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Wirtschaftsausblick | Slowakei

Investitionen halten slowakische Konjunktur am Laufen

Slowakische Unternehmen und Verbraucher müssen 2025 satte Steuererhöhungen verkraften. Dennoch bleibt das Land auf Wachstumskurs. Dabei helfen der Privatkonsum und Investitionen.

Von Gerit Schulze | Bratislava

Top-Thema: Steuerpaket bremst das Wachstum leicht aus

Mit einem Konsolidierungspaket, das Unternehmen und Verbrauchern einiges abverlangt, geht die Slowakei in das Jahr 2025. Mehrwertsteuer und Körperschaftsteuer steigen kräftig, auf Banküberweisungen von Firmen fällt eine neue Transaktionssteuer an, Raffinerien und Mobilfunkbetreiber müssen Sonderabgaben zahlen.

Mit dem Paket will die Regierung das Haushaltsdefizit senken, doch zugleich bremst sie das Wachstum der heimischen Volkswirtschaft um einen halben Prozentpunkt aus. Zwar kann der Finanzminister mit 2,7 Milliarden Euro zusätzlichen Einnahmen rechnen. Doch Fachleute kritisieren, dass für die Haushaltskonsolidierung vor allem die Steuern steigen, die Ausgaben jedoch kaum sinken.

Höhere Inflation und geringerer Reallohnzuwachs

Deshalb könnte die Inflationsrate 2025 auf über 5 Prozent nach oben schnellen. Dazu tragen auch die steigenden Energiepreise nach dem Wegfall staatlicher Subventionen bei.

Die Regierung Robert Fico stand unter Handlungsdruck, weil die EU die zunehmende Staatsverschuldung kritisierte. Die Budgetlücke soll bis 2027 auf 3 Prozent des BIP sinken (2024: 5,8 Prozent), wofür aber schon im nächsten Jahr ein weiteres Konsolidierungspaket nötig sein wird.

Wirtschaftsentwicklung: Abschöpfung der EU-Mittel gewinnt an Tempo

Das slowakische Bruttoinlandsprodukt wächst in den kommenden Jahren jeweils über 2 Prozent. Nur 2027 ist mit einem geringeren Anstieg zu rechnen, weil dann die Mittel aus dem Wiederaufbaufonds der EU auslaufen.

Derzeit profitiert die Wirtschaft besonders von steigenden Realeinkommen. Diese bekommen zwar 2025 einen Dämpfer durch die hohe Inflation infolge des Konsolidierungspakets. Doch gleichzeitig ziehen die Löhne deutlich an, weil die Arbeitslosenquote sinkt und Fachkräfte immer noch händeringend gesucht werden.

Außerdem erwartet das Finanzministerium für 2025 zweistellige Zuwächse bei den Bruttoanlageinvestitionen. Grund sind höhere Abrufe aus den EU-Fonds für Investitionsprojekte zur Energieeffizienz und zum Ausbau der Infrastruktur. Die Ausgaben aus dem Wiederaufbauplan RRP sollen sich gegenüber 2024 vervierfachen - auf 2,7 Milliarden Euro.

Größere Investitionsvorhaben kündigten zuletzt unter anderem der Kfz-Zulieferer Mobis, der Maschinenbauer Muehlbauer Technologies und Ikea für den Ausbau einer Möbelfabrik an.

Industrie steckt in der Krise

Dennoch lieferte die Industrie 2024 nur wenig Impulse. Saisonbereinigt schrumpfte die Produktion des verarbeitenden Gewerbes in den ersten neun Monaten 2024 um 0,9 Prozent. Besonders groß war der Einbruch bei Raffineriebetrieben und Maschinenbauern (-10 Prozent). Auch Textil- und Bekleidungshersteller sowie die Metallurgie verzeichneten hohe Produktionsrückgänge.

Die Fahrzeugindustrie konnte von Januar bis September ihren Ausstoß noch um 2 Prozent steigern. Doch die Aussichten sind eher düster. Das Volumen der Neuaufträge lag bis September real um 3 Prozent unter dem Vorjahresniveau. In absoluten Zahlen verbuchte die Fahrzeugbranche laut Statistikamt in den ersten neun Monaten 2024 Orderrückgänge von 3,6 Milliarden Euro. Die Autoproduktion ist immer noch auf Verbrennungsmotoren fokussiert, über 90 Prozent der in der Slowakei gefertigten Fahrzeuge haben fossile Antriebe.

Prozentual noch größer war der Einbruch der Neubestellungen in anderen Branchen: Bekleidung -32 Prozent, Metallverarbeiter -9 Prozent, Maschinenbau -8 Prozent. Nennenswerte Zuwächse verzeichneten nur die Pharmaindustrie, Hersteller von elektrischen Ausrüstungen und die Textilproduktion.

Absatz in wichtigen Exportländern geht zurück

Die schwache Industrieentwicklung hängt mit der Wirtschaftslage in wichtigen Exportmärkten zusammen. Im 1. Halbjahr 2024 sank der Ausfuhrwert um 5 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum, bei Fahrzeugen sogar um 8 Prozent.

Für 2025 erwartet die Regierung eine Belebung des Außenhandels, wenn sich die Konjunktur in Europa verbessert. Die Exporte sollen um rund 4 Prozent zulegen. Die Importe steigen wegen des höheren Bedarfs an Konsumgütern und Ausrüstungen sogar um fast 7 Prozent. Auch in den Folgejahren bis 2028 wachsen die Importe und Exporte laut Prognose des Finanzministeriums jeweils um 3 bis 4 Prozent pro Jahr.

Deutsche Perspektive: Geschäftsumfeld wird schwieriger

Der deutsch-slowakische Handel legte 2024 eine Atempause ein. Nach dem Rekordergebnis von 2023 schrumpften Exporte und Importe zwischen Januar und September 2024 um rund 1 Prozent. Besonders deutsche Maschinenbauer und Chemieproduzenten verzeichneten weniger Ausfuhren in die Slowakei. Der Bedarf an deutschen Lebensmitteln ist dagegen gewachsen.

In umgekehrter Richtung steigerten slowakische Hersteller ihre Exporte an medizinischen und pharmazeutischen Produkten nach Deutschland. Auch die Nahrungsmittelindustrie erhöhte ihre Lieferungen. Größere Rückgänge gab es bei Maschinen, Metallerzeugnissen und Kunststoffen.

Für die Zukunft erwarten die deutschen Unternehmen in der Slowakei schwierigere Geschäftsbedingungen. Laut AHK World Business Outlook von Herbst 2024 prognostizieren 62 Prozent der befragten Firmen eine schlechtere konjunkturelle Entwicklung in den kommenden zwölf Monaten. Nur jedes siebte Unternehmen will seine Investitionen ausweiten, fast jedes dritte Unternehmen plant Entlassungen.

Größte Risiken für die eigene Geschäftsentwicklung sind die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen in der Slowakei, die hohen Arbeitskosten, der Fachkräftemangel und die Auftragslage.

Die deutschen Unternehmen leisten einen enormen Beitrag zur Stabilität des slowakischen Staatshaushalts. Laut Berechnungen der Steuerberatungsgesellschaft BMB Partners entrichteten sie 2023 über 1,6 Milliarden Euro an Unternehmenssteuern und Sozialversicherungsbeiträgen. Das entspricht einem Viertel des Steuer- und Abgabenaufkommen der größten Unternehmen in der Slowakei.

Weitere Informationen (zum Beispiel Rechtsinformationen oder Branchenberichte) finden Sie auf unserer Länderseite Slowakei.

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