Wirtschaftsumfeld | Südafrika | Arbeitsmarkt, Lohn- und Lohnnebenkosten
Lohnkosten
In unterschiedlichem Maß beteiligen sich große Unternehmen an der Hausfinanzierung, an der Gesundheitsversorgung und an den Fahrtkosten.
18.02.2022
Von Fausi Najjar | Johannesburg
Löhne und Gehälter
In die von der Statistikbehörde StatSA angegebenen Durchschnittslöhne fließen die Löhne einer großen Anzahl ungelernter Kräfte ein. Das Lohngefälle zwischen ungelernten und nur gering qualifizierten Arbeitnehmern fällt jedoch hoch aus.
Ausländische Investoren benötigen für Produktion oder Dienstleistungen qualifiziertes Personal. Sie gewähren freiwillige Sozialleistungen, die bei etablierten Firmen die Regel sind. Auch Lohnaufschläge gegenüber rein lokal agierenden Unternehmen können üblich sein. Dabei geht es darum, nicht nur formal, sondern auch tatsächlich qualifiziert Beschäftigte zu halten.
2018 | 2019 | 2020 | 2021 2) | |
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nominal (in Rand) | 20.884 | 21.958 | 22.388 | 24.051 |
nominal (in Euro) | 1.338 | 1.357 | 1.194 | 1.398 |
Veränd. (in %) 3) | 5,0 | 5,1 | 2,0 | 7,4 |
Qualifizierte Arbeitskräfte fehlen
Südafrika hat ein Produktivitätsproblem. Dabei ist es weniger die Lohnhöhe, die die Wettbewerbsfähigkeit einschränkt. Die Reallöhne stagnieren beziehungsweise waren 2020 stark rückläufig. Außerdem sind die Löhne und Gehälter in Euro gerechnet stabil geblieben. Vor allem die zunehmend schwierige Rekrutierung von qualifiziertem Personal schränkt die Produktivität ein. Auch hohe Abwesenheitsraten sowie die oftmals konfliktgeladene Beziehung zwischen den Tarifparteien wirken negativ.
2022 ist mit Lohnforderungen zu rechnen
Im Privatsektor (ohne Landwirtschaft) zeichnet sich ein dramatisches Bild ab. Inflationsbereinigt sind die Löhne von 2014 bis 2019 um insgesamt 1,3 Prozent gesunken. Im Corona-Jahr 2020 war ein Rückgang von 5,5 Prozent zu verzeichnen. Im Jahr 2022 muss sich die Privatwirtschaft trotz schlechter Konjunkturlage darauf einstellen, dass höhere Löhne gefordert werden.
2021 (in Rand) | 2021 (in Euro) | |
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Landesdurchschnitt | 20.600 | 1.197 |
Johannesburg | 22.194 | 1.290 |
Western Cape | 20.274 | 1.178 |
Tshwane (Pretoria) | 20.865 | 1.212 |
KwaZulu-Natal | 18.699 | 1.087 |
Eastern Cape | 19.890 | 1.156 |
Abwertungen des Rand gleichen nominale Zuwächse aus
Der Wertverlust des südafrikanischen Rand gegenüber den dominierenden Auslandswährungen konnte die nominalen Lohnsteigerungen der letzten Jahre ausgleichen. Während die monatlichen Nominallöhne von 2015 bis 2020 um rund 31 Prozent zugelegt haben, ist im gleichen Zeitraum gegenüber dem Euro eine Abwertung des Rand von 32,7 Prozent zu verzeichnen.
Entscheidend für die internationale Wettbewerbsfähigkeit von Löhnen ist der Wechselkurs. Arbeitskosten sinken gegenüber einem anderen Land, wenn die Nominallöhne langsamer steigen als die heimische Währung gegenüber derjenigen der Exportdestination an Wert verliert.
Bergbau mit positiver Lohnentwicklung
Von dem Trend fallender Reallöhne konnte sich der Bergbau 2020 und 2021 mit einem Reallohnplus von 6,7 Prozent positiv absetzen. In der verarbeitenden Industrie war hingegen 2021 gegenüber 2019 ein Reallohnverlust von rund 1,2 Prozent zu verzeichnen; im Bausektor lag das Minus sogar bei 6,2 Prozent. Mit Ausnahme der Automobilindustrie sind die Löhne im Bergbau - einschließlich der Sondervergütungen – bis zu 50 Prozent höher als in der verarbeitenden Industrie. Im Bausektor hingegen fallen die Löhne und Gehälter gegenüber der verarbeitenden Industrie um rund 10 Prozent zurück; im von niedrigen Löhnen gekennzeichneten Handel sind es rund 28 Prozent.
2018 | 2019 | 2020 | 2021 2) | 2021 in Euro 2) | |
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Insgesamt | 20.884 | 21.958 | 22.388 | 24.051 | 1.398 |
Bauwirtschaft | 17.132 | 18.140 | 17.139 | 19.982 | 1.161 |
Bergbau | 24.175 | 25.599 | 27.258 | 31.373 | 1.823 |
Verarbeitendes Gewerbe, darunter | 18.128 | 19.011 | 18.696 | 20.600 | 1.197 |
Nahrungsmittel-/Getränkeindustrie | 14.902 | 15.854 | 16.322 | 17.429 | 1.013 |
Textilindustrie | 9.249 | 9.632 | 8.972 | 10.331 | 600 |
Holzindustrie | 8.669 | 9.131 | 8.644 | 9.477 | 551 |
Papierindustrie | 20.710 | 21.950 | 20.707 | 21.339 | 1.240 |
Chemische Industrie | 29.692 | 31.417 | 31.112 | 33.896 | 1.970 |
Gummi- und Kunststoffindustrie | 19.001 | 19.473 | 19.868 | 22.521 | 1.309 |
Maschinenbau | 25.003 | 25.747 | 24.447 | 25.567 | 1.486 |
Metallurgie | 16.619 | 17.042 | 16.325 | 18.366 | 1.067 |
Elektrotechnik/Elektronik | 25.055 | 27.455 | 30.442 | 29.015 | 1.686 |
Fahrzeugbau | 29.785 | 28.237 | 31.365 | 37.805 | 2.197 |
Handel, Reparaturen, Hotel und Gastronomie | 13.582 | 14.170 | 13.822 | 15.082 | 876 |
Transport, Lagerung und Kommunikation | 24.311 | 25.315 | 25.076 | 27.096 | 1.574 |
Finanzwesen, Banken, Versicherungen und Immobilienbranche | 23.411 | 24.607 | 24.799 | 26.004 | 1.511 |
Hohe Lohnsteigerungen im öffentlichen Sektor sollen gedeckelt werden
Im öffentlichen Sektor - Verwaltung, Versorgungsunternehmen und weitere Staatsbetriebe - zeichnet sich ein diametral anderes Bild ab als in der Privatwirtschaft. Dort sind von 2014 bis 2019 die Reallöhne um 12,1 Prozent gestiegen. Ein Grund hierfür ist das große politische Gewicht von Gewerkschaften in der staatlichen Wirtschaft. Die hohen Lohnabschlüsse sind auch Ergebnis einer populistischen Politik unter dem ehemaligen Staatspräsidenten Jacob Zuma (2009 bis 2018). Die Regierung unter Präsident Cyril Ramaphosa (seit 2018) hat sich dazu entschlossen, die Löhne im öffentlichen Sektor zu deckeln. Abzuwarten bleibt, wie weit sie sich mittelfristig gegenüber Widerstand starker Interessengruppen durchsetzen kann.
2021 (in Rand) | 2021 (in Euro) | |
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Geschäftsführerin 2) einer großen Niederlassung 3) | 397.583-919.883 | 22.424-51.882 |
Geschäftsführerin eines kleinen bis mittleren Unternehmens | 135.735-244.989 | 7.655-13.817 |
Vertriebsleiterin | 74.106-98.671 | 4.180-5.565 |
Ingenieurin | 27.033-93.676 | 1.525-5.283 |
Programmiererin | 12.620-67.660 | 712-3.816 |
Sachbearbeiterin | 42.225-56.347 | 2.416-3.178 |
Buchhalterin | 42.202-112.457 | 2.380-6.343 |
Kraftfahrerin | rd. 10.275 | rd. 580 |
Weitere Lohnbestandteile
In unterschiedlichem Ausmaß beteiligen sich große Unternehmen an der Hausfinanzierung, der Gesundheitsversorgung und den Fahrtkosten beziehungsweise geben Zuschüsse hierzu.
Sozialversicherungsbeiträge
Bis auf eine Arbeitslosenversicherung, die sich auf 1 Prozent des Lohnes beläuft, sind die Arbeitgeber zu keinen Sozialversicherungsbeiträgen verpflichtet. Der größte Teil der Firmen im formalen Sektor, vor allem aber international tätige Unternehmen, zahlen anteilig Beiträge zur Sozialversicherung.
Art des Sozialbeitrags | Bemessungsgrundlage |
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Rentenversicherung (Arbeitgeberanteil) | Rund 10 % des Bruttogehaltes. |
Krankenversicherung (Arbeitgeberanteil) | Rund 50 % der Versicherungskosten (2.000-5.500 Rand); unter Umständen für die ganze Familie. |
Abgabe für Lohnfortzahlung im Krankheitsfall | 30 Tage, nur alle drei Jahre. |
Arbeitslosenversicherung (Arbeitgeberanteil) | 1 % |