Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Wirtschaftsumfeld | Taiwan | Außenhandel

Taiwans Handel wird US-zentrierter

Taiwan rechnet auch 2025 mit einer positiven Außenhandelsentwicklung, wenn auch weniger dynamisch als 2024. Den bilateralen Handel mit Deutschland wird dies kaum befeuern. 

Von Jürgen Maurer | Taipei

Beobachter schätzen Taiwans Zuwachsraten bei Im- und Export für das Jahr 2025 im oberen einstelligen Bereich. Vom expandierenden Außenhandel Taiwans dürfte der bilaterale Warenhandel mit Deutschland jedoch nur unterdurchschnittlich profitieren. In Deutschland bleiben die Konjunkturaussichten verhalten. In Taiwan spielt der Elektronikboom die erste Geige, wozu deutsche Lieferungen nur begrenzt beitragen.

Taiwan richtet seine Aufmerksamkeit vor allem auf die USA und die Aktivitäten der neuen Regierung. Der Warenaustausch mit dem nordamerikanischen Partner hat für Taiwan wirtschaftlich wie auch strategisch eine bedeutende Rolle, stellt gleichzeitig die Wirtschaft Taiwans 2025 vor neue Herausforderungen. Denn Präsident Trump will ungleichgewichtigem Handel und hohen Handelsdefiziten zu Ungunsten der USA mittels Zollerhöhungen begegnen.

Handelsüberschuss mit USA hat deutlich zugelegt

Zwar richtet sich der US-Blick dabei zuallererst auf Länder wie China, Kanada und Mexiko. Davon wäre aber auch Taiwan indirekt betroffen, da die Insel selbst auch einen hohen Handelsüberschuss mit den USA erzielt. Dieser ist laut vorläufigen Zahlen des Ministry of Finance von 2023 auf 2024 signifikant von rund 35 Milliarden US-Dollar (US$) auf knapp 65 Milliarden US$ gewachsen.

Damit nähert sich Taiwans Handelsüberschuss mit den USA dem knapp 70 Milliarden US$ Überschuss an, den die Insel 2024 mit China, inklusive Hongkong, erzielte. Der war allerdings gegenüber 2023 um 10 Milliarden US$ gesunken.

Zwei Länder fallen mit hohen Zuwächsen ihrer Lieferungen - besonders im Halbleitersegment - nach Taiwan auf. Im Falle Südkoreas sind es hauptsächlich Speicherchips, die in Servern verbaut werden. Bei Malaysia betrifft es zum größten Teil Verpackung und Testing von Chips, die taiwanische Unternehmen in das südostasiatische Land ausgelagert haben.

Importe aus Deutschland schwächeln

Anders als mit den USA und China wies Taiwan im Warenaustausch mit Deutschland ein Handelsdefizit von 6,6 Milliarden US$ aus. Dieses nahm 2024 gegenüber 2023 um 880 Millionen US$ zu. Aufgrund der schwachen deutschen Konjunktur gingen die taiwanischen Ausfuhren nach Deutschland 2024 gegenüber 2023 um 15,3 Prozent zurück. Die Lieferungen Deutschlands auf die Insel sanken hingegen nur leicht um 2,6 Prozent, was dennoch der Gesamtimportentwicklung der Insel hinterherhinkt.

Unter den exportstarken deutschen Branchen erzielten 2024 die Segmente Transportausrüstung sowie Optik und Präzisionsinstrumente zweistellige Zuwachsraten. Die deutschen Lieferungen von chemischen Erzeugnissen, Maschinen und Elektronik sanken hingegen zweistellig. Dabei sind es gerade die Elektronikbranche sowie die Informations- und Kommunikationstechnik (IKT), die Taiwans Wirtschaft und Handelsdynamik 2024 antrieben und auch 2025 weiter anfeuern werden.

USA erhöhen ihre Bestellungen und treiben damit Taiwans Elektronikboom

In diesen Bereichen spielen US-Firmen als Kunden für Taiwan die größte Rolle. Die US-Nachfrage nach Erzeugnissen wie Hochleistungschips und Servern aus taiwanischer Produktion nahm 2024 fast explosionsartig zu, angefacht von Entwicklungen der künstlichen Intelligenz. Dieser Trend wird sich fortsetzen, wie die Auftragseingänge aus dem Ausland im Jahr 2024 zeigen, auf die Auslieferungen in den ersten Monaten 2025 folgen dürften.

Elektronik sowie IKT stellten 2024 zusammen rund 65 Prozent der Auftragseingänge aus dem Ausland, wie Zahlen des Wirtschaftsministeriums zeigen. Gegenüber 2023 konnten alle Industriebranchen - bis auf Transportausrüstungen - gestiegene Auftragswerte verbuchen. Im Jahr 2024 lagen die Gesamtbestellungen aus dem Ausland um 5,1 Prozent höher als 2023 und erreichten rund 590 Milliarden US$.

Ein Drittel des Auftragswertes kam 2024 aus den USA und hat um 8,6 Prozent gegenüber 2023 zugelegt. Ausfuhrbestellungen aus Europa sind hingegen um 9,9 Prozent auf 85 Milliarden US$ gesunken. Als Grund für die höheren Auftragseingänge aus den USA führt unter anderem die Taiwan Association of Machinery Industry ins Feld, dass sich Kunden mit Ausrüstung und Erzeugnissen eindecken, bevor angekündigte US-Zollerhöhungen greifen könnten. Damit ist auch in etwa die Entwicklung des Handels für 2025 abzusehen.

Taiwan stärkt seine Lieferbeziehungen mit den USA

Taiwans Maschinenausfuhren in die USA erreichten 2024 knapp 7,2 Milliarden US$ und überstiegen die Ausfuhren nach China. So lösten die USA 2024 China als größten Exportmarkt für taiwanische Maschinenbaufirmen ab. Wie aus der Zollstatistik des Finanzministeriums abzulesen ist, erreichte der Exportanteil in die USA 24,6 Prozent, nach China flossen 23,4 Prozent der Branchenausfuhren. Zum Vergleich: Der taiwanische Exportanteil von Maschinenbauerzeugnissen nach Deutschland belief sich 2024 auf unter 1 Prozent.

Taiwanische Unternehmen haben sich in den letzten Jahren auch im Allgemeinen stärker auf den Absatz in den USA fokussiert. Eine Analyse der Zollangaben des Finanzministeriums zeigt, dass der Ausfuhranteil in die USA an den taiwanischen Gesamtausfuhren zwischen 2020 und 2024 von 14,6 Prozent auf 23,4 Prozent gestiegen ist. Der Gesamtexportwert in die USA hat in diesem Zeitraum um 120 Prozent auf 111,4 Milliarden US$ zugelegt.

Der Anteil taiwanischer Exporte nach China, inklusive Hongkong, ist dagegen zwischen den Jahren 2020 und 2024 um mehr als 12 Prozentpunkte auf 31,7 Prozent gesunken. Das ist sowohl Resultat der taiwanischen Politik, die Abhängigkeit von China zu verringern, als auch der chinesischen Politik, importierte Produkte durch lokal erzeugte Waren zu ersetzen. Darüber hinaus spielen der Handelskonflikt zwischen den USA und China sowie Veränderungen in den Lieferketten eine wichtige Rolle.

Bei den Handelsanteilen zwischen Taiwan und Deutschland hat sich im Vergleich von 2024 zu 2020 wenig verändert. Deutsche Lieferungen nach Taiwan erreichten 2024 einen Anteil von 3,4 Prozent. An den taiwanischen Exporten lag der Anteil Deutschlands bei 1,5 Prozent. Eine ähnliche Entwicklung zeigt auch der EU-Taiwan-Handel.

nach oben
Feedback
Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.