Usbekistan lockt ausländische Franchisegeber ins Land

In das Geschäftskonzept Franchising kommt seit dem Start umfassender Wirtschaftsreformen im Jahr 2017 viel Bewegung. Ausländische Franchisegeber erkunden den usbekischen Markt und bewerten die Umsatzpotenziale. Diese Analysen führen zunehmend zu Vertragsabschlüssen mit lokalen Partnern.

Das Distributionssystem verbreitet sich inzwischen über die klassischen Franchisebranchen wie Hotel- und Gaststättengewerbe sowie Handel hinaus. Dies gilt für Bereiche wie Bildung, Touristik/Freizeit, Lieferdienste, Gesundheit, Autovermietung und Softwarelösungen. 

Viele ungenutzte Chancen gibt es in den Geschäftsfeldern Kfz-Dienste, Produktion und Handel mit Baustoffen sowie Waren und Dienstleistungen für Kinder. In diesen Sektoren schlummert für Franchisekonzepte aus Deutschland viel Geschäftspotenzial.

Demografische und wirtschaftliche Entwicklung begünstigt Franchising

Für die wachsende Verbreitung des Franchisings gibt es handfeste Gründe. So sehen viele junge und karrierebewusste Menschen im Beitritt zu Franchisesystemen eine günstige Alternative für den Sprung in die Selbständigkeit. Die Vertriebsform hat für sie viele Vorteile: Sie können sich auf ein erprobtes Geschäftskonzepts verlassen und eine etablierte Produkt- oder Dienstleistungsmarke nutzen.

Zudem wird Franchising als Geschäftsmodell durch zahlreiche weitere Faktoren angekurbelt. Dazu zählen die robuste Entwicklung der usbekischen Wirtschaft, die steigenden Realeinkommen der Bevölkerung, verbesserte unternehmerische Rahmenbedingungen und lokale Finanzierungsangebote.

Auch verspricht eine junge und sich dynamisch entwickelnde Bevölkerung wachsende Absatzchancen für Waren und Dienstleistungen aller Art. Ende Juli 2024 lebten in Usbekistan rund 37 Millionen Menschen und die Bevölkerung wächst jährlich um fast 800.000 Menschen. Das Durchschnittsalter beträgt 29 Jahre, im Vergleich zu 44,6 Jahren in Deutschland.

Herstellerfranchising mit Fokus auf Markenwaren besonders willkommen

Die Regierung hat im August 2024 eine Initiative für das Produktionsfranchising von Markenwaren verabschiedet. Ihr Ziel ist es, in Usbekistan die Produktion von Markenerzeugnissen nach Vorgaben und Herstellungsverfahren ausländischer Partner auszuweiten. Mit diesem Geschäftsmodell will das Land seine komparativen Vorteile im verarbeitenden Gewerbe nutzen und mehr bedarfsgerechte und hochwertige Produkte vorwiegend für den Export herstellen.

Hauptansprechpartner der Initiative sind die Handels- und Industriekammer und das Ministerium für Investitionen, Handel und Industrie. Die Kammer erstellt alljährlich elektronische Listen mit weltweit führenden Markenprodukten, die künftig in Usbekistan hergestellt werden könnten. Für Verhandlungen mit internationalen Markenherstellern und -händlern sowie die Projektvorbereitung sollen ausländische Berater gewonnen werden.

Der Staat unterstützt vielversprechende einheimische Unternehmen, die ausländische Markenprodukte herstellen möchten, bei der Umsetzung ihrer Projekte. Er übernimmt beispielsweise die Kosten für die Einführung internationaler Standards, die ökologische Zertifizierung und die Erlangung eines Konformitätszertifikats.

Franchising-Verband ist erste Anlaufstelle für interessierte Unternehmen

Der im Jahr 2022 gegründete Franchising-Verband Usbekistans (Uzfranchise) unterstützt Franchising-Akteure aus dem In-und Ausland bei der Markterschließung und der Anpassung des Geschäftsmodells an lokale Marktgegebenheiten. Er führt mehrmals im Jahr in der usbekischen Hauptstadt Taschkent internationale Ausstellungen für Franchising und Vertrieb durch (Franchising & Distribution Expo Uzbekistan und Central Asian Franchising & Business Expo). Hier können Franchisesysteme ihre Konzepte vorstellen und Franchisegeber Kontakte zu potenziellen Master- oder Einzel-Franchisenehmern knüpfen.

Tipps für die Vermeidung von Fallstricken im Franchisegeschäft

Ausländische Franchisegeber, die nach Usbekistan expandieren wollen, sollten sich vor Ort eine professionelle landes- und branchenspezifische Marktanalyse sowie eine Standortbeurteilung (Umfeldanalyse) erstellen lassen, empfehlen die Experten von Uzfranchise. Eine rechtliche Beratung und Begleitung beim Markteinstieg, einschließlich der Vertragsgestaltung mit dem Franchisenehmer durch eine mit dem Geschäftsmodell vertraute Anwaltskanzlei, sei ebenfalls unerlässlich. Nur so lassen sich die in Usbekistan noch bestehenden Defizite im Rechtsschutz, in der Steuerverwaltung und bei der Regulierung von Grundstücksrechten kompensieren und Entscheidungen über eine Verletzung von Vereinbarungen (Rechte und Pflichten beider Partner) zweifelsfrei treffen.

Anfragen zur Seriosität usbekischer Franchisenehmer können an den Franchising-Verband oder die Handels- und Industriekammer gerichtet werden. Auch das Büro der Delegation der deutschen Wirtschaft für Zentralasien, die Gesellschaft German Industry and Commerce mit Sitz in Taschkent, kann kontaktiert werden. Bei der Bewertung der finanziellen Lage und der bisherigen Geschäftstätigkeit des Unternehmens sollten Anwaltskanzleien eingeschaltet werden.

Für Franchisepartner, die islamische Grundsätze befolgen, ist sicherzustellen, dass die Investitionen den Prinzipien des Islams entsprechen (Halal) und alle Transaktionen transparent offengelegt werden. Zudem muss die mit dem Franchise verbundene Lieferkette im Einklang mit den islamischen Ernährungsgesetzen stehen und es müssen ethische Beschäftigungspraktiken angewendet werden. Diese Erfordernisse schlagen sich in letzter Zeit immer häufiger darin nieder, dass Franchiseverträge doppelt erstellt werden - in einer weltlichen und einer Scharia-konformen Form.