der Wechselkurs des ZiG zur amerikanischen Währung in den ersten Monaten weitgehend stabil geblieben. Nach dem offiziellen Kurs entspricht 1 US$ etwa 13,4 ZiG (Juni 2024). Da auf dem Parallelmarkt rund 20 ZiG verlangt werden, scheint auch die neue Währung überbewertet. Beobachter wie die Economist Intelligence Unit (EIU) erwarten daher in den nächsten Jahren eine kontrollierte Abwertung auf Werte zwischen 30 und 40 ZiG pro US-Dollar.

Wirtschaftsentwicklung: Rohstoffe helfen der Konjunktur

Ein verlässlicher Faktor in der wirtschaftlichen Entwicklung Simbabwes ist der Bergbau. Das Land verfügt über umfangreiche Reserven an mineralischen Rohstoffen wie Kupfer, Gold, Mangan, Platinmetallen oder Lithium. Dank weltweit steigender Nachfrage findet Simbabwe genügend Investoren, auch wenn sich westliche Firmen wegen der anhaltenden Sanktionen zurückhalten. Der ebenfalls bedeutende landwirtschaftliche Sektor leidet aktuell unter ausgeprägter Trockenheit, ausgelöst durch den El Niño-Zyklus. Der Internationale Währungsfonds (IWF) rechnet daher mit einer Verlangsamung des Wachstums auf rund 2 Prozent reale Zunahme des Bruttoinlandsproduktes (BIP) 2024 und einer deutlichen Erholung 2025. Mit besseren Ernten und steigenden Investitionen in Bergbau und Industrie erwartet der IWF dann bis zu 6 Prozent Wachstum. Die EIU schätzt die Entwicklung etwas gleichmäßiger ein.

Investitionen: Infrastruktur steht im Fokus

Ein weiterer Konjunkturmotor ist der Ausbau der Infrastruktur. Investitionen in das in Teilen marode Straßennetz sowie in die Eisenbahn kommen auch den Kernbereichen Landwirtschaft und Bergbau zugute. Nach Ausscheiden internationaler Investoren arbeitet Simbabwe im Straßenbau mit lokalen Unternehmen an kleineren Bauabschnitten, die überwiegend aus dem Haushalt finanziert werden. 

Die Schiene ist für den Transport von mineralischen Rohstoffen von zentraler Bedeutung. Sie stößt daher bei Investoren aus diesem Bereich auf zunehmendes Interesse. Im Mai 2024 hat die Nationale Eisenbahngesellschaft (National Railways of Zimbabwe, NRZ) Sondierungsgespräche mit der China Railway International Group geführt. Nach Schätzung der NRZ müssen über 530 Millionen US$ investiert werden, um das Streckennetz, die Signalisierung und Kommunikationssysteme zu modernisieren. 

China ist als wichtiger Investor vor allem im Lithiumabbau und in der Stahlindustrie Simbabwes an funktionierenden Transportwegen für den Export der Produkte interessiert. Im Fokus steht vor allem die Route zum mosambikanischen Hafen Beira, der deutlich näher an Simbabwe liegt als südafrikanische Durban. Ein Abschluss des Geschäfts könnte Ende 2024 im Rahmen des nächsten China Africa Forums kommen.

Konsum: Inflation und Missernten belasten die Bevölkerung

Für die Bevölkerung Simbabwes birgt die makroökonomische Situation große Unsicherheiten. Im Jahr 2023 lag die Inflation bei circa 74 Prozent. Die neue Währung sollte 2024 etwas Linderung bringen. Verschiedene Waren und Dienstleistungen müssen jedoch in US-Dollar bezahlt werden und verteuern sich dadurch je nach Verfügbarkeit und Wechselkurs. Gleichzeitig erhöhen Dürre und Ernteausfälle die Nahrungsmittelpreise und verringern das Selbstversorgungspotenzial.

Außenhandel: Südafrika ist wichtigster Handelspartner

Platinmetalle, Gold und Tabak sind die wichtigsten Ausfuhrprodukte Simbabwes. Zusammen machten sie 2023 rund 64 Prozent der Exporte aus. Stark gestiegen sind die Ausfuhren von Lithium. Bedeutendster Handelspartner Simbabwes ist mit großem Abstand Südafrika, das zum Teil auch eine Transitfunktion für das Binnenland erfüllt. Im Jahr 2023 gingen 30,9 Prozent der Exporte in das Nachbarland, gefolgt von den Vereinigten Arabischen Emiraten (26,4 Prozent), China (17,7 Prozent) und Mosambik (5,5 Prozent). Bei den Lieferländern lagen Südafrika (38,0 Prozent) und China (14,9 Prozent) vor den Bahamas, Singapur und Bahrain. Maschinen, Treibstoffe, chemische Erzeugnisse und Nahrungsmittel waren die wichtigsten importierten Warengruppen.

Deutsche Perspektive: Ein mittelgroßer Markt in Afrika

Mit einem bilateralen Handelsvolumen von knapp 120 Millionen Euro im Jahr 2023 gehört Simbabwe zu den kleineren, aber nicht vollkommen unbedeutenden Handelspartnern auf dem afrikanischen Kontinent. Wenige Warengruppen dominieren in beiden Richtungen den Austausch. Rund 61 Prozent der deutschen Einfuhren aus Simbabwe entfallen auf Tabak. Nennenswert sind auch Orangen, Erbsen, Ferrochrom und Reptilienhäute.

Die Lieferungen aus Deutschland verteilen sich auf eine größere Zahl von Warengruppen. Knapp die Hälfte sind Maschinen und Anlagen, vor allem für die Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie. Dazu kommen Verpackungsmaterialien aus Papier und Pappe. Ein weiterer größerer Posten sind Laborausrüstungen und -reagenzien.

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