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Pkw-Verkäufe in Thailand und Indonesien brechen ein
Gestiegene Finanzierungskosten dämpfen die zwei Hauptmärkte der ASEAN. Für 2023 stand in der Region bei Pkw-Verkäufen und -Produktion noch ein leichtes Plus zu Buche.
02.07.2024
Von Frank Malerius | Jakarta
In der Association of Southeast Asian Nations (ASEAN) zeichnet sich für 2024 ein deutlicher Rückgang des Automobilmarktes ab. Denn nach Angaben der ASEAN Automotive Federation (AFF) melden Thailand und Indonesien im 1. Drittel des Jahres Rückgänge von jeweils um die 20 Prozent bei Kfz-Produktion und -Verkäufen. Insbesondere das Pkw-Segment ist betroffen. Und das, obwohl sich beide Länder auf einem soliden Wachstumskurs befinden.
Hohe Finanzierungskosten für den Autokauf werden als Grund für die negative Entwicklung angegeben. In Thailand sind die Banken wegen der hohen Haushaltsverschuldung vorsichtiger mit der Kreditvergabe. In Indonesien ist die Finanzierung durch die Anhebung der Leitzinsen schwieriger geworden. Autokredite werden dort vor allem für den Kauf von Gebrauchtwagen verwendet. Für die gesamte ASEAN-Region steht von Januar bis April 2024 somit ein Marktrückgang von knapp 10 Prozent zu Buche.
Wachstum in Malaysia
Dagegen gab es im Jahr 2023 in der ASEAN ein leichtes Marktwachstum, zumindest im Pkw-Segment. Laut den erst im Juni 2024 erschienenen AAF-Zahlen für 2023 wurden insgesamt rund 2,3 Millionen Pkw verkauft. Das ist ein Plus von 3,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Werden die Nutzfahrzeuge (Nfz) mit einbezogen, so wurden in der ASEAN 2023 knapp 3,4 Millionen Kfz (ohne Motorräder) verkauft – ein Minus von 2 Prozent gegenüber 2022.
Produziert wurden 2,7 Millionen Pkw. Das entspricht einer Steigerung von 3,1 Prozent. Treibende Kräfte waren Malaysia und Thailand. Indonesien hingegen verzeichnete nach dem starken Plus von 2022 im Jahr 2023 leichte Einbußen.
Insgesamt wurden 2023 rund 4,3 Millionen Kfz produziert, ein Rückgang von 2 Prozent zum Vorjahreswert. Der Überschuss aus der Produktion geht vor allem in den Export. Hier sind Indonesien (bei Pkw-Exporten) und Thailand bei (Nutzfahrzeugexporten) die mit Abstand wichtigsten Akteure.
Größter Absatzmarkt ist Indonesien, auf das etwa 35 Prozent der regionalen Wirtschaftsleistung und mehr als 40 Prozent der Bevölkerung der ASEAN entfallen. Wichtigster Produktionsstandort ist Thailand, dank seiner großen Nutzfahrzeugproduktion, die drei Viertel dieses Segments in der ASEAN ausmacht. Im weltweiten Vergleich ist die ASEAN aber noch immer ein kleiner Markt: Nur etwa 3 Prozent der globalen Pkw-Produktion entfallen auf die Region mit ihren 670 Millionen Einwohnern. Allein die chinesische Pkw-Produktion ist zehnmal größer als die der ASEAN.
Die Hälfte der indonesischen Pkw-Produktion geht in den Export
Länderbezogen zeigte das Jahr 2023 eine heterogene Entwicklung. Die Kfz-Verkaufsmärkte sanken mit Ausnahme von Malaysia und den Philippinen überall deutlich. Im Pkw-Segment haben vor allem Malaysia und Thailand zugelegt. In Vietnam sticht ein Rückgang von 27,2 Prozent heraus. Dort hatte es allerdings im Jahr zuvor außerordentliche Wachstumsraten gegeben.
Auch in der gesamten Kfz-Produktion verzeichneten nur Malaysia und die Philippinen 2023 Zuwächse. Im Pkw-Segment überholte Malaysia erstmals den Konkurrenten Thailand. Nummer eins in der Pkw-Produktion bleibt allerdings Indonesien. Grund dafür ist die wachsende Exportfertigung der dortigen japanischen Hersteller. Erstmals führten sie mehr als eine halbe Million Pkw aus. Das entspricht 43 Prozent der gesamten indonesischen Pkw-Produktion. Inklusive der CKD-Bausätze (Completely Knocked Down) wurde sogar die Hälfte der Pkw-Fertigung des Archipels exportiert.
ASEAN für deutsche Kfz-Hersteller nur eine Nische
Deutsche Automobilhersteller exportieren jährlich nur wenige Zehntausend Einheiten in die ASEAN – etwa 1 Prozent der deutschen Automobilexporte. Größter Absatzmarkt war 2023 nach Angaben des Verbandes der deutschen Automobilindustrie (VDA) Thailand mit 11.000 deutschen Export-Pkw. Zum Vergleich: Nach China wurden im selben Zeitraum 216.000 Stück geliefert. In das kleine Südkorea immerhin 123.000 Einheiten. In den größeren ASEAN-Ländern haben die deutschen Hersteller eine CKD-Produktion. Sie entspricht nur einem Bruchteil der deutschen Pkw-Fertigung in der Volksrepublik.
Für die schwache deutsche Marktposition gibt es diverse Gründe. Vor allem die japanischen Hersteller haben den Mittelklassemarkt in den meisten ASEAN-Ländern fest besetzt. In Indonesien liegt ihr Marktanteil bei mehr als 95 Prozent. Sie haben weitgehend geschlossene Lieferketten, nur in wenigen Nischen ist eine deutsche Zulieferung bekannt. Für deutsche Luxusautos ist die Zielgruppe hingegen klein. Teure Premium-Pkw sind mit hohen Importabgaben belegt.
Wende zur Elektromobilität erst am Anfang
Auch eine schnelle Wende zur Elektromobilität ist in der ASEAN nicht in Sicht. Zwar wird diese in allen größeren ASEAN-Ländern politisch flankiert. Ansätze einer Wende gibt es vor allem in Thailand und Vietnam. In Indonesien hingegen machen E-Autos nur etwa 0,3 Prozent aller gemeldeten Pkw aus. Sie sind für die Mittelschicht schlicht zu teuer. In den ASEAN-Ländern ist zudem die Ladeinfrastruktur erst rudimentär ausgebaut. Mancherorts gibt es Stromengpässe und instabile Netze.
Die generellen Marktaussichten für deutsche Automobilhersteller in der ASEAN werden zumindest nicht schlechter. Denn die Wirtschaftsleistung der Region steigt jährlich real um durchschnittlich 5 Prozent. In der Folge wächst die Mittelschicht rasant. Für sie ist das eigene Auto Lebenstraum und Statussymbol.