Wirtschaftsumfeld | USA | Investitionsklima
Gute Geschäfte für deutsche Unternehmen in den USA
Deutsche Firmen blicken optimistisch auf ihr US-Geschäft, zeigt eine aktuelle Umfrage. Der wachsende US-Markt sichert auch Arbeitsplätze in Deutschland. Doch nicht alles ist rosig.
27.02.2024
Von Roland Rohde | Washington, D.C.
Deutsche Unternehmen in den USA erwarten mit großer Mehrheit steigende Umsätze und wollen ihr Engagement vor Ort ausbauen. Das sind die Hauptergebnisse einer Umfrage der Deutsch-Amerikanischen Handelskammern (AHK) in den USA. Mehr als 200 Unternehmen hatten sich im Januar 2024 daran beteiligt. Die meisten von ihnen kommen aus dem verarbeitenden Gewerbe. Rund 40 Prozent verfügen über eine Fertigung in den USA.
Laut der Umfrage gehen 91 Prozent für 2024 von wachsenden Umsätzen aus. Daher wollen bis 2026 rund 97 Prozent ihre Investitionen vor Ort ausweiten. Diese Angaben decken sich, wenn auch nicht ganz in dem Ausmaß, mit Einzelgesprächen, die Germany Trade & Invest mit Firmenvertretern in den USA führte. Der Fokus der geplanten Investitionen liegt laut der Studie in der Ausbildung sowie dem Bau neuer Fertigungskapazitäten. Forschung und Entwicklung spielen hingegen eine Nebenrolle.
Deutschland drittgrößter Investor in den USA
Auch die amtlichen Statistiken spiegeln ein starkes deutsches Engagement wider. Nach Angaben des U.S. Bureau of Economic Analysis war Deutschland in den Jahren 2020 bis 2022 der drittgrößte Investor nach Japan und Kanada. Mehr als die Hälfte der deutschen Direktinvestitionen flossen in die verarbeitende Industrie.
Als Hauptgründe für die Präsenz und den Ausbau der Kapazitäten vor Ort nannten rund 90 Prozent der befragten Unternehmensvertreter die Größe des Marktes. Sie wollen mit ihrer Produktion näher am Kunden sein, um ihre Produkte besser und schneller an die lokale Nachfrage anpassen zu können. Staatliche Subventionen spielten kaum eine Rolle.
Jedes zweite Unternehmen leidet unter Fachkräftemangel
Allerdings gibt es auch Anlass zur Sorge. So leidet mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen unter einem Fachkräftemangel. Gegenüber der letzten Studie von 2023 ging der Wert nur marginal zurück. Dafür hellte sich die Stimmung an anderen Stellen deutlich auf: So hatten sich 2023 noch viele Firmen um die Inflation und Störungen der Lieferketten gesorgt. Ihre Anzahl war 2024 deutlich zurückgegangen.
Politische Unsicherheit kein großes Thema
Überraschend ist, dass sich 2024 nur knapp ein Viertel der Befragten über politische Unsicherheiten Sorgen macht. Im November stehen die Präsidentschaftswahlen an und es zeichnet sich ein Wahlsieg von Donald Trump ab. Er liegt zum Jahresbeginn in den meisten Umfragen vor Joe Biden, der mit historisch niedrigen Zustimmungswerten zu kämpfen hat. Doch hinter vorgehaltener Hand berichten viele Unternehmensvertreter, dass sie unter Trump weitgehend ungestört ihren Geschäften nachgehen konnten.
2024 | Veränderung 2024/2023 | |
---|---|---|
Fachkräftemangel | 57 | -5 |
Inflation/Kostensteigerungen | 33 | -23 |
Marktunsicherheit | 30 | -13 |
Politische Unsicherheit | 24 | 2 |
Steigender Wettbewerbsdruck | 21 | 4 |
Probleme bei Lieferketten | 21 | -23 |
Visaprobleme | 20 | k.A. |
Handelskonflikte | 7 | -7 |
Tatsächlich dürfte es bei einem Machtwechsel im Weißen Haus zu keiner allzu großen Änderung der US-Wirtschafts- und Handelspolitik kommen. Biden hatte die von Donald Trump angestoßenen protektionistische Marschrichtung weitgehend fortgeführt. An die Stelle von Zöllen traten nicht tarifäre Handelshemmnisse, vor allem Quoten für lokale Wertschöpfungsanteile ("local content") im Rahmen der großen Konjunkturpakete wie dem Inflation Reduction Act (IRA).
Konjunkturprogramme treiben die Investitionsgüternachfrage
Der IRA, so die Befürchtungen in Europa, könnte die Abwanderung von Produktion und Arbeitsplätzen befördern. Tatsächlich haben die Programme eine enorme Nachfrage nach Investitionsgütern ausgelöst, was auch im Ausland zu spüren war. In den USA fehlen in so manchen Sparten - etwa beim Maschinenbau - lokale Anbieter. Daher müssen die Vereinigten Staaten zwangsweise auf Einfuhren setzen. Der "local content" hat sich oftmals als stumpfe Waffe erwiesen.
Davon profitierten vor allem deutsche Exporteure. Ihre Lieferungen in die USA erreichten laut Destatis im Jahr 2023 nach einem leichten Anstieg gegenüber dem Vorjahr den Rekordwert von 158 Milliarden US-Dollar. Damit lagen die Vereinigten Staaten mit Abstand auf Rang 1 der wichtigsten Exportmärkte.
Die Exporte in die anderen großen Absatzmärkte waren dagegen rückläufig. So sanken die Ausfuhren nach China um 9 Prozent; auch in wichtige EU-Länder wie Frankreich, die Niederlande und Polen gingen die Exporte zurück.
Nur sehr wenige verlagern Fertigung von Deutschland in die USA
Zudem kommt die AHK-Umfrage zu dem Ergebnis, dass die großen Konjunkturprogramme in den USA den Standort Deutschland eher stärken. Rund 40 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, dass die Geschäftsausweitung in den USA zu einer Ausweitung von Beschäftigung, Produktion sowie Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten in Deutschland geführt hat. Produktionsverlagerungen in die USA gab es nur bei 9 Prozent der Unternehmen.
Oft fahren deutsche Unternehmen eine Doppelstrategie: So erfolgen in den USA relativ einfache Montage-, Anpassungs- oder Verpackungsschritte, mit deren Hilfe sich lokale Wertschöpfungsquoten beziehungsweise Voraussetzungen für das Siegel "Made in America" erreichen lassen. Die Kernkomponenten werden hingegen in Deutschland gefertigt. Dort findet auch die Forschung- und Entwicklung statt.
Das hat einen weiteren Grund: In den USA fehlt es an ausreichend qualifiziertem Personal. So existiert beispielsweise keine öffentliche Facharbeiterausbildung. Probleme gibt es auch beim Angebot an Ingenieuren. Es ist in den USA nicht besonders erstrebenswert, in der verarbeitenden Industrie zu arbeiten. Die besten Köpfe gehen lieber in die Finanz- oder IKT-Welt.