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Branche kompakt | Thailand | Maschinenbau

Nachfrage nach Maschinen nur kurz im Aufwind

Viele Betriebe haben nach der Coronapandemie Käufe von Maschinen nachgeholt. Investitionen legen inzwischen nur noch leicht zu und deutsche Maschinen verlieren sogar Marktanteile.

Von Thomas Hundt | Bangkok

  • Markttrends

    Das Investitionsklima hatte sich 2022 aufgehellt. Die Aussichten bleiben aber ungewiss.

    Nachfrage nach Investitionsgütern legt kurz zu

    Thailand hat sich vom Covid-19 Schock erholt. Der Fremdenverkehr als wichtigster Wirtschaftszweig erlebt eine Renaissance und stärkt das allgemeine Geschäftsklima. Auch die Ausfuhrgeschäfte gaben 2022 Impulse, daher haben Industriebetriebe Investitionen nachgeholt. Für 2023 sind die Aussichten trüber. Steigende Produktionskosten bereiten den Betrieben größte Sorgen.

    Die Investitionen in Maschinen und Ausrüstungen legten 2021 preisbereinigt noch um 9,7 Prozent zu und beliefen sich auf 49 Milliarden US-Dollar (US$). Der Inlandsabsatz von Maschinen wuchs in dem Jahr real sogar um 19,3 Prozent. Der Internationale Währungsfonds erwartet 2022 eine Zunahme der Bruttoanlageinvestitionen von 4,5 Prozent und prognostiziert für 2023 eine Abschwächung auf circa 1,2 Prozent.

    Ausrüstungsinvestitionen und Absatz von Maschinen (reale Veränderungsraten in Prozent)

    2019

    2020

    2021

    1. Halbjahr 2022 zum Vorjahreszeitraum

    Investitionen in Maschinen und Ausrüstungen

    2,0

    -5,7

    9,7

    -0,1

    Inlandsabsatz von Maschinen

    -5,0

    -6,3

    19,3

    7,2

    Quelle: Office of the National Economic and Social Development Council 2022, Bank of Thailand 2022

       

    Die Wirtschaftsleistung dürfte 2022 wieder über der des Jahres 2019 liegen. Allerdings hat die Erholung deutlich länger gedauert als in anderen südostasiatischen Ländern. Fachkräftemangel und andere strukturelle Schwächen erschweren schnellere Fortschritte.

    Lage in den Branchen unterschiedlich

    Die öffentliche Hand investierte 2021 in die Infrastruktur, um die Konjunktur zu stützen. Die Bauindustrie verzeichnete 2021 ein reales Plus von 2,7 Prozent, schreitet derzeit aber durch eine Talsohle. Bauprojekte verzögern sich und der Absatz von Baumaschinen stagniert.

    Die Landwirtschaft trägt satte 8 Prozent zur Wirtschaftsleistung bei. Thailand ist der weltweit sechstgrößte Reisproduzent, liegt bei der Zuckerrohrernte auf Platz vier, unter den Produzenten von Palmöl und Maniok an dritter Stelle.

    Die Nachfrage nach Landtechnik wächst. Betriebe mechanisieren, um Arbeitskräfte zu ersetzen und die Effizienz zu erhöhen. Die Marktforschungsfirma Ken Research prognostiziert, dass der Markt für Landmaschinen von 2019 bis 2025 von 1,7 Milliarden auf 1,9 Milliarden US$ zulegen werde.

    Die verarbeitenden Industriebetriebe haben den Covid-19 bedingten Einbruch wettmachen können. Nach Angaben des Think Tanks Office of Industrial Economics waren die Kapazitäten im verarbeitenden Gewerbe im 1. Halbjahr 2022 im Schnitt zu 63 Prozent ausgelastet, ähnlich wie vor der Coronapandemie.

    Das verarbeitende Gewerbe wuchs im 1. Halbjahr 2022 preisbereinigt nur um 0,7 Prozent zum Vorjahreszeitraum. Lieferkettenprobleme und der Mangel an Halbleitern sind seit der 2. Hälfte 2022 aber weitgehend überwunden.

    Die Produktion von Nahrungsmitteln und Getränken ist gemessen an der Wertschöpfung der größte Industriesektor und erwies sich auch während der Pandemie als stabil. Die Produktion wuchs in beiden Branchen im 1. Halbjahr 2022 um 1 Prozent. Neue Ernährungsgewohnheiten und ein Fokus auf Lebensmittelsicherheit werden den Einsatz von modernen Nahrungsmittel- und Getränkemaschinen auch künftig erfordern. 

    Kfz-Industrie stellt allmählich auf Elektroantriebe um

    Thailand ist der größte Kfz-Hersteller in Südostasien. Die Kfz-Industrie liegt unter den inländischen Industriesektoren wertmäßig an zweiter Stelle, gibt aber den Takt im Maschinenbau vor. Die Kfz-Produktion erholte sich 2021 und wuchs auf 1,7 Millionen Fahrzeuge. Die Fertigung dürfte 2022 ein ähnliches Niveau erreichen. Der Mangel an Mikrochips dämpfte 2022 eine Steigerung des Outputs.

    Die Kfz-Hersteller stellen ihre Produktionslinien auf modernere Fahrzeugtypen um. Die nationale Investitionsförderstelle Board of Investment (BOI) fördert zudem Fertigungen von Hybridautos sowie von vollelektrischen Fahrzeugen und dazugehörige Komponenten. Die Fabriken von Toyota, Honda, Nissan, Mazda, Mitsubishi, Mercedes-Benz, BMW, SAIC Motor-CP (thailändisch-chinesisches Joint Venture), Great Wall und BYD aus China sowie Energy Absolute (Thailand) setzen entsprechende Vorhaben um.  

    Die fahrzeugnahen Importe von Verbrennungsmotoren, Antriebstechnik, Werkzeugmaschinen und Werkzeugen dürften wegen der Umstellung auf Elektrofahrzeuge indes tendenziell zurückgehen. Auch die Zulieferindustrien müssen sich umstellen. Diese liefern Module und Komponenten aus Metallen sowie Kunststoffen zu. Sie importieren Metall- und Kunststoffmaschinen auch aus Deutschland.

    Japan gibt den Ton an

    Thailand ist der wichtigste Markt für Werkzeugmaschinen in Südostasien. Der Wettbewerb ist intensiv und insbesondere Maschinen aus Japan sind verbreitet, denn japanische Unternehmen sind in den meisten Industriebranchen am stärksten präsentiert und bestellen Maschinen vorzugsweise aus ihrer Heimat.

    Unter den vom BOI geförderten ausländischen Investitionsprojekten lag im 1. Halbjahr 2022 ausnahmsweise Taiwan mit 22 Vorhaben im Gesamtwert von 1,3 Milliarden US$ vor Japan mit 95 Vorhaben im Wert von knapp 1 Milliarde US$.

    Nach Sektoren zog die Elektroindustrie 2021 und im 1. Halbjahr 2022 die meisten Investitionen an. Die Branche agiert eher als eine Werkbank, die im Auftrag produziert (Electronic Manufacturing Services). Die Fabriken bestücken Leiterplatten, montieren und testen Schaltkreise für internationale Auftraggeber.

    Der Output der Elektroindustrie wuchs im 1. Halbjahr 2022 um 7 Prozent zum Vorjahreszeitraum. Die Fertigungen von Festplattenlaufwerken gingen in dem Zeitraum allerdings um ein Fünftel zurück, weil Vorprodukte aus China fehlten.

    Kernindustrien sollen sich weiterentwickeln

    Das staatliche Strategiepapier Thailand 4.0 aus dem Jahr 2017 sieht Förderungen von wichtigen Kundenbranchen des Maschinenbaus vor. Die Kfz-Industrie soll Fahrzeuge der nächsten Generation produzieren und die Elektroindustrie smarte Elektronik. Der Staat unterstützt auch die Digitalisierung und Automatisierung.

    Der Absatz von Industrierobotern ist bereits der höchste in Südostasien. Weltweit liegt der thailändische Markt auf Platz zwölf. Die Vereinigung International Federation of Robotics berichtet, dass im Jahr 2021 rund 3.500 Industrieroboter installiert wurden. Dies waren 36 Prozent mehr als im Vorjahr. Das Wachstum wird sich fortsetzen, weil weitere manuelle Prozesse automatisiert werden.

    Von Thomas Hundt | Bangkok

  • Branchenstruktur

    Inländische Hersteller dominieren in einigen Sparten und erweitern ihre Fabriken.

    Produktion steigt kaum noch

    Die Maschinenbauindustrie Thailands produzierte 2016 gemäß der letzten statistischen Erhebung Maschinen und Anlagen im Wert von 16 Milliarden US$. Der Produktionsindex der Maschinenbauer lag 2021 lediglich 1 Prozent über dem Index von 2016. Für 2022 wird eine leichte Zunahme erwartet.

    Fertigungen von Kühl- und Klimatechnik einschließlich der von Komponenten wie Verflüssigern, Gebläsekonvektoren und Kompressoren sind ein großer expandierender Bereich. Thailand produzierte 2021 ungefähr 23 Millionen Klimaanlagen. Im Vorjahr waren es 21 Millionen Klimageräte gewesen. Der chinesische Konzern Haier will 2022 beispielsweise seine Produktion von Klimaanlagen in der Provinz Prachin Buri erweitern. 

    Ein weiterer wichtiger Bereich sind Fertigungen von elektrischen Motoren und Verbrennungsmotoren. Die meisten vor Ort produzierten Motoren sind Dieselmotoren für Nutzfahrzeuge und Traktoren. Aber auch Hybrid- sowie Elektromotoren werden in Thailand hergestellt.

    Starke Wettbewerber

    Der Wettbewerb unter den Produzenten von Traktoren und Landmaschinen ist intensiv. Größter Hersteller ist das thailändisch japanische Gemeinschaftsunternehmen SIAM KUBOTA, gefolgt von Kaset Phattana, Yanmar S.P., Talaythong Factory oder Tamco.

    Vertriebsniederlassungen internationaler Anbieter wie John Deere, Iseki und New Holland bieten ihre importierten Landmaschinen an. Der deutsche Landmaschinenkonzern Claas ist ebenfalls gut vertreten und gründete 2012 in Bangkok ein Vertriebszentrum, das für ganz Südostasien zuständig ist.

    Die deutschen Ausfuhren von Maschinen nach Thailand beliefen sich nach Angaben des Fachverbandes VDMA 2021 auf 850 Millionen Euro. Im Jahr 2017 waren es noch 1.142 Millionen Euro gewesen. Seitdem gehen die deutschen Lieferungen stetig zurück, während die chinesischen Lieferungen zulegen und inzwischen rund ein Drittel der gesamten Maschineneinfuhren ausmachen.

    Ein- und Ausfuhren von Maschinenbauerzeugnissen in Thailand (2021 in Millionen US$)

    SITC*)

    Maschinen

    Einfuhren

    Ausfuhren

    71 bis 74

    Maschinenbau insgesamt

    24.339

    25.533

    713

    Verbrennungsmotoren

    2.946

    4.139

    741

    Heiz-, Kühl-, Klimatechnik

    1.760

    6.904

    716

    Elektrische Generatoren

    1.734

    1.183

    7431

    Kompressoren

    1.526

    1.263

    73

    Metallbearbeitungsmaschinen

    1.265

    686

    744

    Fördertechnik

    1.184

    533

    748

    Antriebstechnik

    1.154

    464

    723

    Berg-, Hoch-, Tiefbaumaschinen

    1.134

    831

    714

    Strahltriebwerke, Gasturbinen

    1.123

    287

    Sonstige

    10.513

    9.243

    *) Standard International Trade ClassificationQuelle: Comtrade 2022

    Der Informationsdienst Machinery Intelligence Unit (MIU) zählt landesweit über 3.800 Branchenfirmen mit insgesamt knapp 200.000 Beschäftigten. Neben Niederlassungen von renommierten internationalen Herstellern - hauptsächlich aus Japan - befinden sich darunter viele kleinere Vertriebs-, Service- und Reparaturbetriebe. 

    Die Maschinenbauer exportieren einen großen Teil ihrer Produkte. Die Ausfuhren geben derzeit Impulse. Die Behörde Thailand Board of Investment (BOI) genehmigte im Bereich Maschinenbau 2021 rund 60 Anträge auf Investitionsförderungen. Die Unternehmen des Maschinenbaus wollen insgesamt 265 Millionen US$ in ihre Werke investieren.

    Einige Hersteller haben ihre Fabriken über Jahrzehnte erweitert und modernisiert. Die 1988 gegründete Fabrik des japanischen Unternehmens Okamoto Machine Tool beschäftigt beispielsweise inzwischen ungefähr 1.000 Mitarbeiter, die Schleifmaschinen herstellen. Die US-amerikanische Firma Caterpillar fertigt in der Provinz Rayong Bau- und Bergbaumaschinen für den Weltmarkt. Komatsu aus Japan produziert Hydraulikbagger ebenfalls für internationale Abnehmer. Japanische Niederlassungen stellen auch Werkzeugmaschinen her.

    Japan und Thailand haben daher mehrere Kooperationen und gemeinsame Institute für Produktionstechnik gegründet. Auch das Trainingszentrum Thai-German Institute bietet Lehrgänge in den Bereichen Produktionstechnik und Maschinenbau an. 

    Von Thomas Hundt | Bangkok

  • Rahmenbedingungen

    Die meisten Kunden zahlen geringe Einfuhrabgaben. Investitionen in neue Maschinen können sogar steuerlich absetzbar sein. 

    Geringe Hürden bei der Einfuhr

    Der thailändische Zolltarif sieht bei den meisten Maschinenbauerzeugnissen Regelzollsätze von 1 Prozent oder 5 Prozent vor. Thailand hat Zölle auf Ursprungswaren der Mitglieder der südostasiatischen Staatengemeinschaft (ASEAN) sogar fast vollständig abgebaut. Im Rahmen der thailändischen ASEAN-Mitgliedschaft sind weitere multilaterale Freihandelsabkommen in Kraft. Außerdem hat Thailand mit anderen Ländern bilaterale Abkommen abgeschlossen.

    Zwischen den zehn ASEAN-Staaten sowie Australien, China, Japan, Neuseeland und Südkorea trat Anfang 2022 die weltgrößte Freihandelszone Regional Comprehensive Economic Partnership (RCEP) in Kraft. Thailand hat sich auch hier zu einem Abbau von Regelzollsätzen auf bestimmte Maschinenbauerzeugnisse verpflichtet. 

    Die Zollverwaltung Thai Customs informiert über die genauen Zolltarife, über die in Kraft getretenen Freihandelsabkommen und über mögliche Lizenzen, die vor der Einfuhr zu beantragen sind.

    Zollfreie Einfuhr als Teil der Investitionsförderung 

    Die bei der Einfuhr gewährten außertariflichen Zollbefreiungen fasst ein Anhang des Zolltarifes zusammen, denn es bestehen im Rahmen der nationalen Industrie- und Investitionsförderung besondere Zollbegünstigungen.

    Wenn ein neu gegründetes, vom Board of Investment (BOI) gefördertes Industrieunternehmen neue Maschinen einführt, kann es eine zollfreie Einfuhr von neuen Maschinen beantragen. Unternehmen, die sich in speziellen Industriezonen (Industrial Estates) oder dem Wirtschaftskorridor Eastern Economic Corridor niederlassen, können ebenfalls eine zollfreie Einfuhr von neuen Maschinen und Ausrüstungen erhalten. Zuständig sind hier die Industrial Estate Authority of Thailand (IEAT) oder das Eastern Economic Corridor Office (EEC).

    Für die meisten Maschinenbauerzeugnisse bestehen keine verbindlichen Normen. Fabriken können allerdings ihre Maschinen registrieren, beispielsweise wenn sie diese verpfänden möchten. Zuständig für die thailändischen Normen ist das Institut Thai Industrial Standards Institute.

    Die GTAI stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

    Von Thomas Hundt | Bangkok

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