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Wirtschaftsumfeld | Taiwan | Außenhandel, Struktur

Taiwanischer Außenhandel steht vor Erholung

Die taiwanischen Importe ziehen 2024 wieder an. Davon können auch deutsche Produkte profitieren. Gleichzeitig spielt die Insel eine wichtige Rolle in den globalen Lieferketten.

Von Alexander Hirschle | Taipei

Der taiwanische Außenhandel steht nach einem schwachen Vorjahr vor einer Erholung. Offizielle Prognosen gehen für das laufende Jahr von einem Exportplus von 6,3 Prozent aus. Noch 2023 waren die Exporte um fast 10 Prozent eingebrochen. In den kommenden Monaten dürfte die Nachfrage aus dem Ausland aber wieder anziehen, etwa nach Anwendungen im Bereich der künstlichen Intelligenz. 

Ebenso werden sich sinkende Lagerbestände und die niedrige Vorjahresbasis voraussichtlich positiv auf das Exportergebnis auswirken. Bereits im Jahresverlauf 2023 haben die Ausfuhren auf Monatsbasis die Talsohle durchschritten und gegen Jahresende sogar wieder Zuwächse verzeichnet. Die Exporte sind für die taiwanische Konjunktur von entscheidender Bedeutung, da sie rund 60 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) beitragen.

Bessere Geschäftschancen für deutsche Firmen

Auch die Importe werden nach offiziellen Schätzungen im laufenden Jahr mit einem Plus von 7,4 Prozent kräftig zulegen. Im Vorjahr gingen sie noch um knapp 18 Prozent zurück. Auch das BIP Taiwans soll 2024 nach zuletzt nur 1,4 Prozent Wachstum mit einem Plus von mehr als 3 Prozent wieder deutlicher zulegen. Unter dem Strich zeichnen sich damit wieder bessere Geschäftschancen für deutsche Unternehmen auf der Insel ab.

Der wieder anziehende Halbleitersektor Taiwans wird künftig voraussichtlich mehr Materialien und Ausrüstungen benötigen. Nach zuletzt zweistelligen Verlusten erwartet Branchengigant TSMC für 2024 ein Umsatzplus von mehr als 20 Prozent. Milliardeninvestitionen in den Aufbau neuer und hochmoderner Fabs sind geplant oder bereits in Gang. Auch deutsche Anbieter von Konsumgütern dürften von der wieder aufhellenden Stimmung auf der Insel profitieren. Der Verbraucherindex CCI (Consumer Confidence Index) erklomm im Januar 2024 den höchsten Wert seit fast zwei Jahren. 

Deutscher Marktanteil so hoch wie seit zehn Jahren nicht mehr

Doch auch im vergangenen Jahr haben deutsche Unternehmen trotz eines negativen Wachstums Erfolge verzeichnet. Der Rückgang der Lieferungen "Made in Germany" um 2,4 Prozent auf 13,9 Milliarden US-Dollar (US$) war im Vergleich mit dem Gesamtergebnis der Importe noch relativ moderat. Denn wichtige Wettbewerber verloren deutlich stärker, darunter China, Japan, die USA oder Südkorea. Die Importe aus diesen Ländern gingen sogar zweistellig zurück. Im Ergebnis stieg der deutsche Anteil an den taiwanischen Importen von zuvor 3,3 Prozent auf nunmehr 3,9 Prozent - und erreichte damit den höchsten Wert seit mehr als einem Jahrzehnt.

Deutschland rangiert auf Rang 6 im Lieferranking Taiwans hinter China, Japan, den USA, Südkorea und Australien. Die Importe aus Deutschland setzten sich 2023 zu jeweils rund einem Viertel aus Transportausrüstungen inklusive Kfz und Maschinen zusammen. Weitere wichtige Einfuhrgüter sind Chemikalien (20 Prozent), elektronische Komponenten (16 Prozent) sowie optische und Präzisionsinstrumente (10 Prozent). Starke Zuwächse im zweistelligen Bereich verzeichneten im vergangenen Jahr die deutschen Lieferungen von Elektronik, Maschinen und Informationstechnologie nach Taiwan. 

Taiwan mit zentraler Bedeutung als Beschaffungsmarkt für Halbleiter 

In die Gegenrichtung mussten die taiwanischen Lieferungen 2023 ebenfalls Federn lassen. Die Exporte nach Deutschland sanken um 7,6 Prozent auf 8,1 Milliarden US$. Daraus resultierte - gemäß der taiwanischen Statistiken - ein Handelsbilanzüberschuss von 5,8 Milliarden US$ zugunsten Deutschlands. Von den taiwanischen Exporten nach Deutschland entfallen knapp 50 Prozent auf Informationstechnologie und elektronische Komponenten. Im vergangenen Jahr gingen Halbleiter im Wert von 1,7 Milliarden US$ auf direktem Weg nach Deutschland. 

Noch deutlich mehr taiwanische Chips werden über Drittländer, wo sie in Endprodukte verbaut werden, nach Deutschland geliefert. Die genaue Zahl lässt sich statistisch nicht ermitteln. Nach Einschätzung von Experten dürfte der Wert mindestens doppelt bis dreimal so hoch sein wie jener der direkt gelieferten Komponenten. Taiwan spielt als Beschaffungsmarkt weltweit eine enorm wichtige Rolle - auch für Deutschland. Ohne taiwanische Halbleiter und Komponenten geht auf den Weltmärkten für Elektronik kaum etwas. Schätzungen zufolge besteht beispielsweise ein Tesla zu 70 Prozent aus taiwanischen Erzeugnissen. Die taiwanische Firma Foxconn setzt zudem rund 70 Prozent der Iphones weltweit zusammen. 

Bedeutung Chinas sinkt 

Von besonderer Bedeutung ist in diesem Zusammenhang das Verhältnis mit China und die Frage, wie sich mögliche Krisenszenarien auf die internationalen Lieferketten auswirken könnten. Experten gehen davon aus, dass die Auswirkungen eines bewaffneten Konflikts die Folgen der Corona- und Finanzkrise 2008/2009 um fast das Doppelte übersteigen würden. In diesem Zusammenhang stehen auch die Bemühungen Taiwans, sich aus der Abhängigkeit von China vor allem als Absatzmarkt sukzessive zu befreien. In den vergangenen Jahren zeigten die Versuche der Regierung erste Früchte. 

Der Anteil Chinas (inklusive Hongkong) an den taiwanischen Exporten schrumpfte von über 40 Prozent im Jahr 2022 im vergangenen Jahr auf nur noch 35,2 Prozent. Dies hing aber auch mit der nachlassenden wirtschaftlichen Dynamik in China zusammen. Die Ausfuhren Taiwans ins Reich der Mitte gingen 2023 gegenüber dem Vorjahr um mehr als 18 Prozent zurück. 

Dennoch bleiben die wirtschaftlichen Verflechtungen zwischen den beiden Ökonomien eng und die beiderseitige Abhängigkeit hoch. So lieferte Taiwan 2023 Halbleiter im Wert von 93 Milliarden US$ nach China, die wiederum in zahlreichen für den Export vorgesehenen Endprodukten verbaut werden.

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