Wirtschaftsumfeld | Slowenien | Investitionsklima
Gutes Investitionsklima mit stabilen Rahmenbedingungen
Qualifiziertes Personal und eine leistungsstarke Zulieferindustrie ziehen Investoren nach Slowenien. Jüngste wirtschaftspolitische Entscheidungen könnten dem Standort schaden.
13.03.2024
Von Kirsten Grieß | Ljubljana
Slowenien ist ein attraktiver Investitionsstandort im mittelosteuropäischen Raum. Das Land verfügt über hochqualifizierte Arbeitskräfte und ein gut entwickeltes Bildungssystem. Vorteile bieten die geografische Lage als Knotenpunkt zwischen Nord und Süd, Ost und West sowie die gute Hafen- und Verkehrsinfrastruktur. Internationale Investoren und Handelspartner loben die gut aufgestellte und qualitätsorientierte Zulieferindustrie. Slowenien gilt als sicher und kulturell aufgeschlossen. Ein weiteres Plus ist die hohe Lebensqualität im Land.
Verhältnis von Wirtschaft und Regierung ist angespannt
Nachholbedarf gibt es indessen beim Bürokratieabbau. Investoren beklagen langwierige Verfahren und administrative Hürden. Kritik erntet in jüngster Zeit die Wirtschaftspolitik der Regierung unter Ministerpräsident Robert Golob. Anstelle versprochener Reformen brachte der Regierungswechsel 2022 vor allem neue und höhere Steuern.
Gestiegene Lohnkosten belasten Arbeitgeber, während mittlere und höhere Einkommensgruppen stark unter der progressiven Lohnsteuer leiden. Wirtschaftsverbände werfen der Regierung vor, kaum langfristige Strategien zu verfolgen und den wirtschaftspolitischen Dialog abzulehnen. Auch die 2023 beschlossene Erhöhung der Körperschaftsteuer infolge der Flutkatastrophe sorgt für Unmut.
Fachkräftemangel trotz hoher Löhne
Angesichts der hohen Arbeitskosten macht sich nicht jede Investition in Slowenien bezahlt. Das Land empfiehlt sich vielmehr für eine Produktion mit hoher Wertschöpfung in innovativen Nischen wie dem Hightech-Sektor. Allerdings kann das vorhandene Fachkräfteangebot die Nachfrage der Unternehmen nicht mehr voll bedienen. Aufgrund des nach wie vor starken Lohngefälles gegenüber Österreich oder Deutschland wandern hochqualifizierte Fachkräfte ab. Im IT-Bereich, aber auch in der metallverarbeitenden Industrie, ist der Fachkräftemangel schon jetzt ein Standortnachteil.
Ausländer investieren stärker in Übernahmen
Die Bedeutung ausländischer Direktinvestitionen (FDI) nimmt in Slowenien sukzessive zu. Im FDI-Ranking belegte Deutschland 2022 mit einem FDI-Bestand von 1,8 Milliarden Euro Platz 4 der größten Investoren. Seit 2018 war der deutsche Kapitalstock damit um etwa ein Drittel gewachsen. Der mit Abstand wichtigste Investor ist der Nachbar Österreich mit einem FDI-Bestand von zuletzt 4,6 Milliarden Euro.
Laut slowenischer Wirtschaftskammer handelt es sich mehrheitlich um Brownfield-Investitionen durch Übernahmen inländischer Fertigungsunternehmen. Greenfield-Investitionen beschränken sich auf wenige Projekte im Automobilzulieferbereich. Produktion, Handel und Finanzen sind bei ausländischen Investoren besonders gefragte Investitionsziele. Deutsche, österreichische, italienische und schweizerische Unternehmen sind im Fertigungssektor am häufigsten vertreten.
Unternehmen/ Mutterkonzern | Branche | Umsatz 2022, in Mio. Euro |
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BSH Hišni aparati, Nazarje (BSH Hausgeräte) | Hausgeräte | 501,1 |
Mahle Electric Drives Slovenija, Šempeter pri Gorici (Mahle) | Elektromotoren, elektrische und mechatronische Antriebssysteme | 411,7 |
Hella Saturnus Slovenija, Ljubljana (Forvia Hella) | Fahrzeugbeleuchtung | 281,4 |
Knauf Insulation, Škofja Loka (Knauf Insulation) | Baustoffindustrie | 205,7 |
Carthago, Odranci (Carthago Reisemobilbau) | Wohnmobile | 199,2 |
Investitionsförderung: Projektgröße und Standortwahl sind wichtig
Staatliche Beihilfen für Investitionsvorhaben werden durch ein Gesetz zur Investitionsförderung geregelt. Generell können auch ausländische Direktinvestitionen staatlich gefördert werden. Die Zuteilung von Fördermitteln kann über öffentliche Ausschreibungen der staatlichen Investitionsagentur SPIRIT Slovenia erfolgen. Für 2024 verwaltet SPIRIT Slovenia ein Förderprogramm zur Mitfinanzierung von Unternehmensinvestitionen in Höhe von 15,5 Millionen Euro. Die Ausschreibung soll im 2. Quartal veröffentlicht werden.
Bei Investitionen von großer gesamtwirtschaftlicher Bedeutung können Förderanträge direkt an das Ministerium für Wirtschaft, Tourismus und Sport gerichtet werden. Die Bewilligung ist an bestimmte Kriterien geknüpft. Im verarbeitenden Gewerbe sind Vorhaben ab einer Investitionssumme von 12 Millionen Euro und 25 Arbeitsplätzen förderfähig, im Dienstleistungssektor ab 3 Millionen Euro und 20 Arbeitsplätzen und bei Investitionen in Forschung und Entwicklung ab mindestens 2 Millionen Euro mit wenigstens 10 Arbeitsplätzen. Strategische Großinvestitionen mit einer Investitionshöhe von mindestens 40 Millionen Euro werden gesondert gefördert.
Unterschiedliche Förderhöhen in Regionen
Die maximale Förderhöhe folgt regionalen Beihilfekriterien. In Ostslowenien können Großunternehmen mit maximal 30 Prozent Erstattung der Investitionskosten rechnen, im westlichen Landesteil liegt die Förderquote bei maximal 15 Prozent und in der Küstenregion bei maximal 25 Prozent. Bei mittelständischen Unternehmen wird das Förderlimit jeweils um 10 Prozentpunkte, bei kleinen Investoren um 20 Prozentpunkte aufgestockt.
SPIRIT Slovenia hilft ausländischen Unternehmen kostenlos bei der ersten Orientierung zur Standortwahl. Für alle weiteren Schritte, etwa zur Beantragung von Fördermitteln oder dem Einholen von Genehmigungen, empfiehlt es sich, Beratungsdienste vor Ort in Anspruch zu nehmen. Auch die AHK Slowenien unterstützt deutsche Unternehmen.
Germany Trade & Invest stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nicht tarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.