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Branche kompakt | Vereinigte Arabische Emirate | Pharmaindustrie, Biotechnologie

Lokale Branchenstruktur

Die VAE investieren verstärkt in Pharma & Biotech. Staatliche Fonds, Freihandelszonen und Kooperationen fördern Innovationen und den Ausbau der lokalen Arzneimittelproduktion.

Von Heena Nazir | Dubai

Die Finanzierung pharmazeutischer Vorhaben in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) wandelt sich. Staatliche Fonds wie Mubadala und ADQ bleiben wichtige Geldgeber, doch auch Venture-Capital-Anbieter investieren häufiger. Der Markt für Biotech- und Pharmastartups wächst zwar, doch er bleibt überschaubar.

Finanzierungsmix treibt junge Unternehmen voran

Mubadala Capital finanzierte 2024 insgesamt 15 Firmen, darunter elf Wagniskapitalprojekte. Acht Deals entfielen auf die USA und Europa, nur eine Initiative auf die VAE. Im Biotech-Bereich profitierten Outpace Bio (Zelltherapien), Metsera (Krebsforschung) und Capstan Therapeutics (Gen- und Zelltherapien) mit einer Gesamtsumme von 617 Millionen US$. Gleichzeitig entstehen in Abu Dhabi und Dubai erste Start-up-Zentren wie HealthX, Hub71 oder Dubai Science Park, die internationale Akteure anziehen. Lokales Wagniskapital bleibt jedoch knapp, häufig engagieren sich ausländische Investoren.

Ein Wendepunkt war der Börsengang von PureHealth Ende 2023. Das Unternehmen nahm fast 1 Milliarde US$ für rund 10 Prozent seiner Anteile ein; der Kurs kletterte um 69 Prozent über den Ausgabepreis. Die VAE planen, weitere Life-Science-Firmen an die Börse zu führen. Global sank die Zahl der Biotech-IPOs von über 100 im Jahr 2021 (rund 25 bis 30 Milliarden US$) auf 47 (4 Milliarden US$) 2022. Seit 2023 erholt sich das Segment, sodass erste Börsengänge aus den Emiraten realistisch erscheinen.

Cluster fördern Forschung und gestalten Markt

Die Regierung setzt auf Cluster, um Forschung und Entwicklung zu beschleunigen. Im Dubai Science Park agieren zum Beispiel Amgen, Pfizer, AstraZeneca und Bayer. In der Jebel Ali Free Zone wirken Johnson & Johnson, Roche, Sanofi und GSK. Abu Dhabi investiert umfangreich, zum Beispiel mit Sinopharm in die erste Impfstoffanlage der arabischen Welt (Hayat-Vax). Außerdem starteten 2024 Projekte für Onkologie und Genommedizin.

Die Emirates Drug Establishment (EDE) fungiert seit 2023 als zentrale Stelle für rasche Zulassungen. Sie mindert die Importabhängigkeit und macht die VAE zu einem regionalen Life-Science-Knotenpunkt. Rund 85 Prozent des Marktvolumens entfallen auf verschreibungspflichtige Präparate, während OTC-Produkte 15 Prozent belegen. Laut Prognosen sinkt dieser OTC-Anteil bis 2030 auf unter zehn Prozent, da spezialisierte Therapien stärker gefragt sind. Verschreibungspflichtige Medikamente unterliegen staatlichen Preisvorgaben, OTC-Produkte sind frei kalkulierbar. Ergänzungsmittel gelten als „General Sale Products“ mit vereinfachter Registrierung.

Patentgeschützte Mittel prägen den Markt, dennoch nimmt das Geschäft mit Generika an Fahrt auf. Fitch Solutions schätzt bis 2026 eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von 6,5 Prozent für Generika (gegenüber 5 Prozent bei patentierten Arzneien), was ein Marktvolumen von 931 Millionen US$ bedeuten würde. Die Regierung unterstützt Generika, um Gesundheitskosten zu senken und lokale Produktionskapazitäten auszuweiten. Diese Präparate sind bis zu 60 Prozent günstiger als Originalmittel.

Kooperationen stärken lokale Produktion und eröffnen Chancen

Aktuell dominieren US-, europäische und indische Konzerne wie Pfizer, Novartis, AstraZeneca, Roche, GSK und Sanofi den Markt. Freihandelszonen wie JAFZA und Dubai Science Park vereinfachen Produktion und Logistik. Deutsche Unternehmen finden Potenzial in Forschung, Lizenzfertigung und spezialisierten Arzneien. Generika, Spezialpharmazeutika und Diagnostika gelten als Wachstumsfelder. Kooperationen wie jene zwischen Neopharma und Merck KGaA verdeutlichen erfolgreiche Joint Ventures.

Etwa 90 Prozent der Medikamente auf dem Markt sind importiert. Die Regierung will jedoch 20 bis 25 Prozent lokal produzieren und plant Steuervergünstigungen sowie Subventionen. Branchenführer Julphar (über 2.500 Präparate und wachsender Biotech-Schwerpunkt) sowie Neopharma (Generika, Technologietransfer) stehen dafür beispielhaft. Neue Einrichtungen wie Hayat-Vax und Arcera sollen weitere internationale Firmen anziehen. Insbesondere deutsche Betriebe können von Forschungsprojekten und Lizenzvereinbarungen profitieren. Digitale Gesundheitslösungen, Automatisierung und Medizintechnik gewinnen zusätzlich an Bedeutung, weil die VAE in diesen Bereichen gezielt investieren.

Wichtige Branchenunternehmen in den VAEUmsatz in Millionen US-Dollar
UnternehmenSparte

Umsatz*)

Letzte verfügbare Umsatzzahlen 

G42 HealthcareBiotechnologie, KI-gestützte Gesundheitsdienstleistungen

900

2022

Neopharma LLCGenerika, Spezialpharmazeutika

675

2022

Gulf Pharmaceutical Industries JulpharGenerika, Insulin, Pharmazeutika

440

2020

GlobalpharmaGenerika, Arzneimittelherstellung

180

2021

Lifepharma FZEGenerika, Spezialpharmazeutika

80

2021

MedpharmPharmazeutische Produktion und Vertrieb

35

2020

NewBridge Pharmaceuticals LimitedImport und Vertrieb von Spezialmedikamenten

30

2021

Medisal for Pharmaceuticals Industry LCCGenerika, rezeptfreie Medikamente

10

2020

* Schätzungen.Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 2025

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