Branchen | USA | Bergbau und Rohstoffe
US-Bergbau investiert in effizienzsteigernde Technologien
Nach dem Rekordjahr 2023 tritt die Branche auf die Kostenbremse. Beim Sparen sollen neue Maschinen und Technologien helfen. Die Importabhängigkeit bei seltenen Erden bleibt hoch.
28.02.2024
Von Roland Rohde | Washington, D.C.
Das Jahr 2023 bescherte dem US-Bergbau Rekordeinnahmen. Doch er hatte auch mit Herausforderungen zu kämpfen. Vor allem der Fachkräftemangel machte ihm zu schaffen. Allerdings zeichnet sich hier 2024 eine leichte Besserung ab. Gleichzeitig treten die Arbeitgeber beim Personal auf die Kostenbremse. Mit Hilfe von Effizienzmaßnahmen und Investitionen in neue Maschinen und Technologien soll sich das Ergebnis pro Kopf verbessern.
Dieser Trend besteht laut einer Studie des Marktforschungsunternehmens IBIS World schon länger, hat sich seit 2020/2021 aber deutlich beschleunigt. So sank der Anteil der Personal- an den Gesamtkosten deutlich, während die Ausgaben für Materialien und Technologien stiegen. Unterstützt wird der Prozess durch die Konsolidierung innerhalb der Branche. Die Firmen werden immer größer und finanzkräftiger.
Beide Trends sollen auf absehbare Zeit anhalten. Das verspricht gute Absatzchancen für Anbieter von Bergbautechnologie. Auch ausländische Unternehmen dürften hiervon profitieren. Denn es gibt zwar starke einheimische Wettbewerber und "Made in America" gewinnt an Bedeutung, doch ist die US-Konkurrenz vor allem bei Universalmaschinen gut aufgestellt. Bei auf Kundenwünsche angepassten Spezialanlagen hingegen klaffen Lücken.
Maschineneinfuhren rasant gestiegen
Die US-Einfuhren von Bau- und Bergbaumaschinen beliefen sich 2023 laut der U.S. International Trade Commission hochgerechnet auf 22,9 Milliarden US-Dollar (US$), ein Plus von rund 23 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Gegenüber 2021 ergab sich sogar eine Steigerung von gut 60 Prozent. Dieses Wachstum ist zwar vor allem auf den stark gestiegenen Bedarf von Seiten des Tiefbaus zurückzuführen. Die USA bauen ihre Infrastruktur massiv aus. Der Bergbau dürfte aber ein zusätzlicher Wachstumstreiber gewesen sein.
Japan ist traditionell der mit Abstand wichtigste Zulieferer von Branchenmaschinen. Auf Rang 2 folgt China, dann kommt Deutschland. Die US-Brancheneinfuhren "Made in Gemany" wuchsen 2023 hochgerechnet um 27 Prozent auf 2,1 Milliarden US$. Damit konnte Deutschland seinen Lieferanteil ausbauen und den Abstand zur Volksrepublik deutlich verringern. Für 2024 ist mit einem weiterhin lebhaften Geschäft zu rechnen.
Die Importzahlen zeigen eines sehr deutlich: Die großen US-Konjunkturprogramme haben die Nachfrage nach Investitionsgütern aus dem Ausland massiv befördert. Protektionistische Maßnahmen wie Mindestquoten für lokale Wertschöpfungsanteile ("local content") erwiesen sich dabei vielfach als stumpfe Waffe. Mangels qualifizierter inländischer Anbieter sind die USA auf Importe angewiesen.
Rohstoffproduktion rauf, Kohleförderung runter
Laut dem U.S. Geological Review 2024 stieg die wertmäßige Produktion des Bergbaus (ohne den Erdöl- und -gassektor) in den USA 2023 nominal um rund 3 Prozent auf knapp 137 Milliarden US$. Gegenüber 2020 ergab sich ein Plus von nahezu 40 Prozent. Ein großer Teil dieses Wachstum ist allerdings auf Preiseffekte zurückzuführen: Die Jahre 2021 und 2022 waren durch starke Anstiege bei den Rohstoffnotierungen gekennzeichnet.
Der Anteil der Kohlesparte am Output des gesamten Bergbaus lag 2023 bei knapp einem Viertel. Er dürfte in den nächsten Jahren stetig, aber relativ langsam sinken. Die USA wollen zwar aus der Kohleverstromung aussteigen, lassen sich dafür aber Zeit. Laut der U.S. Energy Information Agency wird sich die entsprechende Stromproduktion zwischen 2023 und 2029 halbieren. Falls Donald Trump im November 2024 abermals zum Präsidenten gewählt wird, könnte der Prozess auch langsamer verlaufen.
Bergbau bei seltenen Erden preislich nicht wettbewerbsfähig
Insgesamt beschäftigte der Bergbausektor mit seinen nachgelagerten Industrien laut der Behörde 2023 fast 1,4 Millionen Menschen. Unter Tage selbst arbeiteten nur knapp 200.000 Angestellte. Ihr durchschnittlicher Monatslohn summierte sich auf 7.800 US$, eine Steigerung von nahezu einem Fünftel gegenüber 2020. Angesichts solcher Gehälter sowie der im weltweiten Vergleich hohen Sicherheits- und Umweltstandards ist in vielen Sparten eine einheimische Förderung nicht wettbewerbsfähig.
Indikator | Wert |
---|---|
Anzahl Firmen (2022), davon | 13.359 |
Übertage-Minen | 12.151 |
Untertage-Minen | 554 |
Produktionswert (2023, in Milliarden US$) | 136,5 |
Mitarbeiter (2023, in 1.000), davon | 1.361 |
in Minen | 191 |
Exporte (2022, in Milliarden US$) 2) | 35,5 |
Importe (2022, in Milliarden US$) 2) | 15,8 |
Nicht umsonst konzentrieren sich die Bergbaukonzerne auf einige profitable Bereiche, so dass die heimische Rohstoffversorgung zum Teil große Lücken aufweist. Laut dem U.S. Geological Survey bestand 2023 bei 20 Mineralien eine Importabhängigkeit von mehr als 95 Prozent. Vielfach handelte es sich dabei um seltene Erden aus China.
Die hohe Abhängigkeit von China hat in Washington schon vor Jahren die Alarmglocken schrillen lassen. So erließ der damalige Präsident Donald Trump im Dezember 2017 eine Executive Order, woraufhin das Innenministerium 2018 eine Liste mit 35 kritischen Rohstoffen erstellte. Im Februar 2023 – unter der Biden-Administration – erweiterte der U.S. Geological Survey die Liste auf 50.
Rohstoffstrategie blieb weitgehend ergebnislos
Doch große Folgen hatten diese Strategien nicht. Die Erschließung neuer Lagerstätten oder die Wiederinbetriebnahme stillgelegter Minen dauert viele Jahre und ist für die Kapitalgeber mit hohen Risiken verbunden. In US-Medien gibt es nur ab und zu Berichte über neue Funde. Eine massenhafte Neueröffnung von Minen für seltene Erden fand nicht statt. Ein Vergleich der jährlichen Reports des U.S. Geological Survey zeigt: Zwischen 2017 und 2023 gab es nur eine marginale Verringerung der Importabhängigkeit. Auch die Lieferquellen konnten nur geringfügig diversifiziert werden.
Produkt | geförderte Menge | Anteil an der Weltproduktion |
---|---|---|
Eisenerz | 44.000 | 2 |
Salz | 42.000 | 16 |
Gips | 22.000 | 14 |
Phosphat | 20.000 | 9 |
Sodaasche | 11.000 | 17 |
Kupfer | 1.100 | 5 |
Zink | 750 | 6 |
Magnesium | 420 | 2 |
Blei | 270 | 6 |
Auf absehbare Zeit dürfte sich der US-Bergbau weiterhin auf seine Kernkompetenzen fokussieren. Auch regional ist innerhalb der USA mit keinen nennenswerten Verschiebungen zu rechnen. Größter Bergbaustandort bleibt – selbst wenn der Erdöl- und -gassektor nicht eingerechnet wird – Texas. Daneben spielen die westlichen Bundesstaaten Kalifornien, Nevada und Arizona eine bedeutende Rolle.