Wirtschaftsumfeld | Südafrika | Investitionsförderung
Fördermaßnahmen
Die Regierung betrachtet industriepolitische Instrumente als wichtigsten Treiber für die wirtschaftliche Gleichstellung (Black Economic Empowerment).
06.10.2022
Von Fausi Najjar | Johannesburg
Eine zentrale Anlaufstelle für ausländische Investoren
Zentrale Anlaufstelle für Investoren aus dem Ausland ist InvestSA (One-Stop-Shop) mit Büros in Kapstadt, Durban und Johannesburg. Die Mindestsumme für die Zulassung ausländischer Direktinvestitionen liegt bei 2,5 Millionen Rand (2022: rund 148.000 Euro). Unter bestimmten Voraussetzungen können geringere Mindestbeträge beantragt werden.
Mit dem Ziel eines reibungslosen behördlichen Ablaufs informiert InvestSA interessierte Unternehmen über Fördermöglichkeiten und bringt diese mit weiteren staatlichen Stellen zusammen. InvestSA gehört zum Ministerium für Handel, Industrie und Wettbewerb (Department for Trade, Industry and Competition, DTIC). Das Ministerium und die Investitionsbehörde arbeiten dem Vernehmen nach gut und proaktiv, sind allerdings auf weitere Behörden und Ministerien angewiesen, deren Engagement, wie es heißt, mitunter zu wünschen übriglässt.
Vielzahl von Einzelprogrammen
Die wichtigsten Förderinstrumentarien sind Zuschüsse, Steuervergünstigungen und zinsverbilligte Darlehen. Förderungen beziehen sich auf verschiedene Entwicklungsphasen des betreffenden Projektes. Die südafrikanische Entwicklungsbank (Public Investment Corporation; PIC) ist unter anderem in der Ko-Finanzierung ausländischer Direktinvestitionen tätig. Die zum DITC gehörende Industrial Development Corporation (IDC) fördert Industrieunternehmen.
Die südafrikanische Förderpolitik setzt sich aus sektorspezifischen und bereichsübergreifenden Programmen zusammen. Insgesamt gibt es 21 sektorbezogene Programme. Diese umfassen solche zur Förderung im Bergbau, von unterschiedlichen Sektoren der verarbeitenden Industrie bis hin zur Filmindustrie.
Die aktuelle Anzahl der sektorübergreifenden Programme liegt bei 25. Dazu zählen Förderlinien für Forschung, Wettbewerbsfähigkeit oder Energieeffizienz, des Wohnungsbaus, von Unternehmerinnen und schwarzen Unternehmen sowie zur Beschäftigung junger Menschen.
Name und Beschreibung | Qualifizierung (Auszug) | Vorteile (Auszug) |
---|---|---|
Light Motor Vehicle Manufacturers: Unterstützung von Herstellern von leichten Kfz und Zulieferern bei Investitionen, die das Produktionsvolumen erhöhen, Beschäftigung generieren und die Wertschöpfungskette stärken | Mindestproduktion 50.000 Einheiten im Jahr; Erstausrüster; B-BBEE-Zertifizierung *) | Zuschuss von 20 bis 30 Prozent der Investitionssumme für die Automobilhersteller (mit Obergrenze); für Teilehersteller: 25 bis 35 Prozent der Investitionssumme |
Agro-Processing Support Scheme (APSS): Fördert Investitionen in die Verarbeitung von Agrarprodukten (unter anderem Nahrungsmittelverarbeitung, Getränkeindustrie, Düngemittelproduktion) | Mindestinvestition von 1 Mio. Rand; B-BBEE-Stufe 1-4 *); 50 Prozent des Inputs aus Südafrika; 30 Prozent von schwarzen Zulieferern. | Bei Kauf von Maschinen, Ausrüstungsgütern und Fahrzeugen Zuschüsse bei kleineren Investitionen bis zu 3 Mio. Rand, bei größeren Investitionen (mehr als 10 Mio. Rand) bis zu 20 Mio. Rand (30 Prozent der Investitionssumme) |
Section 12I des Income Tax Act unterstützt Investitionen in neue Anlagen und die Ausbildung; das Programm ist auf Fertigungen in großem Maßstab ausgerichtet | Investition in moderne und energieeffiziente Anlagen; bei Neuansiedlung minimale Investitionssumme 50 Mio. Rand | Steuerfreibetrag von 33 bis 55 Prozent mit Obergrenzen für die Investition in die Anlage; bis zu 36.000 Rand pro Person im Jahr als Steuerfreibetrag im Rahmen eines Ausbildungsprogramms |
Sonderwirtschaftszonen bieten Investitionsanreize
Zentraler Bestandteil der Investitionsförderungen ist die Industrial Development Zone (IDZ). Die IDZs bieten den zollfreien Import produktionsbezogener Güter und die Befreiung von der Mehrwertsteuer für Güter, die aus dem Inland bezogen werden. Die IDZ sind auf den Export ausgerichtet. Bei Zahlung von Importzöllen auf die Fertigwaren können diese auch in Südafrika verkauft werden. Die Betreiber der IDZ können staatlich, privat oder eine Mischung aus beidem sein.
Mehr auf die industrielle Entwicklung als auf den Export sind die Speziellen Wirtschaftszonen (Special Economic Zones, SEZ) ausgerichtet. Diese umfassen weitere Elemente der IDZ Innovationszentren und dienen der regionalen Entwicklung. Vor allem aber bieten SEZ einen verminderten Unternehmenssteuersatz von 15 Prozent, statt gegenwärtig 27 Prozent, Steuerfreibeträge für Gebäude und für geschaffene Arbeitsplätze sowie weitere steuerliche Vorteile an.
Name | Kurzbeschreibung |
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Greentech Atlantis - SEZ | In der Provinz Westkap, 40 km von Kapstadt entfernt; 2011 im Zuge von Ausschreibungen für die erneuerbaren Energien gegründet; grüne Technologien |
Nkomazi - SEZ | Bei Koomatipoort, Grenzstadt zu Mosambik; Nahrungsmittelverarbeitung und Logistik |
Coega - IDZ | Bei Port Elizabeth (zukünftig Gqeberha) am Ostkap mit direktem Anschluss an den Tiefseehafen Ngqura; 2001 gegründet; Nahrungsmittelverarbeitung, Kfz, Energie, Metallverarbeitung, Baustoffe, sowie IT- und Geschäftsprozess-Dienstleistungen |
Richards Bay – IDZ | Unmittelbar beim Hafen von Richards Bay (größter Kohlehafen Afrikas) in der Provinz KwaZuluNatal; Nahrungsmittelverarbeitung, IKT mit Technologiepark, maritime Wirtschaft und Metallveredelung |
East London - IDZ | In Nähe der Küstenstadt East London (zukünftig Gompo); Kfz-Zulieferung (vor allem für Mercedes-Benz) und Nahrungsmittelverarbeitung |
Saldanha Bay - IDZ | In der Provinz Westkap; Metallverarbeitung, maritime Wirtschaft, Zulieferung für die Öl- und Gasindustrie |
Unmittelbare Nähe des King Shaka International Airport (Durban); Textil-, Elektro- und Kfz-Industrie, Flugzeugteile | |
Maluti-A-Phofung - SEZ | In Harrismith (Provinz Free State); Kfz-Sektor, Nahrungsmittelverarbeitung, IKT und Pharma |
OB Tambo - IDZ | In unmittelbarer Nähe des Internationalen Flughafens OB Tambo Johannesburg; Nahrungsmittelverarbeitung, Metallverarbeitung, Dienstleistungen, Edelmetalle |
Musina/Makhado - SEZ | In der Provinz Limpopo an der Grenze zu Simbabwe; Metallindustrie, Metallverarbeitung und Nahrungsmittelverarbeitung |
Black Economic Empowerment prägt die Wirtschaftspolitik
Prägend für die südafrikanische Wirtschafts- und Förderpolitik ist das Black Economic Empowerment. Ziel ist es dabei, die wirtschaftliche Beteiligung der historisch, vor allem während der Rassentrennung (Apartheid) diskriminierten Bevölkerungsgruppen, die kurzum als Schwarze (blacks) umschrieben werden, signifikant zu erhöhen. Damit soll neben der politischen eine wirtschaftliche Gleichstellung mit der weißen Bevölkerung erreicht werden. Dieses Entwicklungsziel schlägt sich unter anderem nieder in dem komplexen Punkte-Programm Broad-Based Black Economic Empowerment (B-BBEE), das die Beteiligung von Unternehmen an staatlichen Ausschreibungen festlegt. Auch der Anspruch auf eine staatliche Förderung und weitere Investitionsanreize sind oftmals vom B-BBEE-Status abhängig.
Das Punktesystem (Scorecard-System) legt eine Scala von 1 (maximal 105 Punkte) bis 8 fest. Unterschreitet ein Unternehmen eine bestimmte Punktzahl, gilt es als nicht B-BBEE-konform (non-compliant). Die Kriterien, für die Punkte erzielt werden können, setzen sich zusammen aus
- Eigentumsbeteiligung von Schwarzen (25 Punkte)
- Kompetenzentwicklung von Schwarzen (20 Punkte)
- Unterstützung bei der Entwicklung von Unternehmen und Zulieferern (40 Punkte)
- Beteiligung von Schwarzen am Management (15 Punkte)
- Beitrag des Unternehmens zur sozioökonomischen Entwicklung schwarzer Gruppen (5 Punkte)
Zunehmend an Bedeutung hat das B-BBEE-Programm auch für Unternehmen gewonnen, die weder an staatlichen Ausschreibungen noch an Förderprogrammen teilnehmen. Denn ohne B-BBEE-Status verlieren diese als Geschäftspartner an Attraktivität bei den Unternehmen, die B-BBEE-Punkte anstreben. Die Anforderungen für eine B-BBEE-Zertifizierung unterscheiden sich gemäß dreier Unternehmensgrößen (Exempted Micro Enterprises, Qualifying Small Enterprises, Generic Enterprises). Des Weiteren können die Anforderungen für bestimmte Wirtschaftszweige (Sector Charters) deutlich abweichen.
Im Rahmen des National Industrial Participation Programme (NIPP) greifen Local-Content und B-BBEE-Auflagen für ausländische Unternehmen in Südafrika, wenn importierte Lieferungen an staatliche Organisationen 10 Millionen US-Dollar überschreiten.
Die GTAI stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.