Wirtschaftsumfeld | Thailland | Arbeitsmarkt, Lohn- und Lohnnebenkosten
Löhne und Gehälter
Löhne und Gehälter steigen vergleichsweise langsam. Sie fallen wegen der geringen Produktivität in einigen Bereichen aber zu hoch aus.
16.09.2024
Von Thomas Hundt | Bangkok
Die Löhne in Thailand liegen innerhalb Asiens auf einem mittleren Niveau. Thailändische Arbeitgeber bezahlten ihren Arbeitern und Angestellten 2023 durchschnittlich 476 US-Dollar (US$). Das Niveau lag deutlich über dem in Indien (240 US$) oder Vietnam (331 US$). Die Durchschnittslöhne in Malaysia (über 700 US$) und China (über 800 US$) übertreffen dagegen die Gehälter im Königreich.
Die Lohnsteigerungen sind geringer als in anderen Ländern. Das Statistikamt meldete im 1. Quartal 2024 in nationaler Währung Thai Baht für das gesamte Land sogar einen etwa gleichhohen Durchschnittslohn wie in den beiden Vorjahresquartalen.
Ausländische Arbeitgeber gewähren ihrem Personal hingegen deutliche Lohnzuwächse. Nach Angaben der japanischen Außenwirtschaftsorganisation JETRO erhöhten japanische Betriebe in Thailand ihre Grundgehälter 2023 um 3,8 Prozent und wollen 2024 circa 3,6 Prozent mehr zahlen. Aber selbst diese Zuwächse gehören gemäß JETRO zu den niedrigsten Steigerungen im Raum Asien-Pazifik.
Breite Streuung der Gehaltszuwächse
Personaldienstleister erstellen detaillierte Gehaltstabellen für einzelne Berufe und Branchen. Sie berichten 2023 und 2024 im Durchschnitt von Gehaltszunahmen von knapp 5 Prozent pro Jahr. Für 2025 erwarten ihre Umfragen bei Unternehmen im Schnitt einen ähnlich hohen Zuwachs. Die Zunahmen von Löhnen und Gehältern hängen gemäß dieser Gutachten von vielen Faktoren ab. Überdurchschnittliche Leistungen der Angestellten werden sowohl über höhere Grundgehälter als auch über Prämien vergütet – zum Beispiel mit zusätzlichen Monatsgehältern zum Jahresende.
Die Grundlöhne und -gehälter unterscheiden sich je nach Branche. Die Finanzwirtschaft, IT-Firmen und internationale Organisationen zahlen die höchsten Gehälter. Am unteren Ende stehen Löhne in der Land- sowie Bauwirtschaft und der Gastronomie.
Branche | Monatslohn |
---|---|
Informations- und Kommunikationsleistungen | 894 |
Finanz- und Versicherungswesen | 808 |
Strom-, Gas-, Wärme- und Kälteversorgung | 748 |
Transport und Lagerhaltung | 528 |
Wasserversorgung, Abfallwirtschaft | 497 |
Durchschnittslohn | 476 |
Verarbeitendes Gewerbe | 465 |
Groß- und Einzelhandel, Reparatur von Kfz | 413 |
Gastgewerbe, Beherbergung und Gastronomie | 390 |
Baugewerbe | 358 |
Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei | 205 |
Die betrieblichen Niveaus und Lohnsteigerungen können innerhalb einzelner Branchen unterschiedlich ausfallen. Betriebe eines Sektors schließen in der Regel keine einheitlichen Tarifverträge ab, auch weil nur sehr wenige Arbeitende in Gewerkschaften organisiert sind. Die Gründung von und die Mitgliedschaft in Gewerkschaften ist zwar gesetzlich garantiert. Allerdings sind die tatsächlichen Mitbestimmungsrechte beschränkt. Die Internationale Arbeitsorganisation meint, dass auch deshalb nur wenige Beschäftigte in Gewerkschaften organisiert sind.
Wirtschaftsforscher bezeichnen die Verhandlungsmacht von Angestellten und Arbeitern in einfachen Positionen als gering. Sie streiken sehr selten und die Lohnerhöhungen fallen im regionalen Vergleich gering aus.
Arbeitskräfte sind über Vergütungen gut informiert
Arbeitgeber sollten beachten, dass die Beschäftigten sich über Löhne, Gehälter und Prämien unterhalten. Das Gehaltsgefüge darf nicht zu weit auseinanderfallen.
Position | Monatslohn |
---|---|
Führungskraft | 932 |
Personal mit akademischer Ausbildung | 845 |
Techniker:in | 688 |
Durchschnittslohn | 476 |
Unterstützende Bürokraft | 482 |
Anlagen- und Maschinenbediener:in, Montagekraft | 416 |
Dienstleistungs- und Verkaufskraft | 388 |
Handwerker:in | 384 |
Hilfskraft | 273 |
Fachkraft in der Land-, Forst- und Fischwirtschaft | 201 |
Mindestlohn für Geringqualifizierte
Hilfskräfte erhielten 2023 im Schnitt nur einen Grundlohn von 273 US$ pro Monat, den Arbeitgeber über Prämien und Zulagen aufstocken. Zum Beispiel gibt es Zuschüsse für Sonderschichten und schwere Tätigkeiten.
Wanderarbeitende aus dem Inland sowie Gastarbeitende aus dem Ausland bekommen bei einfachen Tätigkeiten nur den Mindestlohn, der seit Januar 2024 je nach Provinz zwischen umgerechnet 9,1 und 10,2 US$ pro Tag liegt. Die Regierung und paritätisch besetzte Kommissionen diskutieren regelmäßig, in welcher Höhe die Mindestlöhne angepasst werden können. Das Arbeitsministerium schlug Mitte 2024 eine Anhebung des Tagesmindestlohns auf 11 US$ vor.
Erfahrung zahlt sich aus
Neben der Führungsverantwortung spielt die Berufserfahrung eine wichtige Rolle für eine höhere Entlohnung. Erwerbstätige und Jobsuchende werden nicht zu hart verhandeln, weil sie nicht arbeitslos werden wollen. Berufseinsteiger erhalten bei schwachen Vorkenntnissen zunächst geringe Vergütungen. Sie erwarten aber nach ein, zwei Jahren der Betriebszugehörigkeit deutliche Anpassungen nach oben. Werden diese nicht gewährt, versuchen sie über einen Jobwechsel höhere Gehälter zu erreichen.
Gesetzliche Sozialleistungen reichen nicht aus
Unternehmen müssen alle Mitarbeitende beim Social Security Office melden. Dort waren im April 2023 rund 11,7 Millionen Arbeitnehmende sozialversichert. Die sozialen Leistungen in der Privatwirtschaft sind im Vergleich zum öffentlichen Dienst gering.
Die gesetzliche Sozialversicherung umfasst eine Kranken-, Renten- und Arbeitslosenversicherung, die nur wenig kostet. Die monatliche Bemessungsobergrenze der Versicherungsbeiträge liegt bei 15.000 Baht (rund 415 US$). Bei Beitragssätzen von jeweils 5 Prozent zahlen Arbeitgebende und -nehmende zusammen also maximal 1.500 Baht (42 US$) pro Monat ein.
Rentenversicherung (Arbeitgeberanteil) | 3 |
Krankenversicherung / Abgabe für Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und Mutterschutz (Arbeitgeberanteil) | 1,5 |
Arbeitslosenversicherung (Arbeitgeberanteil) | 0,5 |
Die Leistungen bei Arbeitslosigkeit, im Krankheitsfall, bei Schwangerschaft, bei Invalidität oder im Todesfall fallen entsprechend niedrig aus. Arbeitgeber übernehmen daher bei Krankheitsfällen einen Teil der Kosten oder schließen private Zusatzversicherungen für ihre Mitarbeitenden ab.
Auch die gesetzlichen Renten fallen gering aus und die Familien müssen privat vorsorgen. Gesetzlich Rentenversicherte können ab einem Alter von 55 Jahren Rentenauszahlungen beantragen oder Arbeitgeber schließen mit ihnen Verträge mit längeren Laufzeiten ab. Staatsbedienstete gehen erst mit 60 Jahren in Pension.