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Rahmenbedingungen
Die VAE bieten Pharmaunternehmen attraktive Chancen, erfordern jedoch eine präzise Marktstrategie. Klare Regularien für Zulassung, Einfuhr und Vertrieb bestimmen den Marktzugang.
12.03.2025
Von Heena Nazir | Dubai
Das Gesundheitssystem der VAE basiert auf einer Kombination aus staatlicher und privater Finanzierung. Die Regierung übernimmt rund 70 Prozent der Gesundheitsausgaben, während private Versicherungen vor allem für Expats verpflichtend sind. In allen Emiraten gilt eine Krankenversicherungspflicht. Versicherte zahlen je nach Tarif 10 bis 30 Prozent der Medikamentenkosten, oft bis zu einer festgelegten Höchstgrenze. Emiratische Staatsbürger erhalten Medikamente in öffentlichen Kliniken kostenlos. Neben der Grundversorgung bieten private Versicherungen spezialisierte Behandlungen und kostenintensive Medikamente an.
In Abu Dhabi sorgt das Thiqa-Programm für die medizinische Absicherung von Emiratis, während in Dubai das Saada-System die Gesundheitsversorgung unterstützt. Arbeitgeber müssen für ausländische Angestellte eine Grundversicherung abschließen. Krankenhäuser und Privatkliniken erfüllen internationale Standards und bieten spezialisierte Behandlungen. Durch die zunehmende Verbreitung chronischer Krankheiten wie Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen steigt die Nachfrage nach modernen Medikamenten und innovativen Therapien. Die Regierung investiert verstärkt in Präventionsprogramme, um das Gesundheitsbewusstsein zu stärken und langfristig die Versorgungskosten zu senken. Weitere Informationen bietet das Ministry of Health and Prevention.
Import nur über lokale Vertriebspartner
Arzneimittel dürfen nur über lizenzierte Medical Warehouses importiert werden. Jede Lieferung erfordert eine behördliche Genehmigung. Viele essenzielle Medikamente sind zollfrei. Die Federal Customs Authority regelt die Einfuhrbestimmungen, während die Emirates Drug Corporation (EDC) seit 2023 für die landesweite Registrierung zuständig ist. Die Zulassung dauert meist einige Monate und gilt für fünf Jahre. Um überhöhte Preise zu vermeiden, legt die Dubai Health Authority Höchstpreise fest, an denen sich Erstattungssätze der Versicherer orientieren. Private Krankenversicherungen übernehmen in der Regel 70 bis 90 Prozent der Medikamentenkosten. Apotheken generieren etwa 75 Prozent des Gesamtumsatzes, Krankenhäuser 20 bis 25 Prozent. Der Online-Vertrieb wächst kontinuierlich. Während Generika zunehmend Marktanteile gewinnen, dominieren patentgeschützte Medikamente den Umsatz.
Internationale Pharmaunternehmen arbeiten mit lokalen Vertriebspartnern zusammen, da Direktverkäufe nicht möglich sind. Für verschreibungspflichtige Medikamente gelten strenge Werbebeschränkungen, rezeptfreie Präparate dürfen in Apotheken und autorisierten Online-Shops beworben werden. Die Behörden treiben die Digitalisierung im Gesundheitswesen voran. Elektronische Rezepte und digitale Patientenakten erleichtern die Medikamentenvergabe und verbessern die Transparenz bei der Abrechnung. Parallel dazu modernisieren viele Apotheken ihre Systeme, um Bestände effizienter zu verwalten und Wartezeiten zu reduzieren. Der Ausbau von Lieferdiensten für Medikamente gewinnt ebenfalls an Bedeutung, insbesondere für chronisch Kranke, die regelmäßige Medikation benötigen.
Technologietransfer wird vom Staat gefördert
Die Regierung fördert den Technologietransfer und den Aufbau lokaler Produktionsstätten durch Kooperationen mit Unternehmen wie Julphar oder Neopharma. Internationale Partnerschaften treiben Forschung und Entwicklung in Bereichen wie Onkologie, Diabetes und Spezialmedikamente voran. Steuervergünstigungen und Industriezonen wie der Dubai Science Park und das KIZAD Life Sciences Hub in Abu Dhabi unterstützen die Pharmaindustrie.
Patente in der Arzneimittelbranche haben auch in den VAE eine Schutzdauer von 20 Jahren und unterliegen der Aufsicht des Ministry of Economy. Die Behörden verfolgen Patentverletzungen konsequent, um das Vertrauen internationaler Hersteller zu wahren. Dennoch gibt es Kritik an der uneinheitlichen Umsetzung von Datenexklusivitätsregeln und weit gefassten Zwangslizenzen. Während generische Konkurrenz durch strikte Vorschriften verzögert wird, bleibt der Patentschutz in Einzelfällen umstritten.
Die VAE passen ihre Bestimmungen zunehmend an internationale Standards an, um die Marktattraktivität für innovative Unternehmen zu erhöhen. Forschungszentren und die gezielte Förderung von Biotechnologieprojekten eröffnen neue Möglichkeiten für den lokalen Markt. Besonders in der personalisierten Medizin und Genomforschung positionieren sich die VAE als Innovationsstandort. Neben staatlichen Förderungen investieren auch private Unternehmen verstärkt in neue Technologien zur Wirkstoffentwicklung.
Internationale Pharmafirmen beteiligen sich zunehmend an klinischen Studien in den VAE. Die hohe Qualität der Gesundheitsinfrastruktur und die wachsende Patientenzahl machen das Land zu einem attraktiven Standort für Arzneimittelforschung. Der Aufbau spezialisierter Forschungsinstitute und die enge Zusammenarbeit mit Universitäten treiben die Entwicklung neuer Therapien voran.
Die steigende Nachfrage, vorteilhafte regulatorische Rahmenbedingungen und Investitionen in Forschung machen die VAE zu einem attraktiven Standort für Pharmaunternehmen. Regulierungsanpassungen erleichtern den Marktzugang und beschleunigen die Einführung neuer Therapien. Zudem entstehen in Kooperation mit internationalen Partnern zunehmend Produktionsstätten, die nicht nur den heimischen Markt, sondern auch den Export in andere Golfstaaten bedienen. Das langfristige Ziel der Regierung ist eine stärkere Unabhängigkeit von Arzneimittelimporten und eine wettbewerbsfähige lokale Produktion mit globaler Reichweite.
Tipps für den Markteinstieg
- Marktanalyse: Bewerten Sie das Wachstumspotenzial und die Importabhängigkeit des Marktes.
- Regulatorische Anforderungen: Verstehen Sie lokale Vorschriften und Zertifizierungsprozesse.
- Lokale Partnerschaften: Kooperieren Sie mit etablierten Unternehmen vor Ort.
- Freihandelszonen: Nutzen Sie Zonen wie die Dubai Healthcare City für steuerliche Vorteile.
Germany Trade & Invest stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nicht tarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.