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Branche kompakt | Taiwan | Maschinenbau

Maschinenbau in Taiwan setzt auf Technologieintegration

Taiwans Maschinenbau wird 2025 insbesondere von Anlageinvestitionen im Elektronik- und Halbleiterbereich angetrieben. Andere Segmente haben eine eher schwache Nachfrageentwicklung.

Von Jürgen Maurer | Taipei

Ausblick des Maschinenbaus in Taiwan

Bewertung:

  • US-Zollerhöhungen werden 2025 den exportorientierten Maschinenhandel Taiwans stark beeinflussen.
  • Hohe Unsicherheit über die konjunkturelle Entwicklung bremst das Wachstum.
  • Taiwans Produktionsunternehmen treiben Automatisierung und Integration von künstlicher Intelligenz voran, Regierungsprogramme unterstützen sie darin.

     

Anmerkung: Einschätzung des Autors für die kommenden zwölf Monate auf Grundlage von prognostiziertem Umsatz- und Produktionswachstum, Investitionen, Beschäftigungsstand, Auftragseingängen, Konjunkturindizes etc.; Einschätzungen sind subjektiv und ohne Gewähr; Stand: April 2025

  • Markttrends

    Taiwans Maschinenbaubranche wird 2025 wegen einer schwachen Weltkonjunktur nur leicht wachsen. Deutsche Lieferungen erhalten kaum neue Impulse.

    Jedes Jahr veröffentlichen Taiwans Maschinenbauverband TAMI und das Industrial Technology Research Institute (ITRI) ein “White Paper on Taiwan Machinery Industry Development”. In der Ausgabe für 2024 werden drei Ziele für die Branche genannt, die im Jahr 2035 erreicht werden sollen: ein Produktionswert von 3 Billionen Neue Taiwan Dollar (NT$; gegenwärtig umgerechnet circa 91 Milliarden US-Dollar; US$), eine Wertschöpfungsrate von mehr als 35 Prozent und ein Erzeugungswert pro Kopf von 6 Millionen NT$ (circa 182.000 US$).  

    Vergleichsdaten für 2024 werden im White Paper nicht genannt. Aus Pressemeldungen und vorhergehenden Veröffentlichungen lässt sich jedoch herausfinden, dass der Produktionswert in dem Jahr bei etwa 1,2 Billionen NT$ gelegen hat. Die Wertschöpfungsrate erreichte laut 2022er White Paper circa 26 Prozent. Der Erzeugungswert pro Kopf, im White Paper 2020 letztmalig erwähnt, wurde mit 4 Millionen NT$ errechnet.  

    Um die ambitionierten Ziele 2035 zu erreichen, spielen Forschung und Entwicklung für die Maschinenbaubranche eine wichtige Rolle. Von staatlicher Seite erhalten Unternehmen für solche Aktivitäten Zuschüsse und Steuererleichterungen ebenso wie für die Investition in neue Anlagen. Die Anlageinvestitionen in Taiwan sollen 2025 stark steigen. 

    Elektronik- und Halbleiterbranche treibt die Maschinennachfrage an

    Das erwartete Wachstum des Maschinenbaus wird im Jahr 2025, wie auch schon 2024, fast ausschließlich durch das Segment der Elektronik- und Halbleiterausrüstung generiert. Aufgrund umfangreicher Investitionen, die Hersteller von Elektronik und Halbleiterchips in Taiwan wie auch in anderen Standorten planen, ist 2025 und darüber hinaus eine hohe Nachfrage nach entsprechender Ausrüstung zu erwarten. Deutsche Branchenanbieter liefern in diesem Segment mehr Herstellungsausrüstung nach Taiwan als in anderen Maschinenbausegmenten. 

    6 %

    Wachstum wird 2025 bei Anlageinvestitionen erwartet.

    Ohne Elektronik- und Halbleiterausrüstung sieht die Situation des taiwanischen Maschinenbaus gegenwärtig wenig dynamisch aus. Jedoch erwarten Teilverbände des Maschinenbaus 2025 Anzeichen einer Verbesserung. Nach einem Rückgang der Werkzeugmaschinenerzeugung im Jahr 2024 soll gemäß Prognose der Taiwan Association of Machinery Industry (TAMI) die Produktion von Maschinen, Teilen und Anlagen leicht wachsen. Die Taiwan Machine Tool and Components Association erwartet ein Wachstum der Exporte zwischen 5 und 10 Prozent.  

    KI soll neue Impulse bringen 

    Als Dynamo für den Maschinenbau setzen die Branchenfirmen in Taiwan vor allem auf die Integration von Informations- und Kommunikationstechnologie wie auch künstliche Intelligenz (KI), um die Automatisierung und Effizienz voranzutreiben. Künstliche Intelligenz und Robotik waren auf der alle zwei Jahre stattfindenden Branchenmesse TIMTOS im Jahr 2025 die Kernthemen. Es geht darum, Herausforderungen wie die Dekarbonisierung der Produktion, einen schwindenden Arbeitskräftepool und steigende Lohnkosten zu meistern. 

    Damit der Maschinenbau in Taiwan auch weiterhin eine starke Basis hat, bekommt die Branche bereits seit 2016 durch das “Smart Machinery Industry Promotion Program” vom Wirtschaftsministerium Unterstützung. Mittels Automatisierung und smarter Produktionslösungen sollen sich Taiwans Branchenfirmen im internationalen Wettbewerb besser aufstellen. Davon profitieren auch deutsche Lieferanten, die mit entsprechenden Technologielösungen aufwarten können. 

    Investitionskosten für Digitalisierung und Dekarbonisierung stellen insbesondere für eine Vielzahl kleiner und mittelgroßer Betriebe in Taiwan eine hohe Belastung dar. Dennoch führt auch bei ihnen kein Weg an stärkerer Automatisierung vorbei, wenn sie als Auftragshersteller für Teile und Komponenten weiter eine Rolle spielen wollen. 

    Nachfrage aus USA besonders hoch 

    Exporte sind für Taiwans Maschinenbauer existenziell. Auf der Maschinenbaumesse TIMTOS zeigten sich 2025 erstmals indische Firmen als die größte Einkäufergruppe, so der Taiwan External Trade Development Council (TAITRA). Taiwans Branchenfirmen suchen nach neuen Absatzmärkten, um den ausgefallenen Absatzmarkt Russland zu ersetzen. Seit Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine hat sich Taiwan den Sanktionen westlicher Länder angeschlossen, was die Maschinenlieferungen beeinträchtigt. 

    Die USA sind zum größten Abnehmer von Maschinen aus Taiwan geworden: Die Maschinenausfuhren dorthin, inklusive Halbleiterausrüstung, erreichten 2024 knapp 7,2 Milliarden US$. Der Exportanteil in die USA kam auf 24,6 Prozent, nach China flossen 23,4 Prozent. Zum Vergleich: Der taiwanische Exportanteil von Maschinenbauerzeugnissen nach Deutschland belief sich 2024 auf unter 1 Prozent. Wenn Halbleiterausrüstung ausgenommen wird, dann war China 2024 die größte Ausfuhrdestination, gefolgt von den USA und - mit großem Abstand - Japan. 

    Die Bestellungen aus südostasiatischen Ländern wuchsen 2024 am stärksten und überstiegen wertmäßig die Aufträge aus Europa. Vor allem der Export nach Indien und Vietnam nahm 2024 auffällig zu. Mit Flankierung der New Southbound Policy, die Taiwans Regierungen schon seit Jahren betreiben, dürfte der Maschinenhandel mit Ländern in Südostasien und mit Indien weiter zulegen.  

    Da die Wirtschaft in Europa und insbesondere in Deutschland als dem wichtigsten Abnehmer im EU-Raum nur schwach wächst, gehen Taiwans Werkzeugmaschinenexporte in die Region zurück. Die Bestellentwicklung aus dem Ausland wird 2025 auch von den USA bestimmt sein, wo die Trump-Regierung versucht, mittels Zollinstrumentarium die Reindustrialisierung in den USA voranzutreiben. 

    Deutschland ist wichtiger Maschinenlieferant 

    Nach Deutschland exportierte Taiwan laut Zollstatistik Maschinen im Wert von 205 Millionen US$. Die Importe aus Deutschland, der drittgrößte Lieferant Taiwans, fielen mit 401 Millionen US$ fast doppelt so hoch aus. Jedoch schrumpften 2024 sowohl die bilateralen Exporte als auch Importe gegenüber 2023.  

    Taiwans Maschinenbauimporte aus Deutschlandohne Halbleiterausrüstung (in Millionen US$; Veränderung in Prozent)

     

    2022 

    2023 

    2024 

    Veränd. 2024/23 

    Gesamt, darunter 

    428 

    432 

    401 

    -7,2 

     Druck-, Papiermaschinen 

    26 

    40 

    32 

    -19,4 

     Fördertechnik 

    65 

    74 

    110 

    49,1 

     Holzbearbeitungsmaschinen 

    19 

    10 

    17 

    72,0 

     Kunststoffmaschinen 

    45 

    56 

    27 

    -52,3 

     Nahrungsmittel-, Verpackungsmaschinen 

    22 

    34 

    15 

    -56,2 

     Pumpen, Kompressoren 

    113 

    103 

    93 

    -9,7 

     Textilmaschinen 

    40 

    27 

    19 

    -31,8 

     Werkzeugmaschinen 

    74 

    63 

    59 

    -6,8 

    Quelle: Customs Statistics, Ministry of Finance 2025

    Von Jürgen Maurer | Taipei

  • Branchenstruktur

    Taiwans Maschinenbauindustrie ist stark von den Auslandsmärkten abhängig.

    Die wertmäßige Erzeugung von Maschinen und Anlagen hat im Jahr 2024 auf Basis des Neuen Taiwan Dollar (NT$) um 3,2 Prozent gegenüber 2023 zugelegt, wie die Statistik des Wirtschaftsministeriums zeigt. Unter den großen Produktionsposten war insbesondere Ausrüstung für die Halbleiter- und Elektronikindustrie wachstumsstark und stieg um 19,6 Prozent.  

    Hingegen schrumpften andere große Maschinenbaukategorien, wie insbesondere das Werkzeugmaschinensegment, dessen Produktionswert um 13,1 Prozent gegenüber 2023 zurückging. Fördertechnik entwickelte sich ebenfalls schwach. Mehr oder weniger stabil blieb die Erzeugung von Allzweckmaschinen und die Herstellung von Komponenten, wie Pumpen, Kompressoren und Ventile. Die Produktion von Energieübertragungsausrüstung konnte zumindest ein leichtes Wachstum aufweisen. 

    Zahl der Unternehmen bleibt relativ konstant 

    Die Zahl der Unternehmen im Bereich Maschinenbau hat im Jahr 2024 zwar abgenommen. Gemäß Angaben des Ministry of Finance betrug sie rund 15.600 Unternehmen, was circa 250 Firmen weniger waren als 2023. Trotz des Rückgangs konnten die Branchenakteure jedoch mehr Umsatz erwirtschaften, weil die Wirtschaft 2024 mit einem Zuwachs des Bruttoinlandprodukts von 4,6 Prozent deutlich besser lief als 2023. 

    Mit jeweils über 3.000 Firmen bilden Maschinenbauer aus dem Segment Metallverarbeitung einen Schwerpunkt, wie auch Hersteller von Spezialausrüstung und von Allzweckmaschinen. Die meisten Branchenfirmen konzentrieren sich geografisch im Raum um die Stadt Taichung in Mitteltaiwan. Dort befindet sich auch das Smart Machinery Promotion Office, um Unternehmensallianzen von Teileproduzenten und Maschinenbaufirmen zu fördern.  

    Maschinenbau ist auf Export ausgerichtet 

    Taiwan ist Heimat einiger international erfolgreicher Branchenunternehmen, wie Hiwin Technology, Goodway Machine Corp. oder Victor Taichung Machinery Works. Abgesehen von ihren Zentralen in Taiwan haben viele Maschinenbaufirmen ihre Produktionskapazitäten vor allem in China, aber auch in Südostasien aufgebaut. Dort findet aufgrund der günstigeren Herstellungsfaktoren - wie Lohnkosten, Zugang zum Absatzmarkt - die Erzeugung von Standardmaschinen und Teilen statt. Die Herstellung höherwertiger Maschinen wie auch die Forschung und Entwicklung sind hingegen in Taiwan beheimatet sind. 

    Taiwans Maschinenbaubranche ist stark exportorientiert. Die Hersteller liefern viele pneumatische und hydraulische Teile an Systemintegratoren, wie vor allem japanische, europäische und US-amerikanische Kunden. Bei Schlüsselteilen für die Anwendung von Robotern kaufen Taiwans Unternehmen bei japanischen und europäischen Anbietern ein beziehungsweise kooperieren in der Entwicklung intelligenter Fertigungssysteme. Deutsche Firmen werden als wichtige Kooperationspartner in diesem Bereich gesehen. 

    Auf den ausländischen Absatzmärkten sehen sich die taiwanischen Anbieter härter gewordener Konkurrenz aus China und Japan gegenüber. So ist die Kosteneffizienz der Branchenfirmen in China hoch, während Japan von der Wirkung einer schwachen Landeswährung profitiert. Hinzu kommen andere Faktoren, die Geschäfte erschweren, wie die stark gestiegenen Materialkosten sowie Lieferkettenverschiebungen durch den Handelskonflikt zwischen den USA und China. 

    Produktion in den wichtigsten Maschinenbausparten in Taiwan 2024 In Millionen US-Dollar; Veränderung in Landeswährung in Prozent

    Sparte

    2024

    Veränderung 2024/23

    Elektronik- und Halbleiterfertigungsmaschinen

    5.979

    19,6

    Spanende Werkzeugmaschinen

    2.683

    -13,1

    Kompressoren, Vakuumpumpen, Armaturen

    2.458

    -1,1

    Lager, Getriebe und Antriebsstränge

    2.125

    2,8

    Fördermaschinen

    1.714

    -6,6

    Kunststoff- und Gummimaschinen

    877

    13,1

    handgeführte Elektrowerkzeuge

    731

    12,5

    Textil- und Bekleidungsmaschinen

    727

    16,4

    Maschinen für chemische Prozesse

    727

    16,1

    1 US$ = 32,52 NT$ im Jahresdurchschnitt 2024Quelle: MOEA Statistics 2025

    Von Jürgen Maurer | Taipei

  • Rahmenbedingungen

    Die Bürokratie in Taiwan gilt generell als effizient. Bei Maschinenlieferungen unterstützen spezialisierte Agenten und deutsche Handelshäuser.

    Über Zollsätze sowie Einfuhrverfahren informiert das Directorate General of Customs. Der taiwanische Einfuhrzolltarif basiert auf dem Harmonisierten System zur Bezeichnung und Codierung der Waren. Zur Zollanmeldung von Waren muss der Importeur beim Bureau of Foreign Trade (BOFT) registriert sein.

    Die Dokumente zur Zollabfertigung können online übermittelt werden. Für einige Maschinentypen sind die Zolltarife unter bestimmten Voraussetzungen ausgesetzt, wie etwa für Umweltanwendungen, Forschungs- und Entwicklungsapplikationen oder Sozial- und Sicherheitsaspekte.

    Die Zuständigkeit für technische Normen und Standards liegt beim Bureau of Standards, Metrology and Inspection. Nach Einschätzung von Branchenvertretern wird die Mehrzahl der Maschinenimporte über entsprechende Agenten abgewickelt, die in Taiwan verhältnismäßig geringe Gebühren verlangen. 

    In Taiwan sind auch deutsche Handelshäuser tätig, die bei der Markterschließung unterstützen können. In der Praxis gibt es im internationalen Vergleich relativ wenige Probleme, da die taiwanische Bürokratie generell transparent und effizient aufgestellt ist.

    Germany Trade & Invest stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nicht tarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

     

    Von Jürgen Maurer | Taipei

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    www.gtai.deAußenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

     

    AHK Taiwan

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

     

    Ministry of Economic Affairs (MOEA)

    Wirtschaftsministerium

    Taiwan Association of Machinery Industry (Tami)

    Branchenverband

    Taiwan Machine Tool & Accessory Builders’Association (TMBA)

    Branchenverband

    Taiwan Automation Intelligence and Robotics Association

    Branchenverband

    Journal of Industrial Mechatronics

    Fachzeitschrift

    Machine Tool & Accessory Magazine

    Fachzeitschrift

    Taipei Int'l Machine Tool Show (TIMTOS)

    Fachmesse

    Automation TaipeiFachmesse
    Taiwan Int'l Machine Tool Show (TMTS)Fachmesse

    Von Jürgen Maurer | Taipei

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