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Branche kompakt | Südafrika | Kfz-Industrie

Markttrends

Trotz Herausforderungen stärkt Südafrika seine Position als Produktionsstandort für die Kfz-Industrie. Auf dem heimischen Absatzmarkt haben asiatische Hersteller die Nase vorn. 

Von Jenny Tala | Johannesburg

Volkswagen und Stellantis investieren in südafrikanische Werke

Die südafrikanische Automobilpalette wird um neue Modelle erweitert: Im April kündigte die Volkswagen Africa Group an, ab 2027 ein neues Sport Utility Vehicle (SUV) im Montagewerk des Konzerns in Kariega, Provinz Eastern Cape, zu produzieren. Die Investitionssumme beläuft sich auf rund 210 Millionen US-Dollar (US$). 

Der Zeitpunkt der Ankündigung ist richtungsweisend, denn er zeigt: Volkswagen setzt in Afrika weiterhin auf Verbrennermotoren – obwohl über 60 Prozent der in Südafrika produzierten Fahrzeuge nach Europa exportiert werden, wo Verbrennermotoren ab 2035 verboten sind. Volkswagen begründet die Entscheidung mit einer nach wie vor hohen Kundennachfrage nach Verbrennern und der langsamen Einführung von Elektrofahrzeugen in Afrika. Der neue SUV soll nicht nur in Südafrika, sondern auch auf anderen afrikanischen Märkten vertrieben werden. 

Auch weitere Hersteller setzen auf den Produktionsstandort Südafrika: Mit Stellantis wird künftig der achte Erstausrüster (OEM) vor Ort produzieren. Rund 165 Millionen US$ will der Automobilgigant, zu dessen Marken Alfa Romeo, Citroën, Fiat, Jeep, Opel und Peugeot zählen, in ein Werk in der Sonderwirtschaftszone Coega (Eastern Cape) investieren. Ab 2026 will Stellantis dort zunächst 50.000 und mittelfristig pro Jahr 100.000 Pick-ups des Typs Peugeot Landtrek produzieren. 

Absatzmarkt erholt sich weiter

Insgesamt konnte Südafrikas Automobilindustrie sich 2022 und 2023 weiter von der Coronapandemie erholen. Mitte 2022 wurden alle Covid-19-bezogenen Beschränkungen und Einreisebestimmungen aufgehoben. Die Normalisierung des Geschäfts- und Freizeitreiseverkehrs wirkte sich positiv auf den südafrikanischen Neuwagenmarkt aus, der 2022 um 14 und 2023 um 0,4 Prozent gegenüber dem jeweiligen Vorjahr zulegte. Laut dem Branchenverband naamsa (National Association of Automobile Manufacturers of South Africa) wurden 531.787 Neuwagen im Jahr 2023 verkauft. Damit liegen die Verkaufszahlen noch immer unter dem Vor-Corona-Niveau von 536.612 abgesetzten Einheiten im Jahr 2019. 

531.787

Neuwagen wurden 2023 in Südafrika abgesetzt. 

Mehrere aufeinanderfolgende Monate mit rückläufigen Verkaufszahlen sorgten Anfang des Jahres 2024 für Pessimismus in der Branche. Als Gründe dafür nennt naamsa geringere Budgets der Verbraucher, die hohen Zinsen sowie gestiegene Kraftstoffpreise. Weitere Herausforderungen sind die anhaltende Energiekrise, Engpässe in den südafrikanischen Häfen und die weltweiten geopolitischen Spannungen mit den daraus resultierenden Problemen wie Lieferkettenengpässe. Vorsichtigen Optimismus löste der Anstieg der Neuwagenverkäufe im April um 2,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat aus. Naamsa rechnet mit einer Fortsetzung der positiven Entwicklung, insbesondere im zweiten Halbjahr 2024. 

SUVs und Pick-ups machen das Rennen

Auf dem heimischen Markt liegen Autos mit guter technologischer Ausstattung zu moderaten Preisen im Trend. Großer Beliebtheit erfreuen sich SUVs und leichte Nutzfahrzeuge wie Pick-up-Trucks ("bakkies" genannt) und Vans, aber auch kleinere Fahrzeugmodelle. Der südafrikanische Absatzmarkt ist von einem breiten Angebot gekennzeichnet: Allein bei leichten Nutzfahrzeugen konnten Kunden 2023 zwischen 156 Modellen von 14 Marken wählen, bei überschweren Nutzfahrzeugen waren es sogar 365 Modelle von 17 Herstellern. 

Marktführer ist zum 44. Mal in Folge Toyota, mit einem Anteil von 26,8 Prozent. Der Toyota Hilux war mit 337.382 abgesetzten Einheiten auch 2023 der Verkaufsschlager, gefolgt vom Ford Ranger (24.618) und dem meistverkauften Pkw, dem Volkswagen Polo Vivo (23.904 Stück). Zu den zehn Bestsellern zählten 2023 fünf leichte Nutzfahrzeuge (Toyota Hilux, Ford Ranger, Isuzu D-Max, Toyota Hi-Ace und Nissan NP200) sowie fünf Pkw (Volkswagen Polo Vivo and Polo, Toyota Corolla Cross, Suzuki Swift und Toyota Starlet). Bis auf die beiden letztgenannten Modelle werden alle Top-10-Fahrzeuge in Südafrika produziert. 

 

Absatz von Pkw nach ausgewählten Herstellern in Südafrika (Stückzahl; Marktanteil und Veränderung in Prozent)

Hersteller

Absatz 2023

Veränderung 2023/2022

Marktanteil 2023

Toyota

78.536

2,4

22,6

Volkswagen

61.387

-6,9

17,7

Suzuki

47.201

2,6

13,6

Hyundai

28.416

-9,8

8,2

Renault

21.472

-20,9

6,2

Kia

17.342

-16,2

5,0

Chery

16.110

101

4,6

Haval

14.279

2,5

4,1

BMW

13.946

2,5

4,0

Nissan

11.843

2,8

3,4

Mercedes

7062

-23,6

2,0

Ford

5.090

-39,8

1,5

Insgesamt

347.654

-4,4

92,9

Quelle: Autolive, 2024

 

Die Gesamtzahl zugelassener Fahrzeuge in Südafrika lag Ende 2023 bei 13,1 Millionen, wovon knapp 60 Prozent auf Pkw entfielen. Das Durchschnittsalter des Pkw-Bestandes stieg 2023 auf zehn Jahre und acht Monate. Nutzfahrzeuge waren im Schnitt zehn Jahre und neun Monate alt. Der Motorisierungsgrad liegt bei 182 Autos pro 1.000 Einwohner.

Asiatische Marken dominieren beim Import

Im Jahr 2023 importierte Südafrika 295.817 Pkw und leichte Nutzfahrzeuge aus 24 Ländern. Das entspricht einem Anteil von 77 Prozent an den gesamten Pkw-Verkäufen und knapp 19 Prozent bei leichten Nutzfahrzeugen. Asiatische Hersteller sind die unangefochtene Nummer 1: Wichtigster Lieferant 2023 war Indien mit 157.326 Fahrzeugen. Chinesische Marken gewinnen zunehmend an Marktanteilen. Mit 10,8 Prozent liegt China als Lieferland aktuell auf Platz 2. Beliebt sind vor allem vergleichsweise erschwingliche SUV-Modelle wie Chery oder Haval. 

Verkauf überschwerer Nutzfahrzeuge legt deutlich zu 

Der Verkauf von Nutzfahrzeugen stieg 2023 um 9,1 Prozent:

  • Mittelschwere Nutzfahrzeuge: -0,7 Prozent
  • Schwere Nutzfahrzeuge: -8,3 Prozent
  • Überschwere Fahrzeuge: 21,5 Prozent 
  • Busse: 6,3 Prozent

Die Top-Performance der überschweren Fahrzeuge ist ein Spiegel der südafrikanischen Transportinfrastruktur. Aufgrund der Ineffizienz des Schienenverkehrs wurden 2023 rund 87 Prozent des gesamten Güterverkehrs über die Straße abgewickelt (2022: 84 Prozent). Trotz einer langsamen Verbesserung des Schienenverkehrs, unter anderem durch Investitionen aus dem Privatsektor, geht naamsa davon aus, dass künftig sogar noch mehr Güterverkehr über die Straße abgewickelt wird.  

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