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USA: Fußball-WM beflügelt die Hotelbranche

Die Anzahl der Hotelprojekt in den USA erreicht bereits lange vor der WM einen Rekordwert. Daraus ergeben sich auch Geschäftschancen für deutsche Spezialanbieter.

Von Roland Rohde | Bonn

Im Zuge der Fußball-Weltmeisterschaft 2026 wird in den USA nicht nur in die Modernisierung der Stadien oder der Verkehrsinfrastruktur investiert. Auch Gast- und Freizeitgewerbe legen nach. Die zu erwartenden Besucher wollen nicht nur Spiele sehen, sondern auch essen, feiern, einkaufen und übernachten. Die Auswirkungen dürften zwar nicht im gesamten Land zu spüren sein. Doch die elf Austragungsorte rechnen mit einer Sonderkonjunktur.

Die Nachrichtenplattform Capital Analytics Associates erwartet beispielsweise für Philadelphia 450.000 bis 500.000 zusätzliche Touristen. Das ist für die Stadt mit ihren gerade einmal 1,6 Millionen Einwohnern eine mit der aktuell vorhandenen Fremdenverkehrsinfrastruktur nur schwer zu bewältigende Anzahl. Insgesamt sollen die Besucher gut 260 Millionen US-Dollar (US$) in der Stadt verkonsumieren. Den gesamte ökonomischen Zugewinn beziffert Capital Analytics Associates auf 460 Millionen US$.

Atlanta plant riesigen Mischkomplex

Nun lohnt es sich nicht für einen wenige Wochen dauernden Event Hunderte von Hotels zu bauen, die anschließend leer stehen. Doch die Städte können durch Hinweis auf die Spiele potenzielle Kapitalgeber überzeugen, ein angedachtes Projekt tatsächlich umzusetzen. In Atlanta entsteht etwa unmittelbar neben dem Mercedes-Benz-Stadion (dem Austragungsort) ein riesiger Gebäudekomplex mit Privatwohnungen, Büros, Einzelhandelsfläche, Restaurants und Hotels. Die Investitionskosten belaufen sich auf 5 Milliarden US$. Pünktlich zur WM 2026 soll die Eröffnung stattfinden.

Fast 5.500 Häuser befinden sich in den USA in der Pipeline. Damit sind sie vor China der größte Hotelmarkt der Welt

Auch der Hotelsektor dürfte bei der einen oder anderen Investitionsentscheidung die WM mitberücksichtigt haben. Nach Angaben von Lodging Econometrics befanden sich in den USA zum Ende des 4. Quartals 2022 fast 5.500 Projekte mit rund 650.000 Zimmer in der Pipeline. Alleine 2023 werden mehr als 600 neue Häuser ihre Tore eröffnen. Weltweit und gemessen an der Anzahl der Vorhaben lagen die Vereinigten Staaten damit deutlich vor China auf Rang eins. Gegenüber dem Vorjahresquartal kam dies zudem einer Steigerung von 14 beziehungsweise 12 Prozent gleich.

WM-Austragungsorte mit besonders vielen Hotelprojekten

Zwar dürfte auch das Ende der Coronapandemie bei dem Anstieg eine Rolle gespielt haben. Doch einiges spricht dafür, dass die WM nicht unwichtig war. Augenfällig ist zumindest, dass besonders viele Vorhaben an Austragungsorten zu finden sind. So lagen Dallas und Atlanta mit zusammengerechnet rund 320 Hotelprojekten auf Rang eins und zwei der Weltrangliste. Los Angeles landete mit mehr als 120 Vorhaben auf dem vierten Platz. In New York befanden sich (zum Ende des 3. Quartals 2022) gut 100 Projekte in der Pipeline.

Hotelprojekte in den USA (Ende 4. Quartal 2022)

Anzahl Projekte

Zimmeranzahl

Insgesamt, davon

5.465

650.626

  Dallas

176

20.790

  Atlanta

145

18.100

  Los Angeles

122

19.419

  New York*

102

17.805

*Ende 3. Quartal 2022Quelle: Lodging Econometrics 2023

Die genauen Investitionskosten für die Vorhaben werden nicht genannt. Da die geplanten Häuser aber im Durchschnitt rund 120 Zimmer haben, handelt es sich um eine beachtliche Summe, die sich im mittleren bis höheren zweistelligen Milliarden-US-Bereich bewegen dürfte. Welche Geschäftschancen ergeben sich daraus für deutsche Anbieter? Beim Bau der Hotels dürften vor allem einheimische Anbieter den Zuschlag kommen. Sie haben wesentlich bessere Kontakte und Geschäftsbeziehungen.

Zulieferchancen im Bereich Gebäudetechnik

Etwas anders sieht es bei der Ausstattung der Häuser mit Gebäudetechnik (insbesondere Schalt-, Aufzugs-, Klima- oder Sicherheitstechnik) aus. Das US-Marktvolumen für Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik etwa belief sich 2020 auf rund 20 Milliarden US$. Es war allerdings coronabedingt um 21 Prozent zum Vorjahr zurückgegangen, dürfte inzwischen aber wieder das Vorkrisenniveau erreicht beziehungsweise überschritten haben. Auch bei Möbeln oder Großküchenausstattungen ergeben sich Chancen.

Wo es nur wenige einheimische Konkurrenten gibt, können sich allerdings Wettbewerber - insbesondere aus Fernost - tummeln. Allerdings hat insbesondere die Marke "Made in China" einen immer schlechteren Ruf, selbst wenn der Außenhandel an Waren zwischen den USA und dem Reich der Mitte 2022 einen Rekordwert erreichte. Im Bereich Klimatechnik etwa spielen neben den US-amerikanischen Herstellern (Lennox, Nortek, Trane und Johnson Controls) Bosch Thermotechnik, Daikin Industries und Yazaki (beide Japan), Danfoss (Dänemark) und Gree (China) ein Rolle.

Energieeffizienz wird immer wichtiger

Das Thema Gebäudeeffizienz spielt eine immer größere Rolle. Sie wird mit Hilfe von Subventionen und Steuererleichterungen gefördert. Daneben fungieren gesetzliche Vorgaben - zum Beispiel Baunormen - als Markttreiber. Sie variieren je nach Bundesstaat. Auch ökonomische, soziale und technische Trends, wie das steigende Nachhaltigkeitsbewusstsein der Verbraucher und die Integration von IT-Lösungen, fördern das Marktwachstum. Es gibt aber Unterscheide zwischen den einzelnen Bundesstaten. Eine Vorreiterrolle nimmt Kalifornien ein. Dort müssen seit 2023 Gebäude entweder mit einer hocheffizienten Wärmepumpe ausgestattet sein oder höhere Anforderungen an die Energieeffizienz erfüllen.

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