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Branchen | Slowakei | Pkw

Volvo siedelt sich in der Slowakei an

Mit dem geplanten Werk für Elektroautos gewinnt die Kraftfahrzeugbranche weiter an Bedeutung. Die strategische Investition bringt Impulse für die Entwicklung im Osten des Landes.

Von Miriam Neubert | Bratislava

Der Automobilkonzern Volvo Cars wird von 2023 bis 2027 fast 1,2 Milliarden Euro im neu entstehenden Industriepark Valaliky bei der zweitgrößten slowakischen Stadt Košice investieren. Die Standortentscheidung wurde am 1. Juli 2022 bekannt gegeben. Wie das slowakische Finanzministerium mitteilte, unterstützt der Staat die Vorbereitungen für den strategischen Industriepark mit 85 Millionen Euro. Die Direkthilfe für die Investition selbst beträgt rund ein Fünftel der Investitionssumme, circa 267 Millionen Euro. Eine wichtige Rolle spiele auch der staatliche Energienetzbetreiber SEPS, hieß es von Seiten des Ministeriums.

Bau startet 2023, Serienproduktion 2026

Die Serienproduktion soll 2026 starten. Jährlich könnten bis zu 250.000 elektrische SUV von den Bändern des neuen Werks rollen, das komplett klimaneutral arbeiten wird.

„Ich bin sehr froh, dass die Slowakei im Wettbewerb um diese Megainvestition erfolgreich war, die Entwicklung und viele Arbeitsplätze in den östlichen Teil der Slowakei bringt“, sagte Wirtschaftsminister Richard Sulík. Mit dem Bau des Werkes soll es 2023 losgehen, die Installation der Ausrüstungen und Produktionslinien erfolgt im Laufe 2024. Schrittweise entstehen von 2025 bis 2027 rund 3.300 direkte Arbeitsplätze. Zugleich bringt das Werk neue Chancen für Zulieferer in der Region, was laut Schätzungen der Regierung mit mindestens 10.000 neuen Arbeitsplätzen einhergehen könnte.

„Das neue Werk von Volvo Cars ist für uns gleich aus zwei Gründen interessant“, sagte Premierminister Eduard Heger. „Es entsteht im Osten der Slowakei, womit es in beträchtlicher Form die soziale und wirtschaftliche Situation der Region verbessert. Es werden nur Autos mit elektrischem Antrieb hergestellt, was für die slowakische Automobilindustrie die Perspektive der Wettbewerbsfähigkeit in einer neuen ökologischen Zeit bringt.“

Fünftes Autowerk für das Land

Die Slowakei mit 5,5 Millionen Einwohnern ist bereits Produktionsstandort von vier Autoherstellern:

  • Volkswagen Slovakia
  • Stellantis Slovakia
  • Kia Motors Slovakia
  • Jaguar Land Rover

Schon seit vielen Jahren ist das mittelosteuropäische Land weltweit der wichtigste Pkw-Hersteller pro Kopf. Im Jahr 2021 rollten hier 184 Pkw pro 1.000 Einwohner vom Band. Die Branche bestimmt die Geschicke der kleinen Volkswirtschaft in hohem Maße. Ihr Anteil an der Industrieproduktion belief sich dem Verband der Autoindustrie ZAP SR zufolge 2021 auf fast 48 Prozent. Von den landesweiten Warenexporten stemmte sie 42 Prozent.

Strategischer Industriepark Valaliky bei Košice

Ähnlich wie bei der Ansiedlung von Jaguar Land Rover 2015 der strategische Industriepark Nitra im Westen des Landes eine wichtige Rolle spielte, ist es bei Volvo Cars der strategische Industriepark Valaliky im Osten. Aktuell läuft der Kauf der Grundstücke. Wie der Direktor des Parks Miloslav Durec Medien gegenüber mitteilte, seien zum 1. Juni 2022 bereits 283 Hektar Land gekauft worden, was 77 Prozent der Fläche entspreche. Die notwendige Infrastruktur werde schon projektiert.

Für Volvo ist es die erste Expansion in Europa seit den sechziger Jahren. Das Unternehmen hat in der Europäischen Union Standorte in Schweden und Belgien. Seit 2010 gehört es zum chinesischen Fahrzeugkonzern Zhejiang Geely Holding. Laut Volvo Cars wird das neue slowakische Werk die Pläne der Gruppe unterstützen, bis 2030 das Produktportfolio elektrifiziert zu haben und bis 2040 klimaneutral zu sein.

Größte Investition im Osten

Der slowakischen Agentur für Investition und Handel SARIO zufolge hatte Business Sweden im Auftrag des noch anonymen Investors erstmals im September 2021 Kontakt zu SARIO aufgenommen. Im Dezember kam der Standort bei Košice nach einem Besuch des Investors in die engere Wahl. Ein halbes Jahr später fiel bei Volvo Cars die Entscheidung für die Slowakei. Es handle sich um eine der größten Investitionen in der Slowakei. Für die Ostslowakei sei sie die größte in der jüngeren Geschichte des Landes.

Die Schere zwischen den westlichen und östlichen Landesteilen ist in der Slowakei noch groß – nicht nur was die Zahl der Arbeitsplätze angeht, sondern auch was die infrastrukturelle Anbindung betrifft. Mit Volvo Cars als strategischem Investor ist die Erwartung verbunden, dass Hunderte von Einwohnern, die gegenwärtig in anderen Teilen der Slowakei oder im Ausland arbeiten, wieder in die Region zurückkehren. Zentral sind auch die Infrastrukturinvestitionen, zu denen sich die Regierung verpflichtet hat. Das sagte der Bürgermeister von Košice Jaroslav Polaček der Regionalzeitung Košice Korzár SME.

Als Partner für Forschung und Entwicklung steht die Technische Universität in Košice (TUKE) und speziell ihre Maschinenbaufakultät bereit. Diese war ebenfalls im Vorfeld der Investitionsentscheidung von Vertretern Volvo Cars besucht worden.

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