Spaniens Pharmaindustrie produziert eine breite Palette an Medikamenten. Die Branche baut ihre Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten im Land aus.
Spaniens Pharmabranche steht für etwa 5 Prozent der Bruttowertschöpfung in der verarbeitenden Industrie. Etwa 270.000 direkte und indirekte Arbeitsplätze hängen von ihr ab. Im Zeitraum 2017 bis 2023 betrug der direkte Beschäftigungszuwachs mehr als ein Viertel. Die Branche ist der drittwichtigste Exportzweig Spaniens, nach dem Nahrungsmittel- und dem Kfz-Sektor.
Nach Angaben des Branchenverbandes Farmaindustria bestanden 2023 insgesamt 174 Produktionsstätten für pharmazeutische Produkte im Land, darunter 106 für Medikamente im Bereich Humanmedizin, 46 für Wirkstoffe und 22 für Tierarzneien. In der Region Katalonien befinden sich mit Abstand die meisten Produktionsstätten, gefolgt von der Region Madrid.
Das spanische Statistikamt (Instituto Nacional de Estadística - INE) weist für die Branchenunternehmen im Jahr 2022 einen Umsatz in Höhe von 22,9 Milliarden Euro aus, 10,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Das starke Wachstum liegt zu großen Teilen an der Herstellung von Coronaimpfstoffen. Neuere Daten standen im März 2025 noch nicht zur Verfügung.
Die spanische Pharmabranche forscht und entwickelt intensiv
Laut Branchenverband Farmaindustria hat der Sektor im Jahr 2022 insgesamt 1,4 Milliarden Euro für Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten (F&E) ausgegeben, davon 60 Prozent im Bereich der klinischen Forschung. Dieser Wert stellt 20 Prozent der gesamten F&E-Ausgaben der spanischen Industrie dar.
Die spanische Zulassungsbehörde für Arzneimittel und Medizinprodukte (Agencia Española de Medicamentos y Productos Sanitarios - AEMPS) autorisierte im Jahr 2024 insgesamt 930 Teilnahmen an klinischen Studien (Phase III). Damit steht das Land an erster Stelle unter den Mitgliedsländern der EU und weltweit an dritter Stelle hinter den USA und China.
Im Bereich Biotech tut sich viel in Katalonien
Spanien hat stark in die F&E-Infrastruktur investiert und verfügt über zahlreiche Forschungszentren und Universitäten, die international kooperieren und Innovationen vorantreiben. Dies hat eine solide Grundlage für die Entwicklung und das Wachstum von Biotechunternehmen geschaffen. Im europäischen Vergleich sind in absoluten Zahlen gemessen nur im Vereinigten Königreich und Frankreich mehr Biotechnologieunternehmen aktiv.
Start-ups im Bereich Biotechnologie (alle Felder, nicht nur im Bereich der medizinischen Biotechnologie) haben in Spanien im Jahr 2023 insgesamt 228 Millionen an privaten Mitteln eingeworben, so viel wie noch nie. Hinzu kamen 12 Millionen Euro, die über Crowdfunding-Maßnahmen eingespielt wurden. Öffentliche Mittel wie der spanische Enisa-Fonds oder der Venture Capital-Fonds des European Innovation Councils waren weitere wichtige Quellen für Wagniskapital oder Risikokredite.
Laut dem neuesten Jahresbericht des spanischen Biotech-Verbandes AseBio bleibt Katalonien eine der aktivsten Regionen in Spanien für Biotechnologie: Mehr als 24 Prozent der spanischen Biotechunternehmen haben dort ihren Sitz. Sie stellen mehr als 35 Prozent des Gesamtumsatzes auf nationaler Ebene dar. Die alle zwei Jahre stattfindende BIOSPAIN ist eine der wichtigsten Fachkongresse in Europa und eine der größten weltweit. Die nächste Veranstaltung findet vom 7. bis 9. Oktober 2025 in Barcelona statt.
Der Generikaanteil ist niedriger als in anderen Ländern
Generika haben ihren Marktanteil in Spanien in den letzten Jahren nicht wesentlich erhöht. Ein Grund liegt darin, dass Originalpräparate, deren Patentschutz ausläuft, durch die aktuellen Erstattungsregeln auf den Preis eines Generikums abgesenkt werden müssen. Damit entfällt ein Preisvorteil für Generika, der in anderen Ländern deutlich ausfällt. Branchenvertreter verweisen zudem darauf, dass das Markenbewusstsein bei der spanischen Kundschaft recht hoch ausgeprägt sei.
Die Produktionsaktivitäten im Generikasektor haben trotzdem zugenommen. Pharmaunternehmen antizipieren, dass die zunehmende Bedeutung von Generika auch aus Kostengründen politisch unterstützt wird. Das lokale Pharmaunternehmen Cinfa gibt an, etwa ein Viertel des spanischen Generikamarktes abzudecken. Im Oktober 2024 eröffnete Cinfa ein neues Werk für 40 Millionen Euro in der Region Navarra und verdoppelte damit seine Produktionskapazitäten.
Verschreibungspflichtige Arzneimittel hatten 2023 einen Anteil von 78 Prozent am gesamten Pharmamarkt in Spanien, rezeptfreie Medikamente (Over-the-Counter-Produkte, OTC) einen Anteil von 22 Prozent. Die Zulassungsbehörde AEMPS stellt eine spezielle Internetseite bereit, auf der alle in Spanien erhältlichen Medikamente mit detaillierten Informationen recherchiert werden können. Dies umfasst auch die Frage, ob ein Medikament verschreibungspflichtig ist oder nicht.
Internationale Pharmakonzerne sind in Spanien präsent
Alle großen, internationalen Pharmakonzerne verfügen über eine lokale Präsenz in Spanien, häufig fertigen sie auch im Land. Spanische Pharmaunternehmen sind für etwa ein Viertel der nationalen Medikamentenproduktion verantwortlich.
Die meisten lokalen Hersteller sind eher klein und international weniger präsent. Eine Ausnahme davon ist Almirall, das auf Produkte der medizinischen Dermatologie spezialisiert ist. Das in Barcelona beheimatete Unternehmen ist in 21 Ländern direkt und in über 70 weiteren Ländern über Tochtergesellschaften vertreten. Im Jahr 2024 stieg der Umsatz weltweit um 10,2 Prozent auf 991 Millionen Euro. Der lokale Branchenprimus Grifols wiederum, der aus Plasma gewonnene Medikamente herstellt, baut seine Präsenz in den USA aus. Für 135 Millionen Euro erwirbt das Unternehmen im Jahr 2025 dort 14 Plasmaspendezentren von der amerikanischen Firma Inmunotek.
Wichtige Pharmaunternehmen in Spanien Umsatz in Millionen EuroUnternehmen | Umsatz 2023 |
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Novartis | 1.258 |
Bayer Hispania | 841 |
Boehringer Ingelheim España | 704 |
Laboratorios Farmacéuticos Rovi | 609 |
Instituto Grifols | 579 |
Eli Lilly | 566 |
Wyeth Farma (Pfizer) | 563 |
Laboratorios Cinfa | 535 |
Teva Pharma | 495 |
Ferrer Internacional | 438 |
Quelle: Las mayores empresas de España 2024; Actualidad Económica (Dezember 2024)
Von Friedrich Henle
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Madrid