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Usbekistan investiert massiv in seine Kfz-Industrie

Usbekistan will die Produktion von Kfz auf mehr als eine Million Fahrzeuge jährlich verdoppeln. Vor allem E-Mobile sollen den Zuwachs sichern.

Von Uwe Strohbach | Taschkent

Usbekistans Kfz-Markt steht unter einem guten Stern. Eine junge, wachsende Bevölkerung und die zunehmende Urbanisierung treiben die Absatzzahlen in die Höhe. Um der Nachfrage gerecht zu werden und die heimische Industrie zu stärken, investiert das Land in die Modernisierung und den Ausbau seiner Fahrzeugproduktion.  

Zudem punktet Usbekistan mit günstigen Rahmenbedingungen für den Export in Nachbarmärkte. Zu nennen ist das Freihandelsregime mit Ländern der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) sowie den Ländern Georgien und Turkmenistan.

Mehrere ausländische Automobilbauer prüfen daher gegenwärtig, ob sie in Usbekistan Autos produzieren. Darunter sind die Unternehmen Anhui Coronet (China) und Perusahaan Otomobil (Proton, Malaysia). Für deutsche Unternehmen bieten sich vor allem in der Zulieferindustrie gute Geschäftschancen.

Holding Uzavtosanoat plant Projekte für mehr als 400 Millionen US-Dollar 

In den Jahren 2024 bis 2026 wollen die Unternehmen der staatlichen nationalen Holding für Automobilbau Uzavtosanoat etwa 450 Millionen bis 500 Millionen US-Dollar (US$) in Modernisierungs- und Ausbauprojekt investieren, davon etwa 150 Millionen US$ im Jahr 2024. So heißt es in dem Ende 2023 verabschiedeten mittelfristigen Geschäftsplan. 

Die mittelfristig geplanten Investitionen fließen unter anderem in:

  • Erneuerung von Chevrolet Fahrzeugmodellen im Unternehmen UzAuto Motors (darunter allein 67 Millionen US$ in die Erneuerung des Modells Chevrolet Cobalt; geplanter jährlicher Ausstoß von 150.000 Einheiten ab 2026/2027),

  • weitere Modernisierung von Produktionsanlagen von UzAuto Motors, 

  • Produktion neuer Motoren in der Gesellschaft UzAuto Motors Powertrain,

  • Ausbau der jährlichen Kapazität von UzAuto Motors auf 500.000 Pkw, gegenüber knapp 400.000 im Jahr 2023, 

  • Produktion von E-Mobilen und Hybridfahrzeugen in Kooperation mit dem chinesischen Fahrzeugbauer BYD, 

  • Erhöhung der eigenen Wertschöpfungsanteile, des sogenannten Local Content, an der Produktion in den Unternehmen von Uzavtosanoat (inklusive der Ersatzteilproduktion) von heute knapp über 50 Prozent auf mindestens 60 Prozent.

Darüber hinaus setzt Uzavtosanaot seine laufenden und neuen Projekte für die Pkw-Montage in Kasachstan, Kirgisistan und Aserbaidschan fort. 

UzAuto Motors ist der Platzhirsch im usbekischen Fahrzeugbau

Zur Branchenvereinigung gehören die im Land dominierende Pkw-Schmiede UzAuto Motors, der usbekisch-japanische Hersteller von Bussen und mittelschweren Lastern SamAuto MChJ, der Produzent von Nutzfahrzeugen des Typs VW Caddy Jizzax Auto, das neue usbekisch-chinesische Joint Venture für Elektrofahrzeuge BYD Uzbekistan Factory, rund 20 größere Zulieferbetriebe und etwa 30 Dienstleister der Fahrzeugbranche. 

Die Fahrzeuge von UzAuto Motors basieren auf der Automobilplattform Global Emerging Market von General Motors. Die wertmäßige Produktion von Uzavtosanoat betrug im Jahr 2023 rund 5,5 Milliarden US$. Sie soll 2024 um gut 8 Prozent steigen. Letztere Angaben schließen die überschaubare Sparte Landmaschinen mit ein. 

UzAuto Motors ist die größte Fahrzeugschmiede in der GUS

UzAuto Motors war 2023 mit einem Ausstoß von 395.395 Pkw das zweite Jahr in Folge Spitzenreiter unter den Automobilbauern im postsowjetischen Raum.

Die Ränge zwei und drei belegten laut der Agentur Promrating (Moskau) der russische Pkw-Hersteller AwtoWAS (374.077 Einheiten; Hauptmarke Lada) und die Gesellschaft Haval Motor Manufacturing Rus (99.000 Einheiten), eine russische Tochter des chinesischen Fahrzeugbauers Great Wall Motor. 

Es folgten Fabriken in Kasachstan (Allur, 82.854 Einheiten) und Belarus (BelGee, 65.000 Einheiten).

Neue Initiative für mehr E-Mobile und Hybridfahrzeuge 

In der langfristigen Strategie für die soziökonomische Entwicklung Usbekistans (Usbekistan 2030) peilt die Regierung spätestens für das Jahr 2030 einen Ausstoß von bis zu einer Million Pkw an, gegenüber rund 420.000 im Jahr 2023. 

Davon sollten 300.000 Einheiten auf Elektro- und Hybridfahrzeuge entfallen. Im März 2024 hat die Regierung diese Marke auf bis zu 500.000 Fahrzeuge nach oben korrigiert. Hinter der Aufstockung steht ein Kooperationsprojekt, das Uzavtosanoat mit dem chinesischen Automobilbauer BYD Company Ltd. realisiert. Für das Vorhaben werden 160 Millionen US$ veranschlagt. 

Die Montagekapazität des Joint Ventures BYD Uzbekistan Factory soll schon im Jahr 2024 50.000 Einheiten erreichen und später schrittweise auf bis zu 500.000 Wagen steigen. In der Perspektive ist ein lokaler Wertschöpfungsanteil von bis zu 60 Prozent angepeilt. An dem Joint Venture sind Uzavtosanoat mit 60 Prozent und BYD Europe B.V. mit 40 Prozent beteiligt. 

Abgerundet wird die E-Mobility-Initiative von einem Programm für den Ladesäulenausbau, welches die usbekische Regierung im Frühjahr 2024 ankündigt hat. 

Automobilcluster ADM Global hegt ehrgeizige Ausbaupläne 

Der wichtigste Branchenakteur außerhalb von Uzavtosanoat ist der expandierende Pkw-Hersteller ADM Jizzakh (ADM Global). In der Freien Wirtschaftszone Jizzakh montiert das Unternehmen Pkw und Kleintransporter der ausländischen Marken Kia, Renault, Chery und Lada sowie künftig auch Wagen der Marke Haval. 

Für 2024 rechnet ADM Jizzakh mit einem Ausstoß von mindestens 40.000 Fahrzeugen, gegenüber circa 25.000 Einheiten im Vorjahr. Im Mai 2024 startet auf einer komplett neuen Anlage die Montage des Crossover-SUV Kia Sonet. Die Produktionslinie verfügt über eine jährliche Kapazität von insgesamt bis zu 100.000 Fahrzeugen.

Das Unternehmen hegt ambitionierte Pläne, die Fertigungskapazitäten bis 2030 auf jährlich bis zu 300.000 Fahrzeuge auszuweiten und den Local Content massiv zu erhöhen. Zudem soll voraussichtlich noch 2024 der Bau einer Fabrik für die Montage von E-Mobilen und Hybridfahrzeugen starten. Sie soll in einer ersten Phase über eine jährliche Kapazität von bis zu 50.000 Einheiten verfügen.

Kfz-Branche hat eine Kehrtwende vollzogen

Usbekistans Automobilwirtschaft entwickelt sich dynamisch. Das war nicht immer so: Viele Jahre war die Kfz-Industrie gebeutelt von übermäßigem Protektionismus und staatlichem Dirigismus. Erst mit der Liberalisierung und Marköffnung im Jahr 2017 kam Bewegung in die Branche. 

Seitdem wächst das Interesse lokaler Hersteller von Fahrzeugen und Komponenten an der Kooperation mit ausländischen Partnern. Schwachstellen sind unter anderem das nachlassende Reformtempo sowie weiterhin hohe Subventionen für Uzavtosanoat von Seiten der Regierung. 

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