Das Investitionsklima hatte sich 2022 aufgehellt. Die Aussichten bleiben aber ungewiss.
Nachfrage nach Investitionsgütern legt kurz zu
Thailand hat sich vom Covid-19 Schock erholt. Der Fremdenverkehr als wichtigster Wirtschaftszweig erlebt eine Renaissance und stärkt das allgemeine Geschäftsklima. Auch die Ausfuhrgeschäfte gaben 2022 Impulse, daher haben Industriebetriebe Investitionen nachgeholt. Für 2023 sind die Aussichten trüber. Steigende Produktionskosten bereiten den Betrieben größte Sorgen.
Die Investitionen in Maschinen und Ausrüstungen legten 2021 preisbereinigt noch um 9,7 Prozent zu und beliefen sich auf 49 Milliarden US-Dollar (US$). Der Inlandsabsatz von Maschinen wuchs in dem Jahr real sogar um 19,3 Prozent. Der Internationale Währungsfonds erwartet 2022 eine Zunahme der Bruttoanlageinvestitionen von 4,5 Prozent und prognostiziert für 2023 eine Abschwächung auf circa 1,2 Prozent.
Ausrüstungsinvestitionen und Absatz von Maschinen (reale Veränderungsraten in Prozent) | 2019 | 2020 | 2021 | 1. Halbjahr 2022 zum Vorjahreszeitraum |
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Investitionen in Maschinen und Ausrüstungen | 2,0 | -5,7 | 9,7 | -0,1 |
Inlandsabsatz von Maschinen | -5,0 | -6,3 | 19,3 | 7,2 |
Quelle: Office of the National Economic and Social Development Council 2022, Bank of Thailand 2022
Die Wirtschaftsleistung dürfte 2022 wieder über der des Jahres 2019 liegen. Allerdings hat die Erholung deutlich länger gedauert als in anderen südostasiatischen Ländern. Fachkräftemangel und andere strukturelle Schwächen erschweren schnellere Fortschritte.
Lage in den Branchen unterschiedlich
Die öffentliche Hand investierte 2021 in die Infrastruktur, um die Konjunktur zu stützen. Die Bauindustrie verzeichnete 2021 ein reales Plus von 2,7 Prozent, schreitet derzeit aber durch eine Talsohle. Bauprojekte verzögern sich und der Absatz von Baumaschinen stagniert.
Die Landwirtschaft trägt satte 8 Prozent zur Wirtschaftsleistung bei. Thailand ist der weltweit sechstgrößte Reisproduzent, liegt bei der Zuckerrohrernte auf Platz vier, unter den Produzenten von Palmöl und Maniok an dritter Stelle.
Die Nachfrage nach Landtechnik wächst. Betriebe mechanisieren, um Arbeitskräfte zu ersetzen und die Effizienz zu erhöhen. Die Marktforschungsfirma Ken Research prognostiziert, dass der Markt für Landmaschinen von 2019 bis 2025 von 1,7 Milliarden auf 1,9 Milliarden US$ zulegen werde.
Die verarbeitenden Industriebetriebe haben den Covid-19 bedingten Einbruch wettmachen können. Nach Angaben des Think Tanks Office of Industrial Economics waren die Kapazitäten im verarbeitenden Gewerbe im 1. Halbjahr 2022 im Schnitt zu 63 Prozent ausgelastet, ähnlich wie vor der Coronapandemie.
Das verarbeitende Gewerbe wuchs im 1. Halbjahr 2022 preisbereinigt nur um 0,7 Prozent zum Vorjahreszeitraum. Lieferkettenprobleme und der Mangel an Halbleitern sind seit der 2. Hälfte 2022 aber weitgehend überwunden.
Die Produktion von Nahrungsmitteln und Getränken ist gemessen an der Wertschöpfung der größte Industriesektor und erwies sich auch während der Pandemie als stabil. Die Produktion wuchs in beiden Branchen im 1. Halbjahr 2022 um 1 Prozent. Neue Ernährungsgewohnheiten und ein Fokus auf Lebensmittelsicherheit werden den Einsatz von modernen Nahrungsmittel- und Getränkemaschinen auch künftig erfordern.
Kfz-Industrie stellt allmählich auf Elektroantriebe um
Thailand ist der größte Kfz-Hersteller in Südostasien. Die Kfz-Industrie liegt unter den inländischen Industriesektoren wertmäßig an zweiter Stelle, gibt aber den Takt im Maschinenbau vor. Die Kfz-Produktion erholte sich 2021 und wuchs auf 1,7 Millionen Fahrzeuge. Die Fertigung dürfte 2022 ein ähnliches Niveau erreichen. Der Mangel an Mikrochips dämpfte 2022 eine Steigerung des Outputs.
Die Kfz-Hersteller stellen ihre Produktionslinien auf modernere Fahrzeugtypen um. Die nationale Investitionsförderstelle Board of Investment (BOI) fördert zudem Fertigungen von Hybridautos sowie von vollelektrischen Fahrzeugen und dazugehörige Komponenten. Die Fabriken von Toyota, Honda, Nissan, Mazda, Mitsubishi, Mercedes-Benz, BMW, SAIC Motor-CP (thailändisch-chinesisches Joint Venture), Great Wall und BYD aus China sowie Energy Absolute (Thailand) setzen entsprechende Vorhaben um.
Die fahrzeugnahen Importe von Verbrennungsmotoren, Antriebstechnik, Werkzeugmaschinen und Werkzeugen dürften wegen der Umstellung auf Elektrofahrzeuge indes tendenziell zurückgehen. Auch die Zulieferindustrien müssen sich umstellen. Diese liefern Module und Komponenten aus Metallen sowie Kunststoffen zu. Sie importieren Metall- und Kunststoffmaschinen auch aus Deutschland.
Japan gibt den Ton an
Thailand ist der wichtigste Markt für Werkzeugmaschinen in Südostasien. Der Wettbewerb ist intensiv und insbesondere Maschinen aus Japan sind verbreitet, denn japanische Unternehmen sind in den meisten Industriebranchen am stärksten präsentiert und bestellen Maschinen vorzugsweise aus ihrer Heimat.
Unter den vom BOI geförderten ausländischen Investitionsprojekten lag im 1. Halbjahr 2022 ausnahmsweise Taiwan mit 22 Vorhaben im Gesamtwert von 1,3 Milliarden US$ vor Japan mit 95 Vorhaben im Wert von knapp 1 Milliarde US$.
Nach Sektoren zog die Elektroindustrie 2021 und im 1. Halbjahr 2022 die meisten Investitionen an. Die Branche agiert eher als eine Werkbank, die im Auftrag produziert (Electronic Manufacturing Services). Die Fabriken bestücken Leiterplatten, montieren und testen Schaltkreise für internationale Auftraggeber.
Der Output der Elektroindustrie wuchs im 1. Halbjahr 2022 um 7 Prozent zum Vorjahreszeitraum. Die Fertigungen von Festplattenlaufwerken gingen in dem Zeitraum allerdings um ein Fünftel zurück, weil Vorprodukte aus China fehlten.
Kernindustrien sollen sich weiterentwickeln
Das staatliche Strategiepapier Thailand 4.0 aus dem Jahr 2017 sieht Förderungen von wichtigen Kundenbranchen des Maschinenbaus vor. Die Kfz-Industrie soll Fahrzeuge der nächsten Generation produzieren und die Elektroindustrie smarte Elektronik. Der Staat unterstützt auch die Digitalisierung und Automatisierung.
Der Absatz von Industrierobotern ist bereits der höchste in Südostasien. Weltweit liegt der thailändische Markt auf Platz zwölf. Die Vereinigung International Federation of Robotics berichtet, dass im Jahr 2021 rund 3.500 Industrieroboter installiert wurden. Dies waren 36 Prozent mehr als im Vorjahr. Das Wachstum wird sich fortsetzen, weil weitere manuelle Prozesse automatisiert werden.
Von Thomas Hundt
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Bangkok