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Wirtschaftsumfeld | Thailand | Außenhandel

Deutscher Außenhandel mit Thailand erreicht Rekord

Deutsche Unternehmen beschaffen immer mehr Waren aus Thailand. Ein Freihandelsabkommen mit der EU soll die Marktzugänge erleichtern.

Von Thomas Hundt | Bangkok

Der Außenhandel zwischen Deutschland und Thailand erreichte 2022 einen Rekordwert von 14,8 Milliarden US-Dollar (US$). Damit lag das Königreich auf Rang 37 der größten deutschen Handelspartner.

Handelsbilanzen unterscheiden sich

Weil der Euro 2022 gegenüber dem US-Dollar an Wert verlor, legten die Einfuhren der Bundesrepublik aus Thailand im vergangenen Jahr auf Euro-Grundlage mit einem Plus von 24 Prozent kraftvoller zu als auf US-Dollar-Basis (+11 Prozent). Das Handelsdefizit zwischen Deutschland und Thailand kletterte gemäß dem Statistischen Bundesamt (Destatis) auf einen Spitzenwert von 3,3 Milliarden US$.

Etwas anders rechnet die thailändische Zentralbank: Sie gibt die Importe aus Deutschland mit einem Wert von 6,1 Milliarden US$ an und beziffert die thailändischen Exporte in die Bundesrepublik auf 4,8 Milliarden US$. Somit erfasst die Zentralbank im Gegensatz zu Destatis im bilateralen Handel einen Überschuss von 1,3 Milliarden US$ zugunsten Deutschlands.

Asymmetrien in den Außenhandelsstatistiken liegen laut Destatis an unterschiedlichen Methoden. Das Ursprungsland kann sich vom Versendungsland bei der Erfassung von Importen unterscheiden. Auch die Grenzübergangswerte stimmen bei Berechnungen der Exporte in Deutschland und Erfassung der Importe im Ausland in der Regel nicht überein, denn die Statistikbehörden auf beiden Seiten registrieren verschiedene Transport- und Versicherungskosten, Zölle und Steuern.

Elektronikeinfuhren verzeichnen starkes Wachstum

Deutschland importiert aus Thailand überwiegend Elektronik. Der Anteil elektronischer Erzeugnisse an den Gesamtimporten 2022 wuchs auf fast 40 Prozent. Darunter machen Kathoden, Dioden, Transistoren, integrierte Schaltung und Mikrobausteine (SITC-Position 776) den Löwenanteil aus. Ihr Einfuhrwert lag 2022 bei 2,1 Milliarden US$, eine Erhöhung um 38 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Wichtigste deutsche Importe aus Thailand (in Millionen US-Dollar; Veränderung in Prozent)

SITC-Position

Warengruppe

2021

2022

Veränderung 2022/2021

0-9

Insgesamt

8.193

9.055

10,5

23

Rohkautschuk

127

121

-4,7

5

Chemie

152

158

3,9

65

Textilien

44

50

13,6

71-74

Maschinen

841

832

-1,0

75+76+776

Elektronische Erzeugnisse

3.061

3.563

16,4

77 minus 776

Elektrotechnik

590

694

17,6

78

Kfz

527

398

-24,5

87

Mess-/Regeltechnik

258

346

34,1

88

Feinmechanik/Optik

229

222

-3,0

Quelle: Destatis 2023

Thailand fertigt für Deutschland nicht nur elektronische Komponenten. Der Standort hat sich auch als Beschaffungsmarkt von Kfz-Teilen, Reifen, Erzeugnissen aus Gummi oder Kunststoffen, Maschinen und Metallteilen profiliert. Deutsche Einkäufer können an der Einkaufsinitiative Südostasien des BMWK-Markterschließungsprogramms teilnehmen, um Chancen in Thailand zu erkunden.

Deutsche Ausfuhren liegen unter ihrem Potenzial

Die deutschen Ausfuhren nach Thailand schrumpften nach Destatis-Angaben auf Dollar-Basis leicht um 2 Prozent. Auf Grundlage des Euros gab es ein Plus von 10 Prozent.

Die deutschen Exporte ins Königreich lagen 2022 auf Dollar-Basis unter ihrem Niveau von vor Covid-19. Daran dürfte sich auch 2023 zunächst wenig ändern. Konjunkturforscher gehen derzeit davon aus, dass die Gesamtimporte Thailands 2023 stagnieren oder sogar schrumpfen werden.

Der Lieferanteil der Bundesrepublik an den Gesamtimporten Thailands könnte aber höher sein. Er ging von 2018 bis 2022 von 2,7 auf 2 Prozent zurück. China gewann Anteile und lieferte 2022 über 24 Prozent aller Importwaren, die Länder des Verbands Südostasiatischer Nationen kamen auf 18 Prozent und Japan auf 11 Prozent der Gesamteinfuhren.

Deutsche Lieferungen von Ausrüstungen wie Maschinen gingen 2022 besonders stark zurück. Fachleute meinen, dass deutsche Maschinenbauerzeugnisse in Thailand und anderen südostasiatischen Märkten unterrepräsentiert seien und mehr Potenzial hätten. Chemische Erzeugnisse, darunter Arzneimittel, verzeichneten 2022 Zuwächse.

Wichtigste deutsche Exporte nach Thailand (in Millionen US-Dollar; Veränderung in Prozent)

SITC-Position

Warengruppe

2021

2022

Veränderung 2022/2021

0-9

Insgesamt

5.826

5.716

-1,9

71-74

Maschinen

1.295

1.121

-13,4

5

Chemie

1.405

1.470

4,6

  54

Arzneimittel

496

580

16,9

67

Eisen und Stahl

65

57

-12,3

68

Nichteisen-Metalle

190

217

14,2

77 minus 776

Elektrotechnik

501

477

-4,8

78

Kfz

638

562

-11,9

75+76+776

Elektronische Erzeugnisse

393

487

23,9

87

Mess-/Regeltechnik

338

316

-6,5

Quelle: Destatis 2023

EU verhandelt mit Thailand wieder über Freihandel

Verbesserte Marktzugänge und Investitionsbedingungen liegen im Interesse der deutschen und thailändischen Wirtschaft. Die EU und Thailand kündigten am 15. März 2023 an, dass sie Verhandlungen über ein ehrgeiziges, modernes und ausgewogenes Freihandelsabkommen (Free Trade Agreement, FTA) wiederaufnehmen. Die EU hatte 2014, nachdem das Militär in Thailand die Macht übernommen hatte, die Verhandlungen ausgesetzt.

Das Abkommen wird viele Bereiche neu regeln, wie den Marktzugang für Waren und Dienstleistungen, E-Commerce, Handel mit Energie und Rohstoffen, Investitionen, öffentliches Beschaffungswesen, gesundheitspolizeiliche und pflanzenschutzrechtliche Verfahren sowie Rechte des geistigen Eigentums.

Als kritische Bereiche für Thailand bezeichnet die Vereinigung europäischer Firmen (European Association for Business and Commerce) in Thailand unter anderem alkoholische Getränke und Arzneimittel sowie den Sortenschutz von Pflanzengattungen. Das Königreich gehört beispielsweise dem Internationalen Verband zum Schutz von Pflanzenzüchtungen nicht an.

Thailand möchte sein FTA-Netz in Europa ausbauen. Die Europäische Freihandelsassoziation (EFTA), welcher Island, Liechtenstein, Norwegen und die Schweiz angehören, und das thailändische Handelsministerium starteten bereits im Juni 2022 ihre erste Verhandlungsrunde über ein Abkommen.

Die Verhandlungen mit der EU dürften mehrere Jahre dauern. So benötigten die EU und Vietnam für ein Abkommen acht Jahre - vom Verhandlungsbeginn im Jahr 2012 bis zum Inkrafttreten des FTA im Jahr 2020.

Schub für Handel und Investitionen

Wenn das FTA in Kraft tritt, dürfte es gemäß einer Studie aus dem Jahr 2019 den Handel um bis zu 3 Prozent jährlich anheben. Der Warenhandel zwischen der EU und Thailand belief sich 2022 auf 42 Milliarden Euro. Der Handel mit Dienstleistungen lag 2020 bei über 8 Milliarden Euro.

Auch die Investitionen werden voraussichtlich steigen. Firmen aus der EU bildeten Ende 2022 mit einem Bestand von 30 Milliarden US$ nach Japan und Singapur die drittgrößten Investorengruppe in Thailand. Auf die EU entfielen rund 11 Prozent der gesamten ausländischen Direktinvestitionen in Thailand.

Für thailändische Direktinvestitionen ist die EU die drittwichtigste Zielregion, nach Südostasien und China (einschließlich Hongkong). Die 24 Milliarden US$ an thailändischen Direktinvestitionsbeständen in der EU entsprachen Ende 2022 ungefähr 14 Prozent der gesamten thailändischen Investitionen im Ausland.

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