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Branche kompakt | Spanien | Pharmaindustrie, Biotechnologie

Markttrends

Der Markt für Medikamente in Spanien wächst kontinuierlich. Gestiegene Kosten für das öffentliche Gesundheitssystem rufen aber auch Sparmaßnahmen hervor.

Von Friedrich Henle | Madrid

Spanien ist innerhalb Europas der fünftgrößte Arzneimittelmarkt. Und die Nachfrageaussichten bleiben positiv. Wie in anderen Industrieländern nimmt die Gruppe der älteren Menschen zu. Die Lebenserwartung ist eine der höchsten weltweit. Dadurch steigt der Bedarf, eine größere Anzahl an chronischen Krankheiten behandeln zu müssen. Die Pharmabranche wartet mit Spannung auf eine Reform des Zulassungs- und Erstattungssystems, die 2025 Einzug halten soll. 

Ausgaben für Medikamente werden steigen 

Das gestiegene Volumen des spanischen Arzneimittelmarktes in den letzten Jahren ist auch auf Zuwanderung, insbesondere aus Lateinamerika, zurückzuführen. Laut der nationalen Statistikbehörde INE stieg die Anzahl der Einwohnerinnen und Einwohner zwischen Anfang 2021 und Anfang 2025 um 1,7 Millionen auf nunmehr 49,1 Millionen. Als Absatzmarkt und Produktionsstandort für Medikamente gewinnt Spanien somit weiter an Bedeutung. Fitch Solutions prognostiziert eine durchschnittliche Wachstumsrate des spanischen Pharmamarktes bis 2028 von jährlich 3,7 Prozent. Die Pro-Kopf-Ausgaben sollen bis dahin von 648 Euro im Jahr 2024 auf 754 Euro zunehmen.

In den kommenden Jahren dürfte der Anteil der Medikamente an den gesamten Gesundheitskosten leicht sinken. Fitch Solutions geht von einem Anteil von 19,5 Prozent im Jahr 2028 aus, nach 20,5 Prozent im laufenden Jahr 2025. Im Jahr 2023 machte der Wert der verschriebenen Arzneimittel insgesamt 12,7 Milliarden Euro aus. In den Krankenhäusern betrugen die Medikamentenausgaben im selben Jahr 9,6 Milliarden Euro. In den letzten Jahren sind die Medikamentenausgaben im Krankenhausbereich deutlich stärker gestiegen als im Praxisbereich.

Maßnahmen zur Kostensenkung gehen weiter

Der Mehrbedarf an Medikamenten bringt jedoch auch politische Maßnahmen zur Kostendämpfung mit sich. Diese spiegeln sich zum Beispiel im Zulassungs- und Erstattungssystem wider. Die geplante Überarbeitung des Königlichen Gesetzesdekrets 1/2015 in Spanien, das die Preisgestaltung und Erstattung von Arzneimitteln und Medizinprodukten regelt, zielt darauf ab, das Gesundheitssystem zu modernisieren und zu verbessern. Der Vorschlag enthält unter anderem Maßnahmen, um die Marktattraktivität von Generika und Biosimilars zu verbessern, ihre Verwendung zu fördern und somit die Gesundheitskosten zu senken. Er soll im März 2025 vom Ministerrat verabschiedet werden und im Laufe des Jahres 2025 in Kraft treten.

Daneben sind Reformen des Dekrets über die Health Technology Assessments (HTA) und des übergeordneten Medizingesetzes (Ley 29/2006 de garantías y uso racional de los medicamentos y productos sanitarios) in Planung. Für Pharmaunternehmen bedeuten die Gesetzesänderungen eine gewisse Unsicherheit, da im März 2025 noch keine Details über den Zeitpunkt der Gesetzeseinführungen und die genauen Inhalte verfügbar waren.

ca. 90 Prozent

der nationalen Pharmaproduktion geht in den Export.

Der spanische Pharmasektor ist international stark vernetzt

Exporten im Wert von rund 20 Milliarden Euro stehen Importe in ähnlicher Größenordnung gegenüber. Lieferungen aus Deutschland machten in den letzten Jahren etwa 15 Prozent an den gesamten Medikamentenimporten aus. Ausländische Unternehmen produzieren seit Jahren in Spanien und beliefern von dort aus weltweite Absatzmärkte. Im Jahr 2023 waren die fünf wichtigsten Exportdestinationen Belgien, die Schweiz, Deutschland, China und Frankreich.

Auch Pharmahersteller in Spanien dürften die angekündigten Zölle der Trump-Administration auf europäische Medikamente zu spüren bekommen. Allerdings ist der US-Anteil am Gesamtexport deutlich geringer als in anderen europäischen Ländern. Im Jahr 2023 machten Ausfuhren in die USA weniger als 3 Prozent aller spanischen Medikamentenexporte aus.

Strategie für den Pharmasektor veröffentlicht

Im Dezember 2024 beschloss der spanische Ministerrat zum ersten Mal eine Strategie für den Pharmasektor. Im Zeitraum bis zum Jahr 2029 will die Regierung die Branche durch Maßnahmen in drei Schlüsselaspekten stärken:

  • Gerechter Zugang zu Arzneimitteln und Nachhaltigkeit des nationalen Gesundheitssystems
  • Förderung von Forschung und Entwicklung (F&E) sowie Innovationen
  • Wettbewerbsfähigkeit des Sektors durch starke und nachhaltige Lieferketten

Die Strategie ist Teil des spanischen Aufbau- und Resilienzplans, den die EU 2021 genehmigt hat und für dessen Umsetzung sie auch Finanzierung bereitstellt. Sie soll ihrerseits zum Erfolg der europäischen Strategie für die Arzneimittelindustrie beitragen.

Die Strategie umfasst die Wiederauflage des Förderprogramms PROFARMA (Fomento de la Competitividad en la Industria Farmacéutica). PROFARMA fördert die Wettbewerbsfähigkeit der pharmazeutischen Industrie in Spanien, indem es die lokalen Leistungen von Unternehmen in den Bereichen Forschung und Entwicklung, Produktion, Schaffung von Arbeitsplätzen bewertet und einstuft. Dies hatte für gut bewertete Unternehmen zur Folge, dass sie Beiträge für das nationale Gesundheitssystem reduzieren konnten.

Die letzte Einreichungsrunde fand im Jahr 2022 statt. Die Regierung plant eine Fortsetzung des Programms mit neuen Ausschreibungen im Jahr 2025. Ein Ziel der Neuauflage ist es auch, die lokale Produktion von Medikamenten weiter zu stärken. 

Unternehmen investieren in den Standort - vor allem in F&E

Laut spanischem Branchenverband Farmaindustria werden die Unternehmen des Sektors im Zeitraum 2023 bis 2025 insgesamt 9 Milliarden Euro am Standort investiert haben. Dies schließt Ausgaben für F&E beziehungsweise klinische Studien mit ein. Im Produktionsbereich handelt es sich vor allem um die Erweiterung bestehender Werke.

Im März 2024 haben die lokalen Herstellerfirmen ROVI und Insud Pharma mit dem spanischen Forschungsministerium (Ministerio de Ciencia, Innovación y Universidades) ein Gemeinschaftsunternehmen gegründet, um neuartige Therapien zu erforschen und zu entwickeln. Die finanzielle Erstausstattung des Joint Ventures beträgt 75 Millionen Euro.

 

Ausgewählte Investitionsprojekte der pharmazeutischen Industrie in SpanienInvestitionssummen in Millionen Euro
Akteur/Projekt

Investitionssumme

ProjektstandAnmerkungen
AstraZeneca

1.300

Im Umsetzung; Zeitraum 2024-2027Ausbau des "AstraZeneca Global Hub", ein internationales Zentrum für Innovation und klinische Forschung des Pharmakonzerns in Barcelona
Eli Lilly 

217

In Umsetzung50 Mio. Euro für die Erweiterung um zwei zusätzliche Verpackungslinien des Werks in Alcobendas (Madrid) bis Ende 2026; 167 Mio. Euro für das dazugehörige F&E-Zentrum (bis 2029) 
Esteve 

100

In Umsetzung; Fertigstellung geplant: Ende 2026Erweiterung des Werks in Girona (Katalonien) zur Erhöhung der Produktionskapazität um ein 45 Prozent
Laboratorios Farmacéuticos Rovi

63

In Umsetzung; Fertigstellung geplant: 2027Erweiterung des Werks in San Sebastián de los Reyes (Madrid); Erhöhung der Produktionskapazität für Fertigspritzen, neues Qualitätslabor, Nebengebäude 
Novartis 

53

In Umsetzung; Fertigstellung geplant: 2025Erweiterung der Produktionsanlage und Verdoppelung der Exportkapazität des Werks in Zaragoza (Aragonien)
Sandoz

50

In Umsetzung; Fertigstellung geplant: Ende 2025Erweiterung des Werks in Palafolls (Katalonien)
Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 2025

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