Branchen | USA | Öl- und Gasfördertechnik, Sensortechnik
Fossile Energien sind in den USA wieder in Mode
Förderung und Export von Öl und insbesondere Gas sollen langfristig kräftig steigen. Mit Rückenwind aus dem Weißen Haus dürften die Investitionen in den Sektor deutlich zunehmen.
31.03.2025
Von Roland Rohde | Washington, D.C.
Bereits unter Präsident Joe Biden durchlief der amerikanische Öl- und Gassektor eine kleine Renaissance. Zwar setzte er stark auf die Dekarbonisierung der Wirtschaft. Doch zugleich peilte Biden eine Ausweitung der Energieexporte an. Seine Anfang 2024 verkündete Aussetzung der Genehmigung neuer LNG-Exportterminals bewerteten Analysten als weitgehend folgenlose Symbolpolitik.
Nach dem Amtswechsel im Weißen Haus ist ein solches Greenwashing nicht mehr nötig. Donald Trump setzt unverhohlen auf den Öl- und Gassektor. Bereits am ersten Amtstag – dem 20. Januar 2025 – unterzeichnete er mehrere Anweisungen ("executive orders") zur Förderung des Sektors.
In der Weisung "Declaring a National Energy Emergency" erklärt Trump, dass die aktuelle Förderung und Entwicklung im Energiesektor nicht für den nationalen Bedarf ausreichten und die Behörden alle notwendigen Maßnahmen zur Überwindung des Problems anwenden sollten. Im Rahmen der Order "Unleashing American Energy" soll die Förderung und Erforschung fossiler Energieressourcen gepusht werden.
Sektor wird von Deregulierungen profitieren
Bei den beiden Ordern handelt sich um allgemein formulierte Anweisungen, die von den zuständigen Behörden in Durchführungsvorschriften überführt werden müssen. Zudem muss sich zeigen, ob nicht auch die US-Abgeordneten oder die Bundesstaaten für konkrete Schritte ihre Zustimmung geben müssen. Ebenso ist mit Klagen zu rechnen, wie bereits die ersten Amtswochen zeigten.
Selbst wenn nur ein kleiner Teil der Maßnahmen umgesetzt wird: Der Öl- und Gassektor kann darauf hoffen, dass Genehmigungsverfahren verkürzt sowie bisherige Beschränkungen zur Förderung und Erforschung von Öl und Gas in geschützten Gebieten in den Vereinigten Staaten und vor ihren Küsten aufgehoben werden.
Die Investitionsbereitschaft der Branche dürfte damit deutlich steigen. Sie fiel 2024 recht verhalten aus. Zwar erwirtschafteten viele Öl- und Gasfirmen Rekordgewinne. Doch Börsenanalysten und Investoren übten einen starken Druck auf die Gesellschaften aus, die Aktieninhaber stärker an den Gewinnen teilhaben zu lassen und dafür die Investitionen zu reduzieren.
Zugleich investierten Erdöl- und Gasfirmen ihr Geld auch in regenerative Energien, um ihr Geschäftsmodell zu diversifizieren und ihr Image aufzupolieren. Doch damit dürfte vorerst Schluss sein. Der Wind in den Vereinigten Staaten hat sich gedreht und die großen Konzerne stellen sich, wie es scheint, in Windeseile auf die neuen Verhältnisse ein.
Stark steigende Exporte treiben Investitionen an
Laut dem Marktforschungsunternehmen Fortune Insight hatte der US-Markt für Bohrtechnik 2024 ein Volumen von 14,2 Milliarden US-Dollar (US$). Bis 2032 könnte es auf 22,4 Milliarden US$ zulegen. Eine stetig steigende Förderung und die stark wachsenden Exporte erfordern kräftige Investitionen.
Für den Zeitraum 2022 bis 2038 geht die U.S. Energy Information Administration von einer Verdopplung der Gasexporte aus. Dies geht aus dem 2023 veröffentlichten Energy Outlook hervor. Gemessen an den Nettoausfuhren, also Exporte abzüglich der Importe, rechnet die Behörde sogar mit einer Verdreifachung.
In der im Frühjahr 2025 anstehenden Aktualisierung der Studie könnten die Kurven – zumindest in den Amtsjahren Trumps – nochmals steiler nach oben gehen. Laut der im Februar 2025 veröffentlichten kurzfristigen Prognose sollen die entsprechenden Ausfuhren allein zwischen 2024 und 2026 um ein Drittel steigen.
Doch die Bohrungen werden technisch immer anspruchsvoller, denn Schiefergas und -öl sind nicht mehr so einfach zu fördern wie noch vor einem Jahrzehnt. Entsprechend steigen die Anforderungen an die Technik und damit deren Preis. Den größten Förderzuwachs versprechen zudem aufwendige Offshore-Projekte.
Konzerne engagieren sich im Golf von Mexiko
So will beispielsweise Chevron laut Pressemeldung vom Oktober 2024 seine Ölförderung im Golf von Mexiko bis 2026 verdoppeln. Shell nahm Anfang 2025 die nach eigenen Angaben größte Förderplattform in Betrieb, die "Whale". Bis 2028 soll eine weitere Anlage gleichen Designs ("Sparta") ihre Produktion aufnehmen.
Amerikanische Ausrüster haben eine starke Position im US-Markt. Laut IBIS World gab es 2023 in den USA rund 450 Anbieter von Bohr- und Fördertechnik mit rund 30.000 Angestellten. Branchenprimus mit einem Marktanteil von 20 Prozent war Haliburton. Es folgten National Oilwell Varco (NOV) mit gut 11 Prozent und Baker Hughes mit knapp 9 Prozent.
Dennoch ergeben sich auch Marktchancen für ausländische Anbieter. Die US-Einfuhren von Bohrtechnik erreichten 2024 laut Angaben der U.S. International Trade Commission einen Wert von gut 1,7 Milliarden US$, ein Minus von 11 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, aber immer noch doppelt so viel wie 2020.
Zulieferchancen bei Sensortechnik
Hinzu kommen die Importe für entsprechende Mess- und Sensortechnik, die 2024 um 4 Prozent auf deutlich über 6 Milliarden US$ stiegen. In den Zahlen sind allerdings auch Lieferungen enthalten, die für andere Branchen als die Öl- und Gasindustrie bestimmt waren, etwa für den Bergbau oder Gasversorger.
Deutsche Firmen haben im Bereich Bohrtechnik gegenüber der US-Konkurrenz mit ihrer langjährigen Erfahrung einen schweren Stand. Die Lieferungen in die USA summierten sich 2024 auf gut 140 Millionen US$. Ihr Wettbewerbsvorteil liegt bei Sensortechnik für den Öl- und Gasbereich. Die entsprechenden Exporte erreichten 2024 einen Rekordwert von rund 640 Millionen US$.
Land | Insgesamt, davon | Bohrtechnik | Sensortechnik *) |
---|---|---|---|
Mexiko | 2.116,2 | 157,4 | 1.958,8 |
China | 962,8 | 180,1 | 782,7 |
Deutschland | 783,5 | 141,6 | 641,9 |
Kanada | 684,4 | 323,7 | 360,7 |
Japan | 480,2 | 61,3 | 418,9 |
Vereinigtes Königreich | 337,2 | 39,0 | 298,2 |
Frankreich | 243,9 | 52,3 | 191,6 |
Italien | 259,4 | 182,9 | 76,5 |
Taiwan | 206,9 | 0,8 | 206,1 |
Zölle auf Stahl und Aluminium machen Bohrtechnik teurer
Die Einführung von US-Zöllen in Höhe von 25 Prozent auf sämtliche Stahl- und Aluminiumeinfuhren dürfte sich in der Öl- und Gasbranche negativ bemerkbar machen. Bohrtechnik, die vielfach aus den beiden Metallen besteht, wird teurer werden. Während die USA gut ein Viertel des Bedarfs an Stahl importieren müssen, liegt die Quote bei Aluminium bei circa 80 Prozent.