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Simbabwe verbessert Eigenversorgung mit Nahrungsmitteln
Eine höhere landwirtschaftliche Produktion begünstigt den Ausbau der Nahrungsmittelbranche in Simbabwe.
22.03.2024
Von Marcus Knupp | Berlin
Simbabwe kann in der aktuellen Anbausaison einige Erfolge bei der Ernährungssicherung verzeichnen. In den vergangenen Jahren hatten Dürreausfälle und Versorgungsengpässe infolge der Coronakrise zu erheblichen Spannungen bei der Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln geführt. Für die Saison 2022/2023 verzeichnete das Welternährungsprogramm Nahrungsmittelunsicherheit (food insecurity) für 3,8 Millionen Menschen in Simbabwe. Im Jahr 2021 waren es noch mehr als 5 Millionen Menschen. Die Landwirtschaftspolitik der Regierung konzentrierte sich daher auf die Steigerung der Produktion von Grundnahrungsmitteln wie Mais und Milchprodukten.
Schlachthöfe und Molkereien verzeichnen Wachstum
Nach Angaben der Regierung ist die Zahl der in Simbabwe geschlachteten Rinder in den zwölf Monaten bis September 2023 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 13 Prozent von 299.000 auf 339.000 gestiegen. Dazu habe unter anderem der Rückgang von Krankheiten wie der Maul- und Klauenseuche beigetragen. Auch sei der Verarbeitungsprozess durch Investitionen in Schlachthöfe, Kühlhäuser und Logistik verbessert worden. Die zusätzliche Produktion kann nicht nur die Exporteinnahmen erhöhen, sondern trägt nach Ansicht von Fachleuten auch zur Sicherung der heimischen Versorgung bei.
Auch die Milchproduktion nimmt derzeit zu. In den ersten neuen Monaten des Jahres 2023 lag sie mit 71,9 Millionen Litern circa 8 Prozent über dem Vorjahreswert von 66,8 Millionen Litern. Für das Gesamtjahr rechnet die Dairy Service Unit mit rund 100 Millionen Litern nach 91 Millionen Litern im Jahr 2022. Das sind rund zwei Drittel des für 2025 angestrebten Ziels von 150 Millionen Litern. Um die Lücke zu schließen, sieht der Livestock and Meat Advisory Council einen Bedarf von 18.000 zusätzlichen Milchkühen. Die Auslastung der Molkereien ist zuletzt gestiegen, liegt aber mit rund 60 Prozent immer noch vergleichsweise niedrig.
Höhere Produktion von Ölsaaten
Simbabwes Landwirte haben 2023 mehr Sojabohnen und Baumwolle geerntet. Die beiden Anbaupflanzen spielen neben Sonnenblumen eine wichtige Rolle bei der Produktion von Pflanzenölen in Simbabwe. Gegenüber der lokalen Presse äußerte der Vorsitzende des Herstellerverbandes Oil Expressers Association of Zimbabwe, Busisa Moyo, die Sojabohnenernte sei im vergangenen Jahr auf fast 100.000 Tonnen gestiegen. Der Import von Ölsaaten sei hingegen um rund ein Viertel zurückgegangen.
Die Regierung sieht den Anbau von Ölsaaten und deren Verarbeitung vor Ort als wichtigen Teil ihrer ländlichen Entwicklungsstrategie. Für die Saison 2023/24 werden Anbauflächen von 60.000 Hektar für Sojabohnen, 160.000 Hektar für Sonnenblumen und 270.000 Hektar für Baumwolle genannt.
Kaffeeanbau noch bescheiden
Simbabwe hat große Pläne für den noch bescheidenen Kaffeesektor. Das Horticultural Development Council (HDC) sieht hier ein enormes Potenzial. Der in Simbabwe angebaute milde Arabica-Kaffee hat eine anerkannt hohe Qualität und passt gut zur global steigenden Nachfrage nach dieser Kaffeesorte, so der Vorsitzende der Coffee Growers Association of Zimbabwe, Michael Jenrich, gegenüber der Fachzeitschrift Food Business Africa. Von aktuell 660 Hektar soll die Anbaufläche bis 2030 auf 1.000 Hektar ausgeweitet werden. Dafür sind nach Schätzungen des HDC Investitionen von rund 22 Millionen US-Dollar (US$) nötig. Kaffeebäume brauchen rund vier Jahre, bis sie zum ersten Mal Früchte tragen und erfordern daher ein langfristiges Engagement.
Die Kaffeebauern bewirtschaften in der Regel Kleinbetriebe. Etwa 800 von ihnen bauen die Genusspflanze auf insgesamt 220 Hektar an. Die restlichen 440 Hektar teilen sich zwei größere Betriebe. Ziel ist es, diese Zahlen auf etwa 1.300 Kleinbetriebe und 10 bis 20 mittelgroße Betriebe zu erhöhen. In den Jahren 2010 bis 2022 war der Umfang der Kaffeeexporte aus Simbabwe sehr starken Schwankungen unterworfen. Während im Spitzenjahr 2014 ein Wert von 834.721 Kilogramm verzeichnet wurde, lag die Ausfuhr 2022 bei lediglich 119.452 Kilogramm.
Anbaupflanze | 2021 | 2022 |
---|---|---|
Zuckerrohr | 3.450 | 3.453 |
Mais | 1.470 | 1.500 |
Kassava | 267 | 271 |
Weizen | 337 | 200 |
Bananen | 191 | 197 |
Tabak | 162 | 167 |
Baumwolle | 190 | 160 |
Hirse (Sorghum) | 129 | 88 |
Erdnüsse | 88 | 82 |
Tee | 74 | 63 |
Süßkartoffeln | 70 | 63 |
Gerste | 57 | 57 |
Sojabohnen | 54 | 51 |
Mehr Fischfang in Stauseen geplant
Das 2017 gestartete Command Fisheries Programme hat das Ziel, Simbabwes Fischindustrie bis 2030 auf einen Umsatz von 1 Milliarde US$ zu bringen. Bisher wurden nach Regierungsangaben landesweit 460 Fischteiche angelegt. In acht Aufzuchtstationen werden die für die Aquakultur benötigten Jungfische bis zu einer bestimmten Größe herangezogen. Diese Fingerlinge bilden dann die Grundlage der Populationen in den Fischteichen und den Anlagen in den Stauseen des Landes. Bei konsequenter Nutzung der Möglichkeiten der Fischzucht in Stauseen sollen dort jährlich bis zu 1,5 Millionen Tonnen Fisch produziert werden.