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Sri Lanka plant mit 5 Millionen Touristen jährlich
Die für das Land wichtige Tourismusbranche stützt den wirtschaftlichen Aufschwung. Die Infrastruktur soll für mehr Reisende ausgebaut und renoviert werden.
03.07.2024
Von Florian Wenke | Mumbai
Die wirtschaftliche Lage in Sri Lanka hellt sich auf und der Tourismus ist eine wichtige Stütze der Erholung. In einer Prognose geht die Sri Lanka Tourism Development Authority (SLTDA) davon aus, dass die Besucherzahlen im Jahr 2024 in die Nähe des Rekordes aus dem Jahr 2018 kommen werden. Damals besuchten 2,3 Millionen Gäste die Insel. In einem optimistischen Szenario geht die SLTDA sogar davon aus, dass dieser Wert leicht übertroffen werden könnte.
In Branchenkreisen geht man momentan eher von einem Wert um 2 Millionen Reisende aus. Selbst wenn das Jahr 2024 keinen neuen Besucherrekord bringt, so zeigt der Trend für die Branche nach schwierigen Jahren wieder klar aufwärts. Bis 2030 will die Regierung sogar jährlich 5 Millionen Touristen anlocken. Dafür muss das Land allerdings in den Ausbau der Infrastruktur investieren.
Kapazitätsgrenzen der Infrastruktur rücken näher
Experten gehen davon aus, dass der Flughafen Colombo jährlich rund 10 Millionen An- und Abflüge bewältigen kann. Im Jahr 2023 wurde laut offiziellen Angaben ein Wert von 7,6 Millionen erreicht. Einige Beobachter gehen davon aus, dass der Flughafen bald entsprechend erweitert werden muss, um die für 2030 prognostizierten 5 Millionen Touristen reibungslos an- und abfliegen zu lassen.
Eine weitere Strategie ist der Versuch, Kapazitäten von der Hauptstadt auf andere Flughäfen des Landes zu verlagern. Dies betrifft insbesondere die Anlagen in Hambantota im Süden und Jaffna im Norden. Im April 2024 wurde das Management des Flughafens in Hambantota für 30 Jahre an ein indisch-russisches Konsortium übergeben. Es ist wahrscheinlich, dass es zu Renovierungsarbeiten kommt.
Für den Flughafen Jaffna ist die Verlängerung der Landebahn geplant. Dafür sucht das Land Investoren. Anschließend wird der Flughafen wahrscheinlich mehr Passagierzahlen verbuchen, weil auch größere Flugzeuge ihn dann ansteuern können. Auch dafür müsste die Infrastruktur ein Update erfahren. Unternehmen mit entsprechender Erfahrung sollten die Entwicklungen an den genannten Flughäfen im Auge behalten.
Größere Infrastrukturprojekte sind in Anbetracht der wirtschaftlichen Krise der vergangenen Jahre nur schwer zu finanzieren. Der derzeitige wirtschaftliche Aufschwung ist noch schwach und muss sich verstetigen. Zudem wird Sri Lanka erst alte Schulden abtragen müssen, ehe der öffentliche Sektor wieder in größerem Umfang Investitionen stemmen kann. Dennoch existieren Einstiegsmöglichkeiten für private Investoren, zum Beispiel in Form von Projekten im Rahmen einer öffentlich-privaten Partnerschaft (Public-private-Partnership).
Dringende Renovierungen stehen an
Laut Angaben von Branchenvertretern verfügt Sri Lanka derzeit über 42.000 Hotelzimmer und ungefähr noch einmal so viele Räume in informellen Unterkünften wie beispielsweise in sogenannten Homestays (Privatunterkunft bei einer Gastfamilie).
Wie auch bei der Textilwirtschaft sind Regierung und Branchenvertreter daran interessiert, dass der Tourismus nicht zu stark in einzelnen Landesteilen konzentriert ist. Insbesondere in der Hauptstadt Colombo gibt es nach Aussage von Experten derzeit ein Überangebot an Hotelkapazitäten – geschätzt sollen es rund 6.000 Betten zu viel sein.
Dennoch geht der Hotelbau vor Ort weiter. Erst im Frühjahr 2024 eröffnete die indische Kette ITC Hotels ihr erstes Haus außerhalb Indiens. Zudem sehen die Pläne für den im Bau befindlichen neuen Stadtteil Port City in Colombo ein Kongresszentrum mit angeschlossenem Hotel sowie ein weiteres, separates Hotel vor.
Viele der Hotels haben Renovierungsbedarf, denn in den vergangenen vier Jahren wurden Investitionen oft aufgeschoben. Mit mehr Touristen im Land verbessert sich die wirtschaftliche Lage und es werden wieder Gelder frei, um den Räumlichkeiten die notwendige Auffrischung zu geben. Dabei können sich auch für deutsche Unternehmen Chancen ergeben, etwa im Bereich Innenausbau, aber auch für Möbelhersteller oder Anbieter für Armaturen und Gütern im Sanitärbereich.
Regionale Entwicklung durch Hotelneubauten
Auch stehen immer wieder Neubauten von Hotels im Raum. Während Colombo und der Bereich zwischen der Hauptstadt bis zur Südküste als gut versorgt gelten, sehen Experten noch Potenzial für Unterkünfte an den Stränden im Osten sowie im Norden Sri Lankas.
Auch in Teilen des Hochlandes, etwa um die Stadt Kandy, sowie im Bereich des sogenannten Kulturdreiecks um die Felsenfestung Sigiriya, sehen Branchenkenner Bedarf für Neubauten. Projektentwickler, Baufirmen und verwandte Unternehmen sollten den Markt in den genannten Regionen genau beobachten. Für die Projekte sind sowohl hoch-, als auch mittelpreisige Lösungen im Gespräch. Das Segment der Boutiquehotels erfreut sich zunehmender Beliebtheit und wird weiter wachsen.
Das Land ist insgesamt an einer Mischung im Tourismus interessiert: Rund die Hälfte der angestrebten fünf Millionen Reisenden soll Angebote aus dem Hochpreissegment wahrnehmen. Geplant ist, die täglichen Ausgaben pro Tourist von derzeit geschätzt 180 US-Dollar (US$) auf 500 US$ zu steigern. Branchenvertreter betonen jedoch, dass auch im Mittelpreissegment Bedarf an zusätzlichen Kapazitäten besteht.