US-Importe von Klimatechnik auf Rekordkurs

Der amerikanische Markt für Wärme-, Kälte- und Lüftungstechnik hat 2023 eine Durststrecke durchlaufen, die vor allem auf den schwachen Wohnungsbau zurückzuführen war. Doch 2024 standen die Zeichen wieder auf Wachstum. Laut dem Air-Conditioning, Heating, and Refrigeration Institute legte der Umsatz von Branchengeräten (ohne Luftreiniger oder -befeuchter) hochgerechnet um rund 7 Prozent auf insgesamt 22,5 Millionen Geräte zu. Damit lag das Geschäft aber immer noch deutlich unter dem Rekordergebnis von 2022.

Für die kommenden Jahre gehen praktisch alle Marktforschungsunternehmen davon aus, dass der Aufschwung anhält. Doch die Vorhersagen liegen teils deutlich auseinander. Grand View Research beziffert das Marktvolumen für 2023 auf gut 32 Milliarden US-Dollar (US$) und erwartet für 2030 einen Wert von rund 50 Milliarden US$. Das entspräche einem jährlichen Wachstum von nominal gut 7 Prozent. IBIS World prognostiziert für den Zeitraum einen Anstieg von 52 Milliarden auf knapp 62 Milliarden US$. Das jährliche Wachstum von knapp 3 Prozent läge damit wohl nur knapp oberhalb der allgemeinen Preissteigerungsrate.

Brancheneinfuhren steigen zweistellig

Zumindest 2025 dürften die Wachstumsraten eher im Bereich von 7 Prozent liegen. Dafür sprechen die sehr gute Wirtschaftslage und die lebhafte Baukonjunktur. So sagt der Internationale Währungsfonds (IWF) eine Zunahme des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von real 2,7 Prozent voraus. Der Wert der neu begonnenen Bauprojekte soll 2025 gemäß dem Dodge Construction Forecast um nominal 8,6 Prozent zulegen. 

Auch die Zollstatistik spiegelt – zumindest in der Vergangenheitsbetrachtung – ein kräftiges Wachstum wider. So stiegen die Brancheneinfuhren in den ersten elf Monaten 2024 um knapp 11 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum, berichtet die International Trade Commission. Bis zum Dezember dürften sie einen Wert von rund 32,5 Milliarden US$ erreicht haben.

Die deutschen Branchenlieferungen in die USA legten von Januar bis November 2024 um gut 12 Prozent zu und dürften sich auf das Jahr hochgerechnet auf rund 1,5 Milliarden US$ summieren. Gegenüber 2020 käme das einer Steigerung um nahezu zwei Drittel gleich. Selbst preisbereinigt ergibt sich laut Inflationsrechner des US-Arbeitsministeriums ein Plus von rund 40 Prozent. 

Deutsche Anbieter brillieren in Nischen

Laut Grand View Research sind der Wohnungsbau, der Industriebau und der sonstige gewerbliche Hochbau jeweils für rund ein Drittel des Branchenumsatzes verantwortlich. Dabei spielt gemäß IBIS World das Neubaugeschäft eine relativ geringe Rolle. Auf Renovierungen und Modernisierungen entfallen nahezu drei Viertel des Branchenumsatzes.

Deutsche Anbieter spielen im Massengeschäft und damit im Wohnungsbaubereich kaum eine Rolle. Sie liefern vor allem Spezialtechnologie in die USA. Für sie ergeben sich Zulieferchancen etwa bei Krankenhäusern oder öffentlichen Gebäuden. Großes Absatzpotenzial hat auch das produzierende Gewerbe, das eine äußerst rege Bautätigkeit aufweist. Zugleich treibt die künstliche Intelligenz den Strom- und Kühlungsbedarf von Rechenzentren massiv nach oben. 

Große Anbieter dominieren das Geschäft

Insgesamt gab es 2024 laut IBIS World in den Vereinigten Staaten 1.300 Hersteller von Klimatechnik, die knapp 130.000 Mitarbeiter beschäftigen. Die Branche ist gekennzeichnet durch einen sehr hohen Konzentrierungsgrad. Die drei größten Anbieter – Trane Technologies, Carrier und Johnson Controls – brachten es auf einen prognostizierten Marktanteil von zwei Dritteln. 

Die führenden ausländischen Unternehmen in den USA sind Bosch Thermotechnik, Danfoss, Daikin Industries, Gree und Yazaki. Carrier übernahm im Frühjahr 2023 die Sparte Viessmann Climate Solutions der deutschen Viessmann Group. Durch diese Akquisition will die US-Firma zum Technologieführer im Bereich Wärmepumpen aufsteigen. Der dortige Nachholbedarf ist gigantisch: Laut der nationalen Energiebehörde nutzten 2024 in den wärmeren Zonen – an den Küsten sowie im Süden und Südwesten – erst 15 bis 20 Prozent der Haushalte Luftwärmepumpen. Im kälteren Norden und Mittleren Westen lag die Quote sogar nur bei 3 Prozent. Erdwärmepumpen sind in den USA nahezu unbekannt.

Trumps Politik könnte das Geschäft durcheinanderwirbeln

Die US-Branchenhersteller haben bereits vor Jahren große Teile ihrer Fertigung – insbesondere arbeitsintensive Schritte – in sogenannte Niedriglohnländer verlagert. Eine der größten Zielregionen für die Direktinvestitionen war Mexiko. Ein gutes Drittel der US-Brancheneinfuhren kommt daher aus dem Nachbarland. Bei Klimageräten beträgt die Quote sogar rund die Hälfte. Ein weiterer wichtiger Lieferant ist China. 

Das Importgeschäft könnte 2025 aber durcheinandergewirbelt werden. Trump will Kanada und Mexiko ab dem 1. Februar 2025 mit einem Zoll von 25 Prozent belegen. Dies kündigte er zumindest an seinen ersten Amtstagen an. China drohte er mit einer Abgabe von 10 Prozent. Wenn er seine Ankündigungen wahr macht, müssten US-Verbraucher mit stark steigenden Preisen für Klimatechnik rechnen.

Auch Trumps Skepsis gegenüber dem Klimawandel dürfte das Geschäft negativ beeinflussen. Er könnte Initiativen der Biden-Administration bezüglich Energieeffizienz rückgängig machen, beispielsweise die Advanced Building Construction Initiative (ABC) oder die Energy, Emissions and Equity (E3) Initiative, die jeweils unter der Federführung des Energieministeriums laufen. Das dürfte allerdings keinen allzu großen Einfluss auf die amerikanische Gesamtnachfrage nach Klimatechnik haben, da die Programme relativ klein sind.