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Branchen | Taiwan | Erneuerbare Energien

Ausbau von erneuerbaren Energien soll wieder Fahrt aufnehmen

Taiwan hat sich die Energiewende schon 2016 auf die Fahnen geschrieben. Zuletzt ging es beim Ausbau schleppend voran. Das soll sich künftig ändern.

Von Alexander Hirschle | Taipei

Die taiwanische Regierung geht davon aus, dass erneuerbare Energien im Gesamtjahr 2023 rund 10 Prozent zur Stromproduktion auf der Insel beitragen werden. Im Jahr 2022 lag der Vergleichswert noch bei 8,6 Prozent. Die Behörde Bureau of Energy (BoE) äußerte Anfang des Jahres 2023 die Hoffnung, dass die Covid-bedingten Verzögerungen beim Ausbau von alternativen Energieträgern zur Stromproduktion überwunden sind. In den kommenden Jahren sollen die Erweiterungspläne umgesetzt werden, so BoE-Vertreter in der lokalen Presse.

Die ursprünglichen Ziele mussten 2022 verschoben werden. Eigentlich sollte der Anteil grüner Energieträger an der Stromproduktion bis 2025 auf 20 Prozent steigen. Doch das zuständige Wirtschaftsministerium MOEA (Ministry of Economic Affairs) räumte ein, dass dieses Ziel wohl erst 2026 oder 2027 erreicht werden könne. Im Jahr 2025 dürfte der Anteil voraussichtlich nur 15,3 Prozent erreichen. Als Gründe nannte das Ministerium unter anderem den unerwarteten Anstieg des Strombedarfs in den vergangenen Jahren infolge des hohen Wirtschaftswachstums in Taiwan. Aber auch Schwierigkeiten bei Lieferketten seien für die Verzögerungen verantwortlich.  

Taiwans Stromproduktion aus Erneuerbaren Energien 2022 (in Gigawattstunden; Anteil in Prozent)*

Energieträger

Stromproduktion

Anteil

Solarenergie

10.675

44,8

Wasserkraft

5.837

24,5

Abfall (Waste to Energy)

3.606

15,1

Windenergie

3.543

14,9

Biomasse

158

0,7

Geothermie

25

0,1

Erneuerbare Energien insgesamt

23.843

100,0

* Abweichungen durch RundungenQuelle: MOEA 2023

Ausbau nimmt wieder Fahrt auf

Nach Vorstellung der Regierung soll die Umsetzung der Pläne aber wieder Fahrt aufnehmen. Bereits 2022 sind gemäß BoE-Angaben mehr Solarkapazitäten als jemals zuvor in Taiwan neu entstanden. Allein der Bau von Solaranlagen auf Fischfarmen (Aquaculture-Photovoltaic) habe zusätzlich 2 Gigawatt eingebracht. Weitere 500 Megawatt sollen bis April 2023 ans Netz gehen. Laut Branchenkennern liegen Photovoltaikanlagen auf Fischfarmen in Taiwan seit ein bis zwei Jahren stark im Trend, da auf der dicht bebauten Insel generell wenige Freiflächen zur Verfügung stehen.

Taiwan hat flächenmäßig etwa die Größe Baden-Württembergs. Allerdings sind zwei Drittel der Fläche bergig und daher nur eingeschränkt nutzbar. Eigentlich sollten von den bis 2025 geplanten 20 Gigawatt Solaranlagen mit einer Leistung von 17 Gigawatt auf Freiflächen entstehen. Dies lässt sich aber nur schwer umsetzen. Die Regierung versucht, die Versorgungslücke nun über den Bau auf Fischfarmen zu schließen.

Das Wirtschaftsministerium sieht außerdem Fortschritte im Bereich Offshore-Wind. So habe sich die Geschwindigkeit bei der Umsetzung von Offshore-Windprojekten erhöht, da Entwickler mittlerweile mehr Erfahrung mit den Gegebenheiten in Taiwan hätten. Die Verantwortlichen in Taipei gehen davon aus, dass 2023 zusätzlich 2 Gigawatt an Stromerzeugungskapazitäten aus alternativen Energien neu hinzukommen.

Neue Rekordwerte für erneuerbare Energien

Weitere gute Neuigkeiten für den Sektor kursierten im Frühjahr 2023 in der lokalen Presse. Ende Februar erzielte der Anteil von Solar- und Windkraft am eingespeisten Strom mit knapp 32 Prozent einen neuen Tagesrekord. Nach Angaben der staatlichen Gesellschaft Taiwan Power Co. (Taipower) lag der Anteil erneuerbarer Energien damit erneut über dem Anteil des aus Kohle generierten Stroms. Diese Konstellation war erstmals im Dezember 2022 eingetreten. Die wichtigste Energieressource für die taiwanische Wirtschaft bleibt weiterhin Strom aus Erdgas.

Bis 2050 sollen "grüne", also erneuerbare Energiequellen nach Vorstellung der Regierung einen Anteil von 60 bis 70 Prozent am lokalen Stromangebot ausmachen. Darüber hinaus sollen 9 bis 12 Prozent des Strommix aus Wasserstoff sowie 1 Prozent aus Wasserkraft bereitgestellt werden. Im Gegenzug will das Land komplett auf Atomstrom verzichten und die Bedeutung von Kohle als Energieträger massiv reduzieren. Bis 2030 plant die taiwanische Regierung, einerseits für die Förderung erneuerbarer Energien und Wasserstoff und andererseits für Smart Grids und Energiespeicherung jeweils rund 7,3 Milliarden US-Dollar (US$) auszugeben.

Ausländische Investitionen steigen 2022

Daraus ergeben sich Geschäftschancen für internationale Anbieter erneuerbarer Energielösungen. Die taiwanischen Direktinvestitionen legten 2022 um 78 Prozent auf insgesamt 13,3 Milliarden US$ zu. Ein wesentlicher Grund für den starken Anstieg lag laut dem Wirtschaftsministerium MOEA (Ministry of Economic Affairs) in den umfangreichen Investitionsplänen internationaler Firmen im Bereich Offshore-Wind. Nach Herkunftsländern entfiel die größte Summe mit fast 3,6 Milliarden US$ in diesem Zusammenhang auf Dänemark. Im Jahr 2022 waren dänische Windenergiefirmen in Taiwan besonders aktiv.

Die Anfangseuphorie deutscher Branchenfirmen bezüglich eines Engagements auf dem taiwanischen Markt für Erneuerbare hat sich jedoch gelegt. Dies bestätigen Branchenexperten wie Michael Werner im GTAI-Gespräch. Der Anwalt (Of Counsel) der Anwaltskanzlei Eiger in Taipei sieht mittlerweile weniger deutsche Neuankömmlinge im Markt. Dennoch sei der Beratungsbedarf weiterhin hoch, vor allem bei der Lokalisierung, der Gründung von Firmen oder Joint Ventures, bei Bieterprozessen (Ausbauphase 3) sowie bei Personalfragen im Kontext globaler Mobilität.

Deutsche Firmen etablieren sich

Nach Einschätzung von Branchenkennern haben sich in den vergangenen Jahren mehrere deutsche Firmen im taiwanischen Energiemarkt etabliert. Dazu zählen unter anderem RWE, Siemens Energy, Siemens Gamesa oder das Ingenieurbüro Fichtner.

Taiwan und Deutschland arbeiten bei der Umsetzung der Energiewende auf der Insel in Teilen eng zusammen. Ende 2022 fand etwa die Veranstaltung "Germany and Taiwan – Forum on Energy Transition" statt. Das Forum wird jährlich gemeinsam vom Bureau of Energy und vom Deutschen Institut Taipei organisiert. Auf dem hochkarätig besetzten Panel wurden Themen wie Stromerzeugung aus Wasserstoff und die Entwicklung von Energiespeichersystemen diskutiert.

Das Deutsche Wirtschaftsbüro Taipei (GTO, AHK Taiwan) organisiert im Rahmen der Messe "Energy Taiwan" wie schon im Vorjahr einen Gemeinschaftsstand für deutsche Firmen. Die Branchenschau findet im Oktober 2023 in Taipei statt.

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