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Branchen | Thailand | Kfz-Zulieferindustrie

Neue Investitionsanreize für ausländische Automobilzulieferer

Thailand möchte eine heimische Zulieferindustrie für Elektrofahrzeuge aufbauen. Fertigung und Verkauf von Elektroautos reißen bereits chinesische Anbieter an sich.

Von Frank Malerius | Bangkok

Die staatliche Investitionsförderagentur Thailand Board of Investment (BOI) hat Anfang August 2024 neue Investitionsanreize für Joint Ventures von ausländischen und thailändischen Unternehmen aus der Automobilbranche verkündet. Diese werden für zwei Jahre von der Körperschaftssteuer (Corporate Income Tax) befreit, wenn sie bis Ende 2025 Investitionen in Höhe von mindestens 100 Millionen Baht (umgerechnet rund 2,9 Millionen US-Dollar) beim BOI anmelden. 

Förderung nur mit thailändischen Teilhabern

Die Regelung gilt für ausländische Unternehmen, die neu nach Thailand kommen. An ihren Joint Ventures muss der thailändische Partner eine Kapitalbeteiligung von nicht weniger als 30 Prozent halten. Sie gilt auch für ausländische Automobilunternehmen, die schon in Thailand aktiv sind und gemeinsam mit einem thailändischen Unternehmen investieren, das mindestens 30 Prozent des Kapitals an dem neu zu gründenden Gemeinschaftsunternehmen hält. Hier muss der thailändische Partner seit wenigstens drei Jahren bestehen. 

Ziel der neuen Regelung ist der Know-how-Transfer von ausländischen an thailändische Automobilzulieferer, denn von den Investitionen in Fertigungen von Elektrofahrzeugen sollen auch thailändische Zulieferer profitieren. Die mehr als 1.000 einheimischen Zulieferer stellen zumeist sogenannte Tier-2- und Tier-3-Komponenten her und damit Teile mit geringer Wertschöpfung. 

Die neuen Steueranreize des BOI gelten zwar auch für Technik von Verbrennerfahrzeugen. Die Zulieferer benötigen angesichts der von der Regierung eingeleiteten Mobilitätswende zu E-Autos aber dringend mehr Know-how in neuen Produktionsbereichen. 

Gemäß dem staatlichen 30@30-Ziel sollen 2030 bereits 30 Prozent der im Land produzierten Pkw rein batteriebetriebene E-Autos sein. Der Anteil ist noch auf einem geringen Niveau, aber neue Fahrzeugproduktionen entstehen. Diese werden nur gefördert, wenn vor Ort hergestellte kritische Komponenten wie Batterien in die Fahrzeuge eingebaut werden. 

Die staatlichen Hilfen tragen Früchte. Chinesischen Autokonzerne errichten und planen nun Fahrzeugproduktionen vor Ort und wollen bis zu 90 Prozent lokal produzierte Komponenten verwenden. Im August 2024 genehmigte der BOI auch den 29 Millionen US$ teuren Bau einer Batteriefabrik von Hyundai in Samut Prakan, einem südlichen Vorort von Bangkok. Schon 2026 soll die Produktion beginnen. 

China dominiert den Markt für Elektroautos

Noch werden vollelektrische Autos überwiegend importiert. In das Marktsegment der Elektroautos drängen vor allem Hersteller und Fahrzeuge aus China. Etwa 80 Prozent der auf den Straßen des Königreiches fahrenden E-Autos stammen aus dem Reich der Mitte. Alleine BYD, MG und Neta bedienen drei Viertel des Marktes.

Andere Hersteller kommen gegen die chinesische Konkurrenz nur schwer aus den Startlöchern. Im August 2024 sagte laut Presseberichten Tesla den Bau einer 5 Milliarden US-Dollar teuren E-Auto-Produktion in Thailand ab. Tesla setzt seine Verkaufsanstrengungen aber fort und führt mit dem BOI Gespräche über den Ausbau seiner Ladeinfrastruktur.

E-Autos auf dem Vormarsch

Thailand ist der größte Produzent und der zweitgrößte Absatzmarkt von Verbrennerfahrzeugen in Südostasien. Erfolge der E-Auto-Strategie stellen sich nun ebenfalls ein. Das Schwellenland ist der größte E-Auto-Verkaufsmarkt in Südostasien und will auch deren größter Hersteller werden. 

Der Kauf von Elektrofahrzeugen (Electric Vehicle, EV) wird über ein EV 3.5-Programm erfolgreich subventioniert. 2023 stieg der Anteil von E-Autos im Pkw-Segment fast aus dem Nichts auf 18 Prozent. Im 1. Halbjahr 2024 blieb dieser Anteil konstant.

Trotz des für ein Schwellenland vergleichsweise hohen E-Auto-Anteils an den Verkäufen ist der Weg zu einer Mobilitätswende in Thailand noch weit. Der Anteil von E-Autos am gesamten thailändischen Pkw-Bestand liegt erst bei etwa 1 Prozent. 

Der gesamte Kfz-Markt ist derzeit allerdings stark rückläufig. In den ersten sechs Monaten 2024 brachen die Kfz-Verkaufszahlen um ein Viertel gegenüber dem Vorjahreszeitraum ein. Im Gesamtjahr droht der schwächste Absatz seit 2009. Ein Grund ist, dass Banken sich bei der Vergabe von Autokrediten zurückhalten, denn die privaten Haushalte sind hochverschuldet.

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