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Branchen | Thailand | Medizintechnik

Marktentwicklungen und -trends

Covid-19 klingt aus und Thailand kauft wieder mehr Medizintechnik. Der Wachstumspfad ist stabil und bietet ausländischen Anbietern gute Chancen.

Von Thomas Hundt | Bangkok

Der thailändische Markt für Medizintechnik gilt nach dem in Malaysia als der zweitgrößte in Südostasien. Die Marktforscher von Fitch Solutions schätzen den Absatz 2022 auf 2 Milliarden US-Dollar (US$). Die Analysten prognostizieren, dass er mittelfristig um 5 Prozent jährlich zulegen werde.

Die Importe von Medizintechnik lagen im Zeitraum Januar bis Oktober 2022 bei rund 1,1 Milliarden US$. Sie entsprachen ungefähr dem Vorjahresniveau. Die Einfuhren legten in US-Dollar kaum zu, weil die Währung Thai Baht 2022 an Wert gegenüber dem US-Dollar verloren hatte.

Die deutschen Lieferungen machen circa 9 Prozent der Importe aus und sind in der Elektromedizin besonders hoch. Die Perspektiven sind hier erfolgversprechend, denn der Bestand an hochwertigen Geräten nimmt kontinuierlich zu.

Bestand an Medizintechnik in Thailand (Stückzahlen)*

2019

2020

2021

Dialysegeräte

7.464

7.861

8.471

Ultraschallgeräte

5.477

6.115

6.531

Krankenwagen

5.228

5.432

5.693

Computertomografen

614

646

647

Geräte zur extrakorporalen Stoßwellentherapie

250

264

275

Kern­spin­to­mo­grafen (MRI)

190

199

221

Geräte für die Radiochirurgie (Gamma Knife)

19

24

23

* Keine vollständige Erhebung in privaten EinrichtungenQuelle: Ministry of Public Health 2022

Pandemie effektiv bewältigt, neue Medizintrends

Die Coronapandemie klingt aus und das Gesundheitssystem hat gezeigt, wie schlagfertig es auf Notlagen reagieren und Pandemien bewältigen kann. Die Weltgesundheitsorganisation WHO lobt die medizinischen Fähigkeiten und bezeichnet das Gesundheitswesen als leistungsstark.

Das Coronavirus hat den Trend zu Digital Health beschleunigt. Das Gesundheitsministerium will öffentliche und private Gesundheitseinrichtungen enger verknüpfen, zentrale elektronische Patientenakten einführen und medizinische Daten digital analysieren.

Rahmendaten zum Gesundheitssystem in Thailand

Indikator

Wert

Einwohnerzahl (2021 in Mio.)

70

Bevölkerungswachstum (2022 in %)

0,2

Altersstruktur der Bevölkerung (2020)

  Anteil der unter 14-Jährigen (in %)

15,5

  Anteil der über 65-Jährigen (in %)

15,2

Durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt (2021 in Jahren)

77

Durchschnittslohn (2021 in US$)

5.459

Gesundheitsausgaben pro Kopf (2019 in US$)

296

Anteil der Gesundheitsausgaben am BIP (2019 in %)

3,8

Ärzte/100.000 Einwohner (2021)

55

Zahnärzte/100.000 Einwohner (2021)

12

Krankenhausbetten/100.000 Einwohner (2021), davon

239

  privat

47

  öffentlich

192

Quelle: Ministry of Public Health; National Statistical Office; World Bank 2022

Thailand gab nach letzten Berechnungen 2019 ungefähr 21 Milliarden US$ für die Gesundheit aus. Die Gesundheitsausgaben wachsen überproportional. Ihr Anteil am Bruttoinlandsprodukt stieg von 2005 bis 2019 von 3,1 auf 3,8 Prozent, er liegt aber immer noch unter den Anteilen in westlichen Industrieländern.

Die Einwohner sind im Mittel 40 Jahre alt. Das heißt, die zweitälteste Bevölkerung Südostasiens lebt im thailändischen Königreich. Die Geburtenrate ist niedrig und beträgt nur 1,5 Geburten je Frau, daher wird sich nach Schätzung der Weltbank der Anteil der über 65-Jährigen an der Bevölkerung bis 2040 verdoppeln.

Immobiliengesellschaften bauen daher Wohnanlagen für zahlungskräftige Ruheständler und investieren in Wellness-Kliniken für Langzeitkranke. Zunehmender Wohlstand und Übergewicht führen zu mehr Diabetes und Bewegungsmangel zu mehr Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Umfangreicher öffentlicher Gesundheitssektor

Rund 10.000 staatliche Gesundheitszentren und 1.041 öffentliche Krankenhäuser kümmern sich um die Gesundheit von Gering- und Normalverdienern. Dem Ministry of Public Health unterstehen davon 936 Krankenhäuser. Weitere 59 gehören zum Ministry of Defence und 21 zum Ministry of Education. Der Rest gehört anderen Ministerien und staatlichen Stellen.

Die Universitätskrankenhäuser bilden Ärzte und das Pflegepersonal aus. Ihre Fachabteilungen kaufen für Forschung und Lehre relativ moderne Medizin- und Labortechnik. Ihre Budgets sind allerdings limitiert.

Die medizinische Fakultät des Universitätskrankenhaus Siriraj besteht seit dem Jahr 1888 und das Siriraj Hospital ist mit mehr als 2.100 Betten das größte Krankenhaus des Landes. Das Rajavithi Hospital in Bangkok kommt auf über 1.200 Betten sowie über Exzellenzzentren und Schulungseinrichtungen. Das King Chulalongkorn Memorial Hospital mit circa 1.400 Betten und das Ramathibodi mit 1.300 Betten sind weitere allgemeine Universitätskrankenhäuser in der Hauptstadt.

Auch außerhalb sind größere Häuser zu finden. Das Maharaj Nakorn Hospital in Chiang Mai verfügt über 1.400 Betten und das Srinagarind Hospital in Khon Kaen über 1.500 Betten.

Ein medizinischer Hub soll auch in der südöstlich von Bangkok gelegenen Sonderwirtschaftszone Eastern Economic Corridor entstehen. Die Universität Thammasat plant bei Pattaya ein Zentrum für medizinische Ausbildung, Forschung und Pflege, genannt EECmd, und das Pluak Daeng Hospital in der Provinz Rayong soll erstmals als ein öffentlich privates Gemeinschaftsunternehmen geführt und erweitert werden.  

Gut ausgebildete, aber zu wenige Ärzte

Das Gesundheitsministerium zählte 2021 landesweit 38.820 Ärzte, davon arbeiteten 8.276 in privaten Einrichtungen. Spitzenmediziner bieten ihre Dienste oft in mehreren Hospitälern in der Hauptstadt an. Dagegen ist die Versorgungsdichte in ländlichen Regionen nicht ausreichend.

Ärzte benötigen eine nationale Ausbildung und Zulassung vom Medical Council of Thailand. Bei den Qualifikationen des sonstigen medizinischen Personals besteht nach Ansicht der Experten Nachholbedarf. Die Einführung von neuen Geräten erfordert daher leicht verständliche Schulungsmaterialien und praxisorientierte Trainings.

Medizinische Grundversorgung darf nicht viel kosten

Das Ministry of Public Health erhält 2023 ein Budget von umgerechnet circa 3,9 Milliarden US$. Weitere 6 Milliarden US$ fließen an das National Health Security Office (NHSO), welches eine weitgehend kostenfreie Heilfürsorge bezahlt. Das Programm Universal Coverage Scheme (UCS) versorgt ungefähr 47 Millionen Einwohner, also zwei Drittel der Bevölkerung,

Bei der UCS sind über 12.000 Einrichtungen akkreditiert und rechnen ihre Leistungen nach einer Gebührenordnung mit dem NHSO ab. Das NHSO setzt sehr niedrige Preisobergrenzen und viele Behandlungen erfordern Zuzahlungen durch die Patienten. Veränderungen der Gebührenordnung des UCS wirken sich auf öffentliche Beschaffungen von medizinischen Produkten aus.

Das UCS-Budget macht circa 34 Prozent der gesamten Gesundheitsausgaben aus. Weitere 36 Prozent bezahlen die thailändischen Bürger und ausländische Medizintouristen aus der eigenen Tasche. Und 12 Prozent entfallen auf Zahlungen der Sozialversicherung für Beschäftigte in privaten Unternehmen. Rund 18 Prozent der Gesundheitsausgaben erstattet die staatliche Beihilfe der Angestellten im öffentlichen Dienst.

Gewinnorientierte private Gesundheitswirtschaft  

Private Gesundheitseinrichtungen sind profitorientiert und richten ihre Leistungen auf wohlhabende Selbstzahler sowie privatversicherte Personen aus. Einige Krankenhausgesellschaften generieren mehr als die Hälfte ihrer Umsätze mit Medizintouristen, die hauptsächlich aus den asiatischen Nachbarländern und dem Nahen Osten anreisen.

Die 326 privaten Krankenhäuser und die ungefähr 25.000 privaten Kliniken erneuern regelmäßig ihre Geräte, denn sie werben mit neuen Untersuchungsmethoden. Bangkok Dusit Medical Services (BDMS) ist der größte Gesundheitskonzern des Landes und die Nummer zwei in Südostasien nach IHH Healthcare aus Malaysia. BDMS betreibt in Thailand 56 Krankenhäuser.


Größte Krankenhausgesellschaften in Thailand und ihre Investitionen (Einnahmen in Millionen US-Dollar)

Krankenhausgesellschaft

Einnahmen Januar bis September 2022*

Geplante Investitionen

BDMS

1.940

Fünf neue Krankenhäuser mit circa 560 Betten bis 2025

Bangkok Chain Hospital

463

k.A.

Bumrungrad

432

410 Millionen US$ für Ausbau des Bumrungrad Gesundheitscampus in Bangkok bis 2027

Thonburi Healthcare Group

279

80 Millionen US$ für Thonburi Rangsit Hospital, Joint Venture Vorhaben, Eröffnung 2025

Ramkhamhaeng Hospital Public Company

256

100 Millionen US$ für Ramkhamhaeng 2, 560 Betten, Eröffnung Juni 2023

44 Millionen US$ für Ramkhamhaeng 3, 210 Betten, Eröffnung 2026

35 Millionen US$ für Vientiane Ram in Laos, 120 Betten, Eröffnung 2026

Chularat Hospital

253

7 Millionen US$ für Shewarat Hospital, 50 Betten, Eröffnung 2023

17 Millionen US$ für Chularat Hospital Mae Sot, 100 Betten, Eröffnung 2023

Vibhavadi Medical Center

208

Eröffnung von 6 neuen Krankenhäusern von 2023 bis 2026

Principal Capital

157

Derzeit 13 Krankenhäuser mit 1.151 Betten, geplant 20 Krankenhäuser mit 3.000 Betten im Jahr 2025

Sikarin

133

15 Millionen US$ für Sikarin Hospital, 120 Betten, Eröffnung 2024

* Umrechnungskurs 1 US-Dollar = 34 Thai BahtQuelle: Pressemeldungen, Geschäftsberichte 2022


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