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Branchenstruktur
In den VAE gibt es keine signifikante Produktion medizinischer Geräte. Lokale Hersteller bieten nur Verbrauchsmaterialien oder einfachen Krankenhausbedarf an.
28.05.2024
Von Heena Nazir | Dubai
Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) verfügen über ein umfassendes, größtenteils staatlich finanziertes Gesundheitssystem, das seiner Bevölkerung einen hohen Standard bietet. Nach Einschätzungen des Marktforschers Fitch Solutions ist die stationäre Versorgung in den Krankenhäusern der VAE am weitesten entwickelt. In den letzten zehn Jahren wurde aber auch viel in die Primärversorgung und Rehabilitation investiert. Viele Einrichtungen befinden sich auf Weltspitzenniveau, so die Experten.
Indikator | Wert |
---|---|
Einwohnerzahl (2023 in Mio.) | 9,5 |
Bevölkerungswachstum (2022 in % p.a.) | 0,8 |
Altersstruktur der Bevölkerung (2020) |
|
Anteil der unter 14-Jährigen (in %) | 17,9 |
Anteil der über 65-Jährigen (in %) | 2,1 |
Durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt (in Jahren) | 79 |
Durchschnittseinkommen (2022 in US$) | 53.708 |
Gesundheitsausgaben pro Kopf (2021 in US$) | 2.306 |
Anteil der Gesundheitsausgaben am BIP (2021 in %) | 5 |
Ärzte/10.000 Einwohner (2022) | 32,2 |
Zahnärzte/10.000 Einwohner (2022) | 9,1 |
Krankenhausbetten/10.000 Einwohner (2022) | 19 |
Von staatlicher Unterstützung bis zu umfassenden Versicherungen
Für das Jahr 2024 sind im Bundeshaushalt der Emirate umgerechnet etwa 1,4 Milliarden US$ für das Gesundheitswesen eingeplant, was einem Anteil von 8 Prozent der Gesamtausgaben entspricht. Zusätzlich zu diesen zentralen Mitteln stellen auch die Haushalte der sieben Emirate eigene finanzielle Ressourcen für das Gesundheitswesen bereit.
Die Finanzierung des Gesundheitssystems in dem Golfstaat wird durch staatliche Unterstützung, Pflichtversicherungen und privaten Versicherungsbeiträgen generiert. Den Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge wurden im Jahr 2021 etwa 64 Prozent der Gesundheitsausgaben durch staatliche Mittel finanziert, mit der Prognose, dass dieser Anteil bis 2027 auf 70 Prozent ansteigen wird. Dies deutet auf eine künftig verstärkte staatliche Rolle im Gesundheitswesen hin.
Parallel dazu sinkt der Anteil der privaten Finanzierung: Machte dieser 2021 noch 36 Prozent der Gesundheitsausgaben aus, wird erwartet, dass er bis 2027 auf 30 Prozent fällt. Dieser Rückgang soll durch die zunehmende Übernahme der Kosten durch staatlich unterstützte Versicherungsprogramme kompensiert werden.
Versicherungsschutz für alle
Die obligatorische Krankenversicherung, die zuvor nur in Abu Dhabi und Dubai galt, wurde Ende März 2023 auf alle sieben Emirate ausgedehnt. Diese Versicherungssysteme können bis zu 100 Prozent der Behandlungskosten für die Versicherten abdecken, unterstützt durch die Zusammenarbeit von privaten Unternehmen und öffentlich-privaten Partnerschaften (PPP). Ein erheblicher Teil der privaten Gesundheitsausgaben entfällt auf freiwillige Versicherungen.
Arbeitgeber sind dazu angehalten, für alle Angestellten, die ein Monatseinkommen von weniger als 4.000 AED (VAE-Dirham; ungefähr 1.090 US-Dollar) haben, eine Basis-Krankenversicherung abzuschließen. Arbeitnehmer mit höherem Einkommen haben in der Regel einen umfassenderen Gesundheitsschutz.
Unterschiedliche Zuständigkeiten in den einzelnen Emiraten
Das föderale Gesundheitsministerium reguliert den Gesundheitssektor in allen Emiraten, wobei Abu Dhabi und Dubai eigene Gesundheitsbehörden mit lokalen Politiken haben.
Emirat | Organisation | Dienstleistungen |
---|---|---|
Nationale Behörde und Abu Dhabi | Ministry of Health and Prevention (MoHP) | Reguliert die Gesundheitsdienste, setzt Politik und Richtlinien um |
Abu Dhabi | Department of Health (DOH) | Zuständig für die Lizenzierung und Qualitätskontrolle im Gesundheitssektor |
Abu Dhabi | Abu Dhabi Health Services Company (SEHA) | Betreibt Krankenhäuser und Kliniken, bietet umfassende Gesundheitsdienste an |
Dubai | Dubai Health Authority (DHA) | Verwaltet das Gesundheitswesen in Dubai, inklusive öffentlicher und privater Einrichtungen |
Dubai | Dubai Healthcare City Authority (DHCA) | Reguliert das medizinische Cluster und Freihandelszone von Dubai Healthcare City |
Restliche Emirate | Emirates Health Authority | Koordiniert Gesundheitsdienste und -politik über die restlichen Emirate |
Die Zentralbank der VAE übernahm 2021 die Aufsichtsrolle für den Versicherungssektor. Nach den neuesten verfügbaren Daten der Zentralbank stiegen die Bruttobeitragseinnahmen für die Krankenversicherung im 1. Halbjahr 2023 um 22,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 3,8 Milliarden US$. Es wird erwartet, dass die Prämien im Prognosezeitraum von 2023 bis 2028 stetig steigen werden, angekurbelt durch die Einführung der obligatorischen Versicherung in den gesamten Emiraten. Sharia-konforme Takaful-Krankenversicherungsprämien machen etwa 10 Prozent des Krankenversicherungsmarktes aus. Dabei handelt es sich um Versicherungsformen, die den Prinzipien des islamischen Rechts, der Sharia, entsprechen.
Lokale Produktion soll ausgebaut werden
Das Angebot lokal hergestellter Medizintechnik ist gering. Der Markt wird überwiegend durch Importe gedeckt. Wichtig für den Absatzerfolg ist die Qualität des lokalen Vertreters, von dem die Kunden auch einen hervorragenden After-Sales-Service erwarten.
Zwei bedeutende Produzenten sind die Abu Dhabi Medical Devices Company (ADMD) und Dodhy's Medical Limited in Sharjah. Das Produktionsprogramm von ADMD besteht vor allem aus Spritzen, Kanülen sowie Infusions- und Transfusionssets. Dodhy's stellt unter anderem Gasdruckregulatoren, Durchflusszähler, Terminal Units, Deckenstativsysteme und Bettenversorgungseinheiten her.
Zukünftig möchten die VAE im Medizintechniksektor als Produktions- und Forschungsstandort eine wichtigere Rolle einnehmen. In diesem Zusammenhang wurden die Bedingungen für ausländische Investitionen verbessert. Die Regierung der VAE hat bereits Ende 2018 das Gesetz Nr. 19/2018 über ausländische Direktinvestitionen (FDI) verabschiedet. Im Jahr 2019 wurde das Commercial Law überarbeitet. Das Gesetz erlaubt in ausgewählten Sektoren- unter anderem auch für Medizintechnik - ausländische Beteiligungen an emiratischen Kapitalgesellschaften von bis zu 100 Prozent. Heute ist kein lokaler Mehrheitspartner (mindestens 51 Prozent) mehr erforderlich.